Saarbrücker Zeitung: 3,1 Millionen Erwerbstätige sind armutsgefährdet - Sparen bei Essen oder Heizung
Geschrieben am 24-01-2015 |
Saarbrücken (ots) - Immer mehr Erwerbstätige in Deutschland können
nach einem Bericht der "Saarbrücker Zeitung" (Samstag-Ausgabe) kaum
von ihrem Einkommen leben. So bezogen Ende 2013 rund 3,1 Millionen
Erwerbstätige ein Einkommen unterhalb der Armutsschwelle. Im Jahr
2008 hatte die Zahl noch bei rund 2,5 Millionen gelegen. Das ist eine
Steigerung um 25 Prozent. Das Blatt beruft sich für seine Angaben auf
eine aktuelle Datenübersicht des Statistischen Bundesamtes.
Wie eine Sonderauswertung der Statistiker ergab, konnten 379.000
der armutsgefährdeten Erwerbstätigen im Jahr 2013 ihre Miete nicht
rechtzeitig bezahlen, 417.000 verzichteten auf ein angemessenes
Heizen, und 538.000 sparten beim Essen, indem sie nur jeden zweiten
Tag eine vollwertige Mahlzeit zu sich nahmen. Für rund jeden zweiten
Betroffenen (1,5 Millionen) war schon ein einwöchiger Urlaub im Jahr
außerhalb der eigenen vier Wände nicht bezahlbar. Fast 600.000
Betroffene verzichteten auf einen eigenen Pkw, weil sie sich ihn
nicht leisten konnten. Diese Angaben basieren auf
Haushaltsbefragungen.
"Die Zahl der Erwerbstätigen, die mit ihrem Einkommen knapp unter
oder geringfügig über den staatlichen Hartz-IV-Leistungen liegen, ist
erschreckend hoch", sagte VdK-Präsidentin Ulrike Mascher der Zeitung.
Für viele dieser Haushalte sei offenkundig das Wohngeld unzureichend,
um einigermaßen über die Runden zu kommen.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine
Zimmermann, forderte eine rasche Anhebung des Mindestlohns auf zehn
Euro, um dem negativen Trend zu begegnen. Außerdem gelte es, die
Befristung von Beschäftigungsverhältnissen sowie Leiharbeit und
Minijobs einzudämmen oder abzuschaffen, so Zimmermann.
Als armutsgefährdet gilt, wer einschließlich aller staatlichen
Transfers wie zum Beispiel Wohn- oder Kindergeld weniger als 60
Prozent des mittleren Einkommens erzielt. 2013 lag diese Schwelle in
Deutschland bei 979 Euro netto im Monat.
Pressekontakt:
Saarbrücker Zeitung
Büro Berlin
Telefon: 030/226 20 230
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