Weser-Kurier: Kommentar von Petra Sigge zur Milchquote:
Geschrieben am 30-03-2015 |
Bremen (ots) - Früher standen die Milchkühe im Sommerhalbjahr auf
der Weide. Heute sind sie oft ganzjährig in sogenannten Offenställen
untergebracht, die in den letzten Jahren auf den Höfen errichtet
wurden. Wie viele Kühe ein Bauer halten kann, ist damit nicht mehr
von der Größe seiner Weideflächen abhängig. Und wie viel Milch ein
Landwirt produziert, kann er sich rein unternehmerisch überlegen: Wie
viele Tiere kann ich optimal versorgen? Komme ich günstig an genügend
Futter? Die Milchquote war dabei nur noch hinderlich. Das Geld, was
sie bisher für den Quotenzukauf oder Strafzahlungen ausgeben mussten,
können sich die Bauern in Zukunft sparen und stattdessen in ihre Höfe
investieren. Viele tun das auch, nach dem Motto: je mehr Kühe, desto
mehr Gewinn. Doch diese Rechnung muss nicht unbedingt aufgehen. Denn
ist zu viel Milch am Markt, stürzt der Preis auch mal ab. Und das
kann bei ungezügeltem Wettbewerb ganz bitter werden. Wer produktiv
genug ist und das Wachstum nicht nur auf Pump finanziert hat,
übersteht eine solche Durststrecke vielleicht, wer nicht, muss
aufgeben. Aber nicht alle Milcherzeuger wollen diesen
Wachstumswettlauf mitmachen; sie suchen nach anderen Perspektiven für
ihren Betrieb. Statt auf ganzjährige Stallhaltung setzen sie zum
Beispiel auf Weidehaltung. Weil es Käufer gibt, die dafür gerne
einiges mehr pro Liter bezahlen. Für das Versprechen, dass die Kühe
nicht nur Silage zu futtern kriegen, sondern an mindestens 120 Tagen
für mehr als sechs Stunden zum Grasfressen auf die Weide kommen. In
Holland hat es Weidemilch bereits zu erstaunlichen Marktanteilen
gebracht. Auch in Norddeutschland gibt es bereits Molkereien, die
erfolgreich damit werben, dass ihre Milch von Weidekühen stammt. Und
siehe da, auch das kann sich rechnen. Ohne Massenviehhaltung und auch
ohne Milchquote. Man muss eben nur die Verbraucher bei Laune halten.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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