Weser-Kurier: Kommentar von Joerg Helge Wagner zum verschärften Sexualstrafrecht
Geschrieben am 17-09-2014 |
Bremen (ots) - Kein anständiger Mensch wird bestreiten, dass
Kinder besonders schutzbedürftig sind. Auch nicht, dass sexueller
Missbrauch von Kindern besonders abscheulich ist und dass das
Strafrecht hier bislang einige üble Lücken aufwies. So konnten sich
etwa neue Lebenspartner eines Elternteils nicht des Missbrauchs von
Schutzbefohlenen schuldig machen. Und die Verjährungsfrist für
sexuelle Übergriffe auf Minderjährige endete bereits mit deren 21.
Geburtstag - ein 17-jähriges Opfer musste also binnen vier Jahren ein
womöglich schweres Trauma soweit überwinden, um seinen Peiniger noch
rechtzeitig anzeigen zu können. Diese Lücken will die Bundesregierung
nun schließen. Das ist überfällig, denn Kinder sind immer schon Opfer
von Missbrauch geworden: in Schulen und Internaten, in Sportvereinen,
sogar in Kirchengemeinden und nicht zuletzt in ihren eigenen
Familien. Relativ neu und dramatisch zugenommen hat indes die
Herstellung und Verbreitung von pornografischen Kinderfotos und
-videos. Der rasante Aufstieg des Internets zum globalen Medium für
nahezu jedermann zeigt hier seine schmutzige Seite. Natürlich muss
der Gesetzgeber darauf reagieren wie auf jede andere Form von
netzgestützter Kriminalität auch. Der Besitz von Kinderpornografie
ist eben weder ein schräger Spleen noch ein "Kavaliersdelikt", zumal
meist ungewiss ist, unter wie viel Zwang die Aufnahmen entstanden.
Ein erhöhtes Strafmaß ist sicher geeignet, dies zu unterstreichen.
Allerdings nur, wenn der Straftatbestand präzise definiert ist, wenn
die Ermittler die Täter schnell überführen und die Gerichte sie rasch
verurteilen können. Genau daran hapert es aber: Wo beginnt ein -
strafbares - "Posingbild", wo endet ein kindlich-unschuldiges
Sich-Produzieren vor der Kamera? Wie schmal ist der Grad, wenn man
künftig nicht nur den eigenen Nachwuchs, sondern auch dessen Freunde
beim sommerlichen Baden fotografiert - womöglich, ohne dass sie das
bemerken? Begriffe wie "eine unnatürlich geschlechtsbetonte Haltung"
machen mit ihrer Unschärfe höchstens Anwälte glücklich, verhindern
aber kein kindliches Leid. Genau darum geht es aber doch: Der Zwang
zur Pose muss inkriminiert werden, nicht ihre Abbildung. Und
schließlich ist bei Kinderpornografie wie beim Cybermobbing zu
prüfen, ob nicht das Wesentliche längst durch bestehende Gesetze
geregelt ist - die freilich nur konsequent angewendet werden müssten.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
547552
weitere Artikel:
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Katar/Staatsbesuch Stuttgart (ots) - Man mag Katar einiges vorhalten, vieles jedoch
macht dieses Land zu einem strategischen Verbündeten für Deutschland
in der Region. Katar macht die Hexenjagd auf die moderaten
Muslimbrüder nicht mit, zu der alle anderen Golfstaaten plus Ägypten
geblasen haben. Katar unterhält zusammen mit Oman wichtige
Beziehungen zum Iran, die sich schon mehrmals als sehr nützlich
erwiesen haben.
Und Katar hat eine junge Führung und damit als einziger Golfstaat
den Wechsel in die nächste Generation ohne Gewalt bewältigt. Auch mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Kinderschutz/Bundesregierung Stuttgart (ots) - Wenn man das Recht verschärft, sollte man es mit
Augenmaß tun und so, dass das Strafrecht praktikabel bleibt. Der
Gesetzentwurf der Regierung zum Sexualstrafrecht ist maßlos. Er will
bestrafen, was häufig ekelhaft und ziemlich unmoralisch, aber eben
noch nicht strafwürdig ist. Er will auch noch manches bestrafen, was
weder ekelhaft noch unmoralisch, sondern der normale Alltag vieler
Menschen ist. Er leistet der Prüderie und der Verlogenheit Vorschub.
Vor allem aber ist das geplante Gesetz nicht praktikabel, weil es mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Schottland/Referendum Stuttgart (ots) - Vor den Augen der Welt beginnt das Vereinigte
Königreich eine erstaunliche Transformation zu durchlaufen. In seiner
vertrauten Form kann Großbritannien nicht weiterbestehen. Es muss
komplett umgestaltet werden - egal, wofür die Schotten an diesem
Donnerstag stimmen. Macht sich Schottland selbstständig, braucht der
Rest Britanniens eine gänzlich neue Identität, vielleicht eine neue
Flagge, wahrscheinlich einen neuen Namen. Das Selbstbild der Briten
in der Welt wird sich grundlegend wandeln müssen. Bleibt Schottland mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Zeit zum Handeln - Kommentar von MARTIN FERBER Karlsruhe (ots) - Das alles hätte man schon längst verabschieden
können. So bleibt es ein Armutszeugnis, dass es erst des Falls Edathy
bedurfte, um zu handeln.
Pressekontakt:
Badische Neueste Nachrichten
Klaus Gaßner
Telefon: +49 (0721) 789-0
redaktion.leitung@bnn.de mehr...
- Rheinische Post: Bundestagspräsident Lammert spricht sich für ein Bundestagsmandat beim deutschen Irak-Einsatz aus Düsseldorf (ots) - Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat
sich für eine stärkere Mitwirkung des Parlaments beim deutschen
Engagement im Nordirak ausgesprochen. "Wenn Deutschland sich
zunehmend einem konkreten Krisenmanagement nähert, empfehle ich, sich
um ein Mandat des Bundestags zu bemühen", sagte der CDU-Politiker der
in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe).
Hier gehe es, so Lammert, weniger um eine juristische Kompetenzfrage
als um eine politische Abwägung. Hintergrund ist die Entsendung von mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|