NOZ: Interview mit Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)
Geschrieben am 13-12-2014 |
Osnabrück (ots) - DIW: Bankenkollaps bleibt ein großes Risiko
Präsident Fratzscher warnt vor Gefahren in Italien und
Griechenland
Osnabrück.- Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
hält die europäische Finanzkrise noch längst nicht für überwunden und
warnt vor dem Zusammenbruch von Banken.
In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag)
sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher: "Wir haben leider die Chance
verpasst, mit den so genannten Stresstests das europäische
Bankensystem zu konsolidieren. Einige Banken hätten abgewickelt
werden müssen oder man hätte sie zumindest umstrukturieren oder
rekapitalisieren müssen." Ein Bankenkollaps bleibe damit ein großes
Risiko, "das wir nicht ignorieren sollten", sagte Fratzscher in einem
Ausblick auf das Jahr 2015.
Der Wirtschaftsforscher verwies auf das Beispiel Italien. Bei den
dortigen Banken liege der Anteil fauler Kredite im Durchschnitt bei
knapp 15 Prozent. "Das ist eine riesige Zahl. Wenn sie sich weiter
erhöht, dann wird es sicherlich zu Verwerfungen kommen - nicht nur
bei den Banken, sondern auch in der Realwirtschaft." Außerdem habe
Italien nach wie vor eine schrumpfende Volkswirtschaft. Große Risiken
sieht der DIW-Präsident auch im hoch verschuldeten Griechenland. Dort
könnte es nach den Worten von Fratzscher einen Schuldenschnitt geben
- "mit großen Auswirkungen über das Land hinaus". Der Wissenschaftler
verwies zudem auf geopolitische Konflikte etwa mit Russland oder im
Mittleren Osten. "Auch die Schwellenländer bereiten große Sorgen -
ich denke etwa an das Schattenbankensystem in China."
DIW: Geld der Steuerzahler sinnvoller ausgeben
Präsident Fratzscher fordert Einschnitte bei Betreuungsgeld und
Ehegattensplitting
Osnabrück.- Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
hat an die Bundesregierung appelliert, mehr zu investieren und das
Geld der Steuerzahler sinnvoller auszugeben. DIW-Präsident Marcel
Fratzscher sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag), die
schwarz-rote Koalition müsse den Spielraum der Schuldenbremse
ausschöpfen und öffentliche Investitionen nicht erst in zwei oder
drei Jahren fördern, sondern sofort. Die "schwarze Null", also der
Versuch, einen ausgeglichenen Bundeshalt zu erzielen, sollte nach
seinen Worten nicht sakrosankt sein. "Es darf nicht wichtiger sein,
solch ein Prestigeprojekt durchzusetzen, als wirklich unterstützend
für die deutschen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu agieren."
Fratzscher kritisierte, der Bundesregierung sei es bislang vor allem
um Verteilung gegangen statt darum, Bildung und öffentliche
Investitionen zu fördern. So habe sie mit den Rentenreformen den
Spielraum der öffentlichen Hand massiv um jährlich zehn Milliarden
Euro eingeschränkt. Der Wirtschaftsforscher plädierte für einen
Paradigmenwechsel: "Weg von immer höheren öffentlichen Konsumausgaben
- hin zu öffentlichen Investitionen."Es sei höchste Zeit, das Geld
der Steuerzahler sinnvoller auszugeben. "Überaus schädlich
beziehungsweise Verschwendung sind zum Beispiel die Ausgaben für
Betreuungsgeld und Ehegattensplitting. Milliardenbeträge werden
falsch eingesetzt, wodurch an anderer Stelle viel Geld fehlt. Hier
muss die Politik umdenken und umlenken."
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
557295
weitere Artikel:
- LVZ: Riexinger: Union und AfD "machen Rassismus salonfähig" und ermutigten rechte Gewaltbanden Leipzig (ots) - Die Linkspartei hält der AfD und der Union eine
Politik der "geistigen Brandstiftung" und offenes Verständnis für
fremdenfeindliche Demonstrationen vor. Linken-Chef Bernd Riexinger
sagte der "Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) vor dem
Hintergrund der Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte in Bayern
und der "Pegida"-Demonstrationen in Dresden: "Da zeichnet sich ein
deutlicher Rechtsruck ab." Die AfD stehe "Pegida ohnehin näher als
dem Grundgesetz und Bernd Lucke ist ein geistiger Brandstifter mit
Biedermanngesicht." mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: Thüringen
Bosbach kritisiert die geplante Reform des Verfassungsschutzes Halle (ots) - Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses,
Wolfgang Bosbach (CDU), hat die geplante Reform des
Verfassungsschutzes in Thüringen kritisiert und sich damit hinter die
Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Lorenz
Caffier und Holger Stahlknecht, gestellt. "Wir legen wegen der
föderalen Sicherheitsstruktur großen Wert darauf, dass das, was
geheimhaltungsbedürftig ist, nicht nur im eigenen
Verantwortungsbereich geheim bleibt, sondern auch beim
Informationsaustausch zwischen den Ländern", sagte mehr...
- Rheinische Post: SPD fordert substanzielle Erhöhung des Kindergeldes Düsseldorf (ots) - Die SPD hat eine substanzielle Erhöhung des
Kindergeldes gefordert. Ihre Partei bestehe darauf, nicht nur
steuerliche Kinderfreibeträge, sondern auch das Kindergeld, den
Freibetrag für Alleinerziehende und den Kinderzuschlag für
Geringverdiener anzuheben, sagte SPD-Fraktionsvize Carola Reimann der
in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagsausgabe).
"Für uns ist das ein Paket. Alle Familien sollen profitieren. Wir
wollen nicht, dass die Schere zwischen armen und reichen Familien
weiter auseinander mehr...
- Schwäbische Zeitung: Die Sorgen ernstnehmen Ravensburg (ots) - Zwei beunruhigende Dinge sind geschehen: In
Bayern wurde eine unbewohnte Unterkunft für Asylbewerber in Brand
gesteckt. Und eine anti-islamische Initiative wird immer stärker. Mit
den Attentätern von Vorra in Bayern dürften die
Strafverfolgungsbehörden schon fertig werden. Ganz anders verhält es
sich mit dem Unbehagen verunsicherter Menschen aus der Mitte der
Gesellschaft, die bei Pegida landen.
Der Brand in Bayern weckt Erinnerungen an die 1990er-Jahre, als in
Mölln, Hoyerswerda und Rostock Flüchtlingsunterkünfte mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar von Silke Hellwig zu Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime Bremen (ots) - Niemand braucht den Bundespräsidenten oder andere
Politiker, um zu erkennen, dass Brandanschläge auf Asylbewerberheime
entsetzlich sind. Aber zum Heulen und Fürchten zugleich ist, dass
sich in Deutschland offenbar ein gesellschaftliches Klima ausbreitet,
dass Fremdenfeinden Auftrieb gibt. Die Verantwortung dafür ist auch
einer realitätsfernen Gutmenschen-Politik anzulasten, die mit
freundlichen Appellen zu übergehen versucht, dass die Aufnahme von
Flüchtlingen Bürgern tatsächlich einiges abverlangt - nämlich die
Bereitschaft mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|