Schwäbische Zeitung: Endlich Frieden bei der Bahn - Leitartikel
Geschrieben am 01-07-2015 |
Ravensburg (ots) - Es wurde auch Zeit, diese Auseinandersetzung
endlich zu beenden. Der einjährige Tarifkonflikt bei der Deutschen
Bahn hatte mit neun Streiks Fahrgäste wie Wirtschaft in erhebliche
Schwierigkeiten gebracht und das Image der Bundesrepublik als wohl
organisiertes und effizientes Land beschädigt. Die Bahn wie die
Lokführergewerkschaft GDL sehen sich nun als Sieger. Sei's drum. Zu
allererst können die Bahnkunden aufatmen. Sollten sie trotz der
tristen Erfahrungen der jüngsten Zeit mutig einen Urlaub per
Bahnreise geplant haben, können sie ihre Ferien nun unbeschwert
beginnen. Auch Pendler brauchen sich über ihren Weg zur Arbeit auf
längere Sicht keine Sorgen mehr zu machen. Und die Unternehmen können
wieder seriös disponieren, sie müssen keine Lieferengpässe mehr
befürchten.
Es scheint, als gäbe es plötzlich überall nur Gewinner. Mit
Sicherheit gehört auch Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow dazu.
Mit Geschick hat der frühere Gewerkschafter die Schlichtung
vorangebracht, und nach dem jetzt erzielten Erfolg kann niemand mehr
den ersten Ministerpräsidenten der Linken in Deutschland als
"Bürgerschreck" bezeichnen.
Im vergangenen Jahr konnte der Eindruck entstehen, dass der
GDL-Ausstand Vorbildcharakter für andere Branchen hatte. Auch wenn im
internationalen Vergleich nach wie vor wenig in Deutschland gestreikt
wird, so wirkte doch der Pilotenstreik gemeinsam mit dem Bahnstreik
im Ausland verheerend und ramponierte in der globalisierten
Geschäftswelt das Ansehen des exportabhängigen Landes. Dass nun auch
die Post seit Wochen bestreikt wird, rundet das Negativ-Bild von der
Streikrepublik Deutschland ab.
Doch vielleicht wendet sich dank des Durchbruchs bei der Bahn die
Lage. Die Lufthansa nimmt die Verhandlungen mit den Flugbegleitern
wieder auf. Befürchtete Streiks sind so bis Mitte Juli vom Tisch, da
auch die Piloten derzeit Schlichtungsgespräche führen. Für
Deutschland wäre es gut, wenn wieder Verlässlichkeit zu einer Tugend
würde.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
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