Thüringische Landeszeitung: Das Haus Europa - Erpressung ist kein Mittel unter Partnern / Leitartikel von Axel Zacharias zum Thema Griechenland
Geschrieben am 30-01-2015 |
Weimar (ots) - Dann ist ja alles in bester Ordnung.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hat Entwarnung gegeben. Die
martialischen Worte, die zuletzt von der neuen Regierung in Athen zu
hören waren - alles nur Schall und Rauch, Missverständnisse und von
den Medien überbewertetes Wortgeklingel? Halluzinationen etwa gar?
Es ist ja verständlich, dass Martin Schulz die Emotionen etwas
herunterkochen will. Doch wer Herr seiner Sinne ist, sollte die
Ankündigungen aus Athen nicht vergessen. Natürlich wird gerade auch
in der Politik so Manches nicht so heiß gegessen, wie es gekocht
wurde. Aber jeder Spitzenpolitiker ist für die Worte verantwortlich,
die er in die Welt setzt. Insofern war also kaum etwas aufgebauscht.
Natürlich ist es begrüßenswert, wenn die neue Regierung nun
endlich mal nicht nur den "kleinen Mann" auf der Straße zur Kasse
bittet, sondern auch die eigentlichen Herren Griechenlands zur Ader
lassen will, die - schwerreich zwar - sich aber in der Vergangenheit
immer arm gerechnet haben und kaum Steuern zahlten. Dass aufgeräumt
werden soll mit dem Filz und der allgegenwärtigen Schmiergeld-Kultur.
Und es ist ja auch nicht schlecht, wenn es um Sanktionen gegen
Russland geht, die Beschlüsse noch ein weiteres Mal zu diskutieren
und zu hinterfragen. Wenn denn am Ende Europa mit einer Stimme
spricht, ist es das wert. Nur vorzupreschen und die Front
aufzubrechen, die bisher mit dem einheitlichen Auftreten für Respekt
sorgte - dies ist ein gefährliches Spiel. Nur eine Mischung aus Härte
und Diplomatie kann die Konfrontation in der Ukraine eindämmen. Auf
beiden Seiten, der russischen wie der ukrainischen. Sonst gewinnt nur
einer: der Taktiker Putin.
Wer ernsthaft ein europäisches Haus will, der darf nicht aus den
starken Fundamenten Steine herausbrechen, das muss klar sein. Und
Erpressung ist kein Mittel der Politik unter Partnern - dies an die
Adresse Athens, Brüssels und Berlins.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de
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