Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Deutschen Bank
Geschrieben am 27-04-2015 |
Bielefeld (ots) - Wie lange sind sieben Jahre? Aus Sicht der
Deutschen Bank sind sie offenbar lange genug, um eine für richtig
erkannte Strategie über den Haufen zu werfen. 2008 erwarb das
größte deutsche Geldinstitut als Lehre aus der Finanzkrise eine
Beteiligung an der Postbank. Das Geschäft mit einer breiten
Kundschaft war als Gegengewicht zum zeitweise renditestarken, aber
riskanten Investmentbanking gedacht. Schon damals gab es Zweifel, ob
der blaue Riese der richtige Partner für die gelbe Bank des kleinen
Mannes ist. Am Ende scheiterte die Deutsche Bank daran, dass die
ehemaligen Postler ihre Gewinnvorstellungen nicht erfüllen konnten.
Das kann das eigene Privatkundengeschäft allerdings auch nicht,
weshalb das Management um Jürgen Fitschen und Anshu Jain mehr als
jede vierte Filiale schließen will. Konsequent wäre es gewesen, das
gesamte Privatkundengeschäft abzugeben. Dazu aber konnte sich das
Institut offenbar doch nicht durchringen. Aktionäre, jedenfalls die
mit dem großen Geld, mögen keine halben Sachen. Dass die einzige,
wirklich globale deutsche Großbank es gemessen am Börsenwert gerade
noch unter die 50 wertvollsten Institute schafft, passt ihnen
überhaupt nicht. Deshalb, und weil die geplante Trennung von der
Postbank schon vorher bekannt geworden war, straften die Anleger die
Aktie gestern ab. Lob gab es dagegen von Verdi. Gewerkschaften
bevorzugen eher die sanften Übergänge - im Interesse der
Beschäftigten. Sieben Jahre erscheinen lange genug, um die Risiken
des Investmentbankings auszublenden. Das ist umso erstaunlicher, als
viele Verfahren und Strafen, denen sich die Deutsche Bank im
Augenblick ausgesetzt sieht, ihre Ursache großteils in diesem Umfeld
haben. Erst vor wenigen Tagen verhängten US- und britische Behörden
die Rekordsumme von 2,3 Milliarden Euro, weil das Institut an
führender Stelle in die Manipulation von Zinssätzen verwickelt war.
In dem Zusammenhang legte die Deutsche Bank weitere 1,5 Milliarden
Euro für juristische Streitfälle zurück. Zum Vergleich: Die
Commerzbank, Nummer zwei der deutschen Geschäftsbanken,
erwirtschaftete im Jahr 2014 insgesamt einen Gewinn von gut 600
Millionen Euro. Nicht nur der Erwerb der Postbank, auch die
Finanzkrise liegt sieben Jahre zurück. Aber offenbar verblassen
Kosten in der Erinnerung schneller als die zeitweise hohen Gewinne.
Ihnen hat Anshu Jain überhaupt seinen Aufstieg an die Spitze der
Deutschen Bank zu verdanken. Alle Skandale prallten bisher an ihm ab.
Eine persönliche Verwicklung wurde ihm in keinem Fall nachgewiesen.
Auch deshalb hat er nun Oberwasser gegenüber seinem älteren Kollegen
im Vorstandsvorsitz, Jürgen Fitschen. Dieser genießt zwar im
deutschen Mittelstand großes Vertrauen, muss sich aber von heute an
vor dem Münchner Amtsgericht wegen versuchten Betrugs im Kirchprozess
verantworten.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
565833
weitere Artikel:
- Börsen-Zeitung: Rendezvous mit der Realität, Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Wittkowski Frankfurt (ots) - Willkommen in der Wirklichkeit! Getrieben von
der kapitalfressenden Regulierung, der auf dem Einlagengeschäft
lastenden Abschaffung der Zinsen, von der Digitalisierung und nicht
zuletzt von der viele Milliarden Euro verschlingenden Aufarbeitung
diverser Finanzskandale macht sich die Deutsche Bank auf zu einem
Rendezvous mit der Realität. Mit seiner "Strategie 2020", die
einschneidend, aber nicht radikal daherkommt, liegt der
Branchenprimus teilweise sogar - das verdient Anerkennung - "vor der
Kurve".
Eine mehr...
- Weser-Kurier: Zur Deutschen Bank schreibt Stefan Lakeband: Bremen (ots) - Ein Ort für alles und jeden. Das wollte auch die
Deutsche Bank sein - von der schwäbischen Hausfrau über den
bodenständigen Mittelständler bis hin zu demjenigen, der sein Glück
in risikoreichen Investments sucht. Diesen Ort soll es nun nicht mehr
geben. Das ist schade für normale Privatkunden, die die Filiale um
die Ecke wegen der persönlichen Beratung geschätzt haben. Für den
Konzern Deutsche Bank ist es ein nötiger, aber auch schwieriger
Schritt. Die Kürzungen im Privatkundengeschäft bringen für den Moment
zwar Einsparungen, mehr...
- WAZ: Das Herz des Energielandes
- Kommentar von Stefan Schulte zum Eon-Umzug Essen (ots) - Essen wird die Energiehauptstadt Deutschlands. Mit
der Entscheidung, seine Zentrale vom Rhein an die Ruhr zu verlegen
und damit ins Revier des großen Konkurrenten RWE, ist Eon eine
gewaltige Überraschung gelungen. Die Geschicke des Energielandes NRW
werden künftig von Essen aus gelenkt.
Bisher galt als ausgemacht, dass die Düsseldorfer jenen Teil nach
Essen auslagern, von dem sie sich trennen wollen: das konventionelle
Stromgeschäft. Doch nun plant der umsatzstärkste Energiekonzern hier
seine Zukunft: mit erneuerbaren mehr...
- WAZ: Der schlechte Ruf wird bleiben
- Kommentar von Frank Meßing zur Deutschen Bank Essen (ots) - Seit Monaten brütet die Deutsche Bank über einer
Strategie, die sie aus ihrer Dauerkrise führt. Dabei herausgekommen
ist ein Flickenteppich, der Deutschlands größtem Geldinstitut
allenfalls ein wenig Luft verschaffen wird. Ihr Grundproblem
verschärft die Deutsche Bank mit den angekündigten Maßnahmen sogar
noch: ihren schlechten Ruf.
Die Pleite mit der Bank 24, das zweifelhafte Benehmen Josef
Ackermanns im Mannesmann-Prozess, milliardenschwere
Rechtsstreitigkeiten und nun auch noch Jürgen Fitschen auf der
Anklagebank mehr...
- Märkische Oderzeitung: Sehr geehrte Damen und Herren,
die Märkische Oderzeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom Dienstag:
Schiffsweg nach Stettin wird ausgebaut Frankfurt/Oder (ots) - +++ Warschau/Schwedt Nach fast zwei
Jahrzehnten andauernden Verhandlungen haben sich Deutschland und
Polen auf ein Abkommen geeinigt, das den Ausbau der Binnenschifffahrt
von der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße über den Hafen
Schwedt bis nach Stettin vorsieht. Das berichtet die "Märkische
Oderzeitung" (Dienstagausgabe). Wenn die jetzt vereinbarten Pläne
umgesetzt werden, könnten größere Küstenmotorschiffe freie Fahrt von
der Ostsee bis in den Hafen Schwedt (Uckermark). "Das ist ein sehr
positives mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|