NOZ: Gespräch mit Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds
Geschrieben am 27-08-2015 |
Osnabrück (ots) - Städte- und Gemeindebund beharrt auf Betreuung
für alle Flüchtlingskinder
Landsberg kritisiert Forderung nach Aussetzung der Schulpflicht
als "nicht zielführend"
Osnabrück.- Der Deutsche Städte- und Gemeindebund hat den
Vorschlag, Flüchtlingskinder aus so genannten sicheren Drittstaaten
von der Schulpflicht auszunehmen, als "nicht zielführend"
zurückgewiesen. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Donnerstag): "Auch diese Kinder brauchen
Betreuung."
Landsberg betonte, neben Unterbringung, Versorgung und
Gesundheitsvorsorge stelle die Integration der Flüchtlingskinder in
Schulen oder Kindergärten eine große zusätzliche Aufgabe dar. "Bei
rund 800 000 erwarteten Flüchtlingen rechnen wir mit einer großen
Zahl an Kindern. Die in den Medien kolportierte Zahl von 400 000
können wir aber nicht bestätigen."
Der Hauptgeschäftsführer forderte, für die Kinder müssten die
entsprechenden Voraussetzungen in den Schulen, Kindergärten
beziehungsweise Kitas geschaffen werden. Es sei notwendig, bereits
direkt nach der Ankunft mit integrativen Maßnahmen, wie etwa
Sprachförderung, zu beginnen. "Aus unserer Sicht sollte es Auffang-
und Willkommensklassen geben, in denen die häufig traumatisierten
Kinder gut und umfassend betreut werden", sagte Landsberg.
Er bezeichnete die Bildung und Betreuung der Kinder als
unverzichtbaren Schlüssel zur Integration. "Wenn wir hier erfolgreich
sind, wird sich das auf unser Land positiv auswirken. Notwendig sind
zusätzliche Erzieherinnen und Erzieher sowie bauliche Veränderungen
an den Schulen und Kindergärten." Deshalb fordere der Deutsche
Städte- und Gemeindebund unter anderem Förderprogramme für Kitas und
Schulen. Die den Städten und Gemeinden entstehenden Kosten müssten
von Bund und Ländern umfassend erstattet werden.
Der Thüringer SPD-Chef und Oberbürgermeister von Erfurt, Andreas
Bausewein, hatte zuvor gefordert, die Schulpflicht für Kinder von
Asylbewerbern solange auszusetzen, bis deren Aufenthaltsstatus
geklärt sei. In einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) und Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) schrieb
Bausewein, diese Regelung müsse zumindest bei Asylbewerbern aus
sicheren Herkunftsländern gelten. Nach geltendem Recht würden alle
schulpflichtigen Kinder zwischen 6 und 16 Jahren nach dreimonatigem
Aufenthalt in Deutschland eingeschult.
Pressekontakt:
Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
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