Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Daniela Weingärtner zum Streit um hohe Banker-Boni
Geschrieben am 17-10-2014 |
Regensburg (ots) - Die Bilder von 2008 sind uns allen noch frisch
im Gedächtnis. Wie geprügelte Hunde verließen die schicken Damen und
Herren im blauen Tuch ihre glasverspiegelten Arbeitsplätze in den
Chefetagen der Londoner City, weil der Finanzmarkt und damit auch
ihre Welt zusammengebrochen war. Sechs Jahre später sieht es so aus,
als hätten die Zocker nichts aus der Krise gelernt. Ob
Hochrisikopapiere oder erfolgsabhängige Gehaltszuschläge - was von
Wirtschaftsfachleuten und Politikern als Teil des Problems
identifiziert worden war, soll nun wieder für boomende Geschäfte
sorgen. Die neuen Brüsseler Gesetze, die der nächsten Krise vorbeugen
sollen, werden als falsches Signal kritisiert. Es ist kein Zufall,
dass im Zusammenhang mit umdeklarierten Bankerboni vor allem
britische Banken ins Visier geraten sind. Großbritannien hat sich von
Anfang an gegen die geplante Deckelung der Zusatzvergütungen gewehrt
und klagt nun vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Verordnung.
Das ist Londons gutes Recht. Nicht hinnehmbar ist aber, dass sich in
der Zwischenzeit die Londoner Großbanken ihre eigenen Regeln zimmern
- mit Duldung ihrer nationalen Finanzaufsicht. Da muss die neue
EU-Kommission ein Machtwort sprechen. Ein Glück nur, dass die
Zuständigkeit für das Thema nicht länger beim Binnenmarktkommissar
liegt, der heißt nämlich ab 1. November Jonathan Hill und ist selber
Brite.
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