Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Ulrich Krökel zum Ukraine-Konflikt
Geschrieben am 28-07-2014 |
Regensburg (ots) - Die Ukraine kommt nicht zur Ruhe, auch nach der
Tragödie von Flug MH17 nicht. Wie kann das sein? Immer wieder ist in
der europäischen, besonders der deutschen Debatte zu hören, die EU
und die USA trügen eine entscheidende Mitschuld an der Eskalation.
Der Westen bedrohe Russland, kreise das Land ein und wolle sich die
Ukraine einverleiben. Dies aber ist der Grundirrtum einer mitunter
gespenstischen Diskussion. Die EU hat in den vergangenen 25 Jahren
wenig Interesse daran gezeigt, die Ukraine oder auch Georgien und
Moldawien eng an sich zu binden. Als strategischer Partner galt stets
Russland. Brüssel hat 2004, im Jahr der EU-Osterweiterung, panikartig
auf die prowestliche Kiewer Revolution in Orange reagiert. "Bloß
keine neuen Beitrittskandidaten!", lautete die Devise. Die oft
beschworenen Assoziierungsabkommen mit postsowjetischen Staaten waren
eine Verlegenheitslösung. Kremlchef Wladimir Putin seinerseits hat in
seinen ersten Amtszeiten bis 2008 stets betont, er habe nichts gegen
einen EU-Beitritt der Ukraine einzuwenden. Allein in der Nato sah er
den Dämon. Man kann das verstehen. Allerdings war das Nato-Thema
2013, am Vorabend der Ukraine-Krise, vom Tisch. Deutschland und
Frankreich stoppten nach dem Georgien-Krieg 2008 alle Ambitionen der
Nato im Osten. Der neue US-Präsident Barack Obama stampfte die Pläne
für eine Raketenabwehr in Polen und Tschechien ein. Putin jedoch fuhr
2012 im Zuge seiner Rückkehr ins Präsidentenamt der Schreck in die
Glieder, als in Moskau Zehntausende gegen seinen autoritären
Herrschaftsanspruch demonstrierten. Kurz zuvor hatte der arabische
Frühling zahlreiche Regime ähnlicher Machart hinweggefegt. In dieser
Lage war es nicht der Westen, sondern der prorussische (!)
ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch, der 2013 mit hoher Energie
auf den Abschluss des Abkommens mit der EU drängte. Als Putin merkte,
dass sein kleptokratischer Kumpel in Kiew nach Westen steuerte, zog
er die Notbremse. Er drohte mit Wirtschaftskrieg und erpresste
Janukowitsch persönlich. Das Assoziierungsabkommen scheiterte. Die
Maidan-Revolution brach los, weil die Menschen in der Ukraine genug
von Korruption und Willkürherrschaft hatten. Sie strebten aus
Eigenantrieb einer EU zu, die sie gar nicht haben wollte. So gesehen
ist die Ukraine-Krise die Folge eines gigantischen
Missverständnisses.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
539511
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Pascal Durain zum Mollath-Prozess Regensburg (ots) - Es kam, wie es kommen musste in einem Prozess,
in dem der Angeklagte mehr will, als nur freigesprochen zu werden.
Gustl Mollath will die Verhandlung um jeden Preis selbst steuern.
Mollath will Wiedergutmachung, seine Rehabilitation dadurch erlangen,
dass sämtliche Verwicklungen und Intrigen, die gegen ihn gesponnen
worden seien, aufgedeckt werden. Aber in einem Strafprozess geht es
darum, über das zu entscheiden, was in der Anklageschrift steht. Und
dort steht: Freiheitsberaubung, gefährliche Körperverletzung,
Sachbeschädigung. mehr...
- Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Nebenverdiensten - Der Anspruch des Wählers Ravensburg (ots) - Nebenverdienste von Abgeordneten sind nicht per
se verwerflich. Volksvertreter, die durch einen Beruf Kontakt zur
Realität außerhalb des Parlaments halten, wissen im Zweifel über die
Probleme in Wirtschaft und Gesellschaft besser Bescheid. Allerdings
ist fast eine Million Euro, wie sie Peter Gauweiler verdient, zu viel
und gefährdet die gewissenhafte Ausübung des Mandats.
Der Wähler hat Anspruch darauf, über seine Vertreter Bescheid zu
wissen. Dazu gehört auch eine detaillierte Aufschlüsselung von deren
Einnahmen, mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Moralische Inbrunst
Kommentar von Theo Westermann Karlsruhe (ots) - Das Bewahren deutscher Arbeitsplätze, von
rüstungstechnischer Kernkompetenz, um handlungsfähig zu bleiben -
zählt das alles nichts? Frankreich und Großbritannien springen mit
ihrer Rüstungsindustrie gerne in jede Lücke, die Deutschland
bereitwillig öffnet. Gewonnen ist dann gar nichts, die Welt ist nicht
sicherer geworden, die deutschen Arbeitsplätze verloren, aber das
Gewissen ist rein. Das ist offenbar die neue Arbeitsteilung in
Europa, die manchen vorschwebt.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: Betreuungsgeld Stuttgart (ots) - Von diesem Freitag an bekommen all jene
monatlich 150 statt 100 Euro, die das staatliche Angebot
frühkindlicher Bildung und Erziehung nicht nutzen wollen. Da passt
es, dass gerade jetzt eine Studie lanciert wird, die die Wirksamkeit
des Milliarden-Aufwands infrage stellt. Und die obendrein so
interpretiert wird, als gäbe es belastbare Ergebnisse, wonach die
Regierung Geld für sozial benachteiligte Familien (also schlechtere
als andere?) zum Fenster herauswirft. Dabei stützt sich die Studie
von 2013 vor allem auf mehr...
- Ostthüringer Zeitung: Volkhard Paczulla kommentiert: Schwarz-Grüne Debatten im Thüringer Landtagswahlkampf Gera (ots) - Es ist jetzt die stille Phase des Thüringer
Wahlkampfs. Wer konnte und durfte, hat noch schnell ein paar Tage
Urlaub genommen. Wer sich das nicht gönnt, tingelt durchs Land und
redet mit den Leuten. Und ansonsten redet in der Politik gerade jeder
mit jedem.
Das ist eine recht nützliche Übung, auch wenn sie an die
Verteilung des sprichwörtlichen Fells erinnert, wenn der Bär noch gar
nicht erlegt ist. Nützlich deshalb, weil die Akteure freilich jetzt
schon wissen, wem sie nach dem Wahlgang am 14. September mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|