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NOZ: Interview mit Christian Friedel, Schauspieler

Geschrieben am 02-04-2015

Osnabrück (ots) - Christian Friedel: Blaue Flecken vom Haareziehen
bei den Folterszenen

Schauspieler musste für Kinofilm "Elser" an seine physischen
Grenzen gehen

Osnabrück.- Schauspieler Christian Friedel ("Das weiße Band")
musste für den Kinofilm "Elser" (bundesweiter Start am 9. April) über
den NS-Widerstandskämpfer Georg Elser an seine physischen Grenzen
gehen: "Obwohl wir die Folterszenen mit einem Stuntman sorgfältig
durchgegangen sind, wurde ich an Grenzen gebracht, die ich vorher von
mir nicht kannte", sagte der 36-jährige im Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag). "Das war eine krasse Zeit. Ich
wusste nicht, dass ich Platzangst bekomme, wenn ich in eine
Zwangsjacke gesteckt werde. Ich hatte mich absichtlich nicht auf die
Gewaltszenen vorbereitet, um mit einer Portion Naivität und
Unkenntnis da ranzugehen."

Im Film wird Friedel während des Verhörs der Kopf auf die
Tischplatte gestoßen. "Ich hatte blaue Flecken - aber nicht im
Gesicht, denn der Tisch war präpariert, sondern am Hinterkopf vom
Haareziehen", erinnert sich der Schauspieler und Musiker an die
Drehtage. "Ich sagte mir: Der Kollege braucht das jetzt für seine
Emotionen, und habe mich deswegen nicht beschwert. Ich könnte niemals
den Schmerz und das Leid vergleichen mit dem, was Georg Elser
ertragen musste."

Der Einzeltäter Georg Elser ließ am 8. November 1939 im Münchner
Bürgerbräukeller eine Zeitbombe explodieren, um Adolf Hitler und
weitere Nazi-Größen zu töten. Bekanntlich verließ Hitler 13 Minuten
zu früh den Saal. "In dieser Situation Widerstand zu leisten und sich
abzuspalten, gerade vor dem Hintergrund, dass über die Hälfte der
Deutschen die Nazis gewählt hatten, das bedeutet großen Mut", betonte
Friedel. "Oft habe ich mich gefragt: Was müsste passieren, bis ich in
den Widerstand gehe? Wir können natürlich alle eine große Klappe
haben und sagen: Wäre ich doch niemals drauf reingefallen. Aber man
muss sich klarmachen, dass die Propagandamaschine die Menschen sowohl
euphorisiert als auch eingeschüchtert hat."

Für Friedel, der seit sechs Jahren in Dresden lebt, sind die
dortigen Pegida-Veranstaltungen "sehr unheimlich". "Da haben sich
Leute in ihrem Frust vereinigt gefühlt", sagte der Schauspieler.
"Neulich habe ich ein Konzert in Kassel gehabt, und ein Zuschauer hat
immer "Wir sind das Volk" gerufen, und mich danach damit
konfrontiert, dass wir an einer Pegida-Gegenveranstaltung teilnehmen
und warum es die überhaupt geben darf. Da merkte ich: Es ist sehr
viel Aufarbeitung nötig." Nach den Dreh-Arbeiten hätten ihn die
Pegida-Veranstaltungen oft an Szenen im Elser-Film erinnert, so
Friedel. "Ich habe nichts dagegen, Hilflosigkeit zu äußern, aber man
muss differenzieren. Das tut der Großteil der Pegida-Menge eben
nicht."



Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207


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