Lausitzer Rundschau: Heute-Show" und Realsatire
Zum Streit um eine Drehgenehmigung im Bundestag
Geschrieben am 22-10-2014 |
Cottbus (ots) - Der Bundestag soll sich mal nicht zu bierernst
nehmen. Was dort manchmal abgeht, ist Realsatire von einer Qualität,
die auch die "Heute-Show" nicht immer erreicht. Die ritualisierten
Zwischenrufe ("hört, hört"), das Feilschen um Redezeiten, die
inhaltlich nicht gefüllt werden, die Fragestunden, die keine sind,
weil niemand wirklich antwortet, das Absinken von Aufmerksamkeit,
Blutdruck und Sinnhaftigkeit zu fortgeschrittener Stunde. Zwischen
all dem Saaldiener und Stenografen, die schon durch ihre bloße
Anwesenheit jeden Ton auch dann bedeutungsschwer machen, wenn er
nichts zur Sache tut. Und von wegen, so das Argument der
Bundestagsverwaltung gegen Oliver Welkes Drehantrag, das Parlament
sei keine Event-Bühne. Wer sieht, wie sie hier alle die Kameras
suchen, der wird den Verdacht nicht los, dass da 631 Menschen sitzen,
für die das sehr wohl eine Bühne ist. Der Punkt ist nur: Es ist ihre
Bühne. Der Bundestag hat das Hausrecht, und da gibt es nichts zu
deuteln. Zwar muss er die Öffentlichkeit zulassen, daran gibt es
genauso wenig zu deuteln. Aber doch nur zum Zwecke des Zuschauens
durch Bürgergruppen oder zum Zwecke des Berichtens. Der Bundestag
muss nicht den Hintergrund abgeben für andere Zwecke. Nicht für
Shows, nicht für Klamauk, nicht für Ulknudeln, die den Leuten ein
Mikrofon vor die Nase halten, um Witze zu machen. Es zog ja auch
schon mal ein Team durch die Toiletten und suchte auf den Klobrillen
nach Spuren von Koks-Linien. Ganz ehrlich gesagt ist das Parlament,
so satirisch die Umstände gelegentlich auch sein mögen, doch zu
wichtig, um es so lächerlich zu machen. Auch kommt einem in den Sinn,
dass wir so viele Demokratien nicht haben, die wir fertig machen
könnten, und dass es woanders ganz schön viel Kraft - und manchmal
sogar Tote - kostet, überhaupt eine zu bekommen. Jedenfalls muss der
Bundestag nicht jeden Kakao auch noch trinken, durch den er gezogen
werden soll. Die Ablehnung einer Drehgenehmigung für das Team der
"Heute-Show" geht also völlig in Ordnung. Auf die Pressefreiheit
jedenfalls kann sich Welke nicht berufen. Gleichwohl: Das Hausrecht
ist eine Kann-Bestimmung. Man kann, man muss es nicht ausüben. Welke
wird es nicht gerne hören, aber so schlimm ist seine "Heute-Show" nun
auch wieder nicht, um sie nicht ab und zu mal hineinzulassen. Zumal
viele Politiker dort ausgesprochen gerne vorkommen. Also: Locker
bleiben, Lammert!
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
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