Börsen-Zeitung: So lala, Kommentar zur Commerzbank von Bernd Wittkowski
Geschrieben am 12-02-2015 |
Frankfurt (ots) - Der Aktienmarkt konnte sich nicht recht
entscheiden, was er von den auf der Bilanzpressekonferenz der
Commerzbank verkündeten Neuigkeiten halten soll. Auch Kursziele und
Anlageempfehlungen von Analysten oszillieren heftig. Das diffuse
Meinungsbild spiegelt Ergebnisse und Ausblick der zweitgrößten
deutschen Bank treffend wider: Lage und Perspektiven sind so lala.
Alles in allem habe man "eine vernünftige erste Halbzeit" der vor gut
zwei Jahren beschlossenen strategischen Agenda mit Zielen für 2016
gespielt, sagt Vorstandschef Martin Blessing. Das stimmt. Den
aktuellen Spielstand sehen wir etwa bei 3:3.
In der, ähnlich wie sehr oft in der Commerzbank-Arena, torreichen
Begegnung mit dem Wettbewerb fallen die Gelben durch Offensivgeist
auf. Der führt zu durchaus beeindruckenden geschäftlichen Erfolgen -
zum Beispiel 1,1 Millionen neue Kunden im In- und Ausland binnen zwei
Jahren - und ist auch an der Gewinn-und-Verlust-Rechnung ablesbar.
Eine Steigerung des operativen Ergebnisses um 40% auf 1 Mrd. Euro ist
ja in diesen Zeiten nicht so schlecht. Mit ihrer weiter gefestigten
Kapitalstärke und dem verbesserten Risikoprofil vermag die
Commerzbank ebenfalls zu überzeugen. Auch die Wahrnehmung der Bank
hat sich verändert. Heute wird Blessing gefragt, ob er die Postbank
kaufen möchte (möchte er nicht, "dieser Ball liegt im Garten eines
anderen Hauses"). Zuletzt hatte die Frage stets gelautet, wer wohl
die Commerzbank übernehmen werde, wobei es nur wenige namhafte
Adressen gibt, die noch nicht als Interessenten kolportiert wurden.
Aber: Das vierte Quartal war bescheiden, vor Steuern lag die Bank
nicht allzu weit über der Nulllinie, vor allem weil die Vorsorge für
Rechtsrisiken hochgezogen werden musste; da droht noch mehr Unheil
mit Wirkung für den Abschluss 2014. Im neuen Turnus ist erstmals die
europäische Bankenabgabe zu verdauen, die für das Gesamtjahr etwa auf
einen mittleren 2014er Quartalsgewinn nach Steuern veranschlagt wird.
Und die Ertragsziele für 2016 hat Blessing zwar nicht aufgegeben,
aber unter Hinweis auf das verschlechterte Zinsumfeld relativiert. Es
klang stark nach Vorwarnung.
In der Tat wird die Commerzbank in der zweiten Halbzeit unter
erschwerten Bedingungen das Tempo verschärfen und umso mehr kämpfen
müssen. Am Donnerstag war viel von (noch) schlankerer Aufstellung und
weiterer Effizienzsteigerung die Rede. Die Mannschaft wird es mit
Interesse vernommen haben. Was passiert eigentlich, wenn es nach 90
Minuten immer noch unentschieden steht? Abstieg oder Verlängerung?
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