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Börsen-Zeitung: Gelbe Ritter, Kommentar zur Postbank von Bernd Wittkowski

Geschrieben am 20-04-2015

Frankfurt (ots) - Man hätte darauf wetten können, dass er auch
diesmal auftaucht. Nur wird er als möglicher Käufer erstaunlich früh
in die Gerüchteküche geschickt - noch ist die Zerschlagung der
Deutschen Bank ja formal nicht beschlossen. Da scheint die Not groß
zu sein. Jedenfalls ist der Chinese wieder da. Wenn sonst nichts mehr
hilft, muss er als Interessent ran, wahlweise in Gestalt einer Bank
oder eines Staatsfonds. Neuerdings wird er gar als Retter der
Griechen gehandelt. Aber um die geht es an dieser Stelle
ausnahmsweise nicht, sondern nur um die Deutsche Postbank. Der "Gelbe
Ritter" wird nun eine Weile durch den Blätterwald geistern, übrigens
in illustrer Gesellschaft des Russen - auf dessen Antrag zum
Beteiligungserwerb freut sich die Bankenaufsicht ganz besonders. Doch
bleiben wir beim Chinesen. Der hat ja bereits die Commerzbank, die
Dresdner, die WestLB und manch andere übernommen. Hatten die
Geschichten auch keinen Nachrichtenwert, für ein wenig
Unterhaltungswert waren diese "Peking-Enten" immer gut.

Was aktuell nicht ganz zu den Altfällen passt: Damals hielt der
Chinese immer als Käufer der letzten Instanz her, wenn sich sämtliche
anderen kolportierten Namen als heiße Luft erwiesen hatten. Diesmal
soll auch Santander noch dabei sein. Wer sich die
Stresstest-Ergebnisse der Spanier und deren Kapitalkraft auch nach
der Mittelaufstockung um 7,5 Mrd. Euro genauer anschaut, könnte
gewisse Zweifel hegen, selbst wenn man das Bekenntnis der
Santander-Vorsitzenden Ana Botín zum organischen Wachstum nicht ganz
wörtlich nehmen muss.

Doch das Beste zum Schluss: Der Bund erwäge die Zusammenführung
von Commerzbank und Postbank, irrlichtert es am Nachrichtenhimmel.
Dass wir darauf nicht selbst gekommen sind! Auf diese Chance, ihr
Privatkundengeschäft nach jahrelanger Untätigkeit endlich
restrukturieren, Hunderte Filialen schließen und Tausende Stellen
abbauen sowie in den Briefmarkenverkauf diversifizieren zu können,
haben die Gelben sehnsüchtig gewartet. Apropos gelb: Farblich würden
die Blau-Gelben zur Commerzbank passen. Insoweit immerhin hat es
schon mit den Blauen harmoniert.

Im Ernst: Die Postbank, die jetzt von Investmentbankern
schlechtgeredet wird, und ihre fast 15.000 Beschäftigten können einem
leidtun. "Schade nur um das in Eigenständigkeit prima funktionierende
Geschäftsmodell der Postbank, das bei einer Übernahme wohl unter die
Räder käme", schrieben wir, als sich vor acht Jahren der Verkauf der
damaligen, seit 2004 börsennotierten Post-Tochter konturierte. Quod
erat demonstrandum.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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