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NOZ: Interview mit Ralf Meister, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Hannover

Geschrieben am 20-12-2014

Osnabrück (ots) - Landesbischof Meister: "Pegida" nicht aus der
Gesellschaft drängen

Theologe hat Verständnis für Angst vor radikalem Islam, warnt aber
vor Polarisierung - "Sorgen und Ängste ernst nehmen"

Osnabrück.- Der evangelische Landesbischof Ralf Meister aus
Hannover hat davor gewarnt, die Demonstranten der "Pegida"-Bewegung
aus der Gesellschaft heraus zu drängen. In einem Interview mit der
"Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) nannte es Meister einen Fehler,
die "Pegida"-Demonstrationen grundsätzlich unter den Vorwurf des
Rechtsradikalismus zu stellen. "Vorsicht vor einer Polarisierung der
Gesellschaft", fügte Meister hinzu. Die Sorgen und Ängste müssten
ernst genommen werden. Der Bischof der größten Landeskirche der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nannte die Überschrift
"Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes"
(Pegida) fragwürdig. Auch teile er kein einziges Ziel der
"Pegida"-Initiative. Doch hilfreicher als eine Ausgrenzung sei es,
mit positiven Beispielen eine plurale Gesellschaft vorzuleben. "Mit
den 'Patrioten' würde ich gerne über den Verfassungspatriotismus
sprechen", sagte Meister. Das Grundgesetz halte es aus, Vielfalt von
Religionen und Kulturen unter einem gemeinsamen Wertekatalog zu
denken. Darüber zu diskutieren sei besser als zu sagen: "Die da sind
böse - und wir sind die Guten." Meister äußerte aber auch Verständnis
für Menschen, die Angst vor dem radikalen Islam haben. Dagegen seien
positive Erfahrungen mit Muslimen hilfreich, die ihren Glauben
friedlich lebten. Dies geschehe durch Kontakte in der Nachbarschaft
oder im Sportverein, in Kulturvereinen und Moscheen. "Solche
Begegnungen wirken viel intensiver, als wenn man seine
Weltwirklichkeit aus den Schlagzeilen der Presse formuliert." Zur
Diskussion über das Verhältnis von Religion und Gewalt sagte Meister:
"Je geringer das Wissen, umso gefährlicher sind die Urteile." Er
warnte zugleich vor Überheblichkeit gegenüber dem Islam. "Vom
Heiligen Krieg haben Pastoren auch vor 100 Jahren gesprochen, als es
in den Ersten Weltkrieg ging."



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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