Börsen-Zeitung: Der Papagei lebt, Kommentar zur Bankenaufsicht von Bernd Neubacher
Geschrieben am 29-06-2015 |
Frankfurt (ots) - Der britischen Komikertruppe "Monty Python" hat
die Welt den Sketch zu verdanken, in welchem ein Mann mit einem toten
Papagei in der Hand in einer Zoohandlung erscheint, um den Kauf
seines Haustiers eine halbe Stunde zuvor wegen eines offensichtlichen
Mangels zu reklamieren. Der Ladenbesitzer indes leugnet ihn mit immer
abenteuerlicheren Ausreden ("Der ruht sich nur ein bisschen aus.") -
selbst nach dem Hinweis, dass man den Vogel auf seiner Stange
festgenagelt hat, damit er nicht herunterfällt.
Ähnlich lustig verhält sich derzeit die europäische
Bankenaufsicht, wenn es um die Banken Griechenlands geht: Seit
Monaten werden die Institute weitenteils nur mehr durch Notkredite
der Europäischen Zentralbank (EZB) zusammengehalten bzw. durch
Verlustvorträge, die sie als Eigenkapital verbuchen dürfen dank der
Garantien ihres Heimatstaates, der seinerseits nur dank breit
angelegter Hilfen Europas nicht längst von der Stange gefallen ist.
Seit geraumer Zeit schon hat sich ein schleichender Bank Run
vollzogen, dessen Eskalation die Regierung nun mit einer
vorübergehenden Schließung der Institute zuvorgekommen ist. In
Frankfurt indes herrscht Schweigen im Walde. Im vergangenen Jahr
hatten die Aufseher im Zuge ihres Bilanztests den wichtigsten Banken
der Eurozone haarklein vorgeschrieben, welchen Abschlag sie auf den
fairen Wert einer Schiffsforderung zu veranschlagen hatten und wie
etwa Wertaufholungen bei leistungsgestörten Krediten zu behandeln
seien. In den vergangenen Wochen jedoch, als in der
Euroland-Peripherie der Bankensektor eines ganzen Landes zu
kollabieren drohte, machten die Aufseher noch gut Wetter, und Danièle
Nouy, Chefin des Single Supervisory Mechanism (SSM) - andere
SSM-Repräsentanten dürfen zum Thema seit längerem nicht mehr sprechen
- ließ sich mit der Aussage zitieren, Griechenlands Banken seien
solvent und liquide. Legalistisch ist das, dank Notkrediten und
Eigenkapitalregelungen, nicht falsch. Es läuft aber Nouys Postulat,
der SSM werde "hart und aufdringlich, aber gerecht, haftbar und
unabhängig" agieren, diametral zuwider. Der Interessenkonflikt
zwischen einer politisch instrumentalisierten Geldpolitik und einer
unter demselben Dach angesiedelten Bankenaufsicht lässt sich in
Hellas studieren wie unter einem Brennglas.
Das Ansehen der Aufseher, die sich bereits einiges an Respekt
erarbeitet hatten, wird damit beschädigt. Jedermann sieht, wie
Griechenlands Banken beatmet werden. Die Aufseher aber beteuern im
Stile des Zoohändlers tapfer: Die wollen nur ihren Rücken schonen.
Pressekontakt:
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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