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Schwäbische Zeitung: Gefahr für Ganztagsschulen

Geschrieben am 25-11-2014

Ravensburg (ots) - Das Schulessen ist nicht nur teuer, sondern
auch noch miserabel. Man könnte das unter der Rubrik "Ärgerlich aber
wenig überraschend" abhaken. Ärgerlich, weil die staatlichen
Institutionen Eltern allenthalben mit Ernährungstipps und Ermahnungen
für den richtigen Mix in der Vesperbox traktieren, sich selbst aber
offenbar kaum daran halten. Zusammen mit dem jährlichen Aufschrei
über die immer dicker werdenden Kinder in Deutschland wirkt es
geradezu grotesk, dass gleichzeitig an staatlichen Schulen den
Kindern mittags neben Pizza, Nudeln und Pfannkuchen nahezu täglich
Fleisch vorgesetzt wird - offensichtlich um zu sparen.

Und das ist das wenig Überraschende: Der Sparzwang ist mitschuldig
an den Zuständen. Billiges Fleisch ist häufig günstiger als Gemüse,
wie eine ähnliche Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum
Essen in deutschen Kitas im Sommer festgestellt hatte. Doch Zuschüsse
gibt es bislang kaum.

An dieser Stelle könnte man darüber nachdenken, dass Fleisch nicht
billiger als Gemüse sein sollte. Dass Landwirte, die auf gesunde
Ernährung und Tierwohl bei der Haltung ihrer Nutztiere achten,
entsprechend entlohnt werden sollten.

Doch nicht nur Landwirtschafts- und Ernährungsminister Christian
Schmidt sollte sich des Themas Schulessen annehmen. Sondern auch
Familienministerin Manuela Schwesig und Bildungsministerin Johanna
Wanka. Denn schlechtes Mittagessen in den Schulen stellt auch das
Konzept der Ganztagsschule in Frage - insbesondere dort, wo es sich
noch nicht richtig etabliert hat: im Süden Deutschlands. Gerade
Eltern, die noch zögern, ihre Sprösslinge staatlichen Institutionen
über die 12.30-Uhr-Grenze hinweg anzuvertrauen, werden durch
ungesundes Mittagessen an den Schulen in ihrem Zögern bestärkt. Die
Ganztagsschule ist jedoch ein zentraler Baustein für mehr
Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Sie gleicht allzu
große Vorteile für Kinder aus privilegierten Haushalten aus und steht
für gesellschaftliche Fürsorge für Kinder aus prekären Familien.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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