Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Bürgermeister- und Landratswahlen in NRW
Desaster für die Kommunaldemokratie
Lothar Schmalen
Geschrieben am 13-09-2015 |
Bielefeld (ots) - Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dann hat
ihn die niedrige Wahlbeteiligung am gestrigen Wahlsonntag in NRW
erbracht. Das Experiment, die Bürgermeister- und Landratswahlen von
denen der Stadträte und Kreistage zu trennen, um die Bürgermeister
und Landräte zu stärken, darf getrost als gescheitert betrachtet
werden. Die noch einmal gesunkene Beteiligung bei den
Bürgermeisterwahlen und noch mehr bei den Landratswahlen ist ein
Desaster für die kommunale Demokratie. Eine Wahl, an der sich nicht
einmal 50 Prozent der Wähler beteiligen, oder eine Landratswahl, an
der sogar nur 30 Prozent teilnehmen, stärkt nicht, sie schwächt den
Bürgermeister oder den Landrat. Insofern tat das Land
Nordrhein-Westfalen gut daran, die Wahl der kommunalen
Spitzenvertreter mit denen der Kommunalparlamente wieder
zusammenzulegen. Ab 2020 ist es soweit. Dann werden beide Wahlen
wieder an einem Sonntag stattfinden. Bei den Bürgermeister- und
Landratswahlen wieder zu einer angemessenen Wahlbeteiligung von
wenigstens mehr als 50 Prozent zu kommen entspricht schließlich auch
der Bedeutung der Spitzenleute, die vom Bürger direkt gewählt werden
können. Schließlich ist es wichtig, ob an der Spitze von
Verwaltungen, die in großen Städten wie Bielefeld, Münster oder gar
Köln Tausende von Mitarbeitern haben, dynamische, kompetente und
kreative Köpfe stehen oder nicht. Denn häufig ist diese Spitze dafür
verantwortlich, ob ein solcher Verwaltungsapparat vor sich
hinschlummert oder bürgerfreundlich agiert, ob eine Stadt oder
Gemeinde stagniert und möglicherweise sogar zurückfällt oder ob sie
sich weiterentwickelt und damit ihren Bewohnern auch in Zukunft ein
Leben in Sicherheit, Wohlstand und sozialer Fairness bieten kann.
Gerade in der aktuellen Flüchtlingskrise wird deutlich, wie wichtig
die Kommunalverwaltungen sind. Ob eine Kommune ins Flüchtlingschaos
stürzt oder ob sie die Herausforderung gut managt und den
Flüchtlingen so eine würdige Unterkunft organisieren kann, hängt eben
stark von den Fähigkeiten und Eigenschaften der Männer und Frauen ab,
die an der Spitze der Kommunalverwaltungen stehen. Und noch eines
gilt es nach dem Auszählen der Stimmen in den Rat- und Kreishäusern
in NRW festzuhalten: Mit der Landes- oder gar der Bundespolitik haben
die Ergebnisse der Bürgermeister- und Landratswahlen nur sehr bedingt
etwas zu tun. Persönlichkeitswahlen haben ihre eigenen Gesetze, und
viele Wähler stimmen nicht nach ihrer Parteipräferenz ab, sondern
nach anderen Kriterien. Überzeugungskraft, Sympathie, persönliche
Glaubwürdigkeit und Bürgernähe sind dabei viel wichtiger als die
Parteizugehörigkeit der Kandidaten. In vielen Kommunen, vor allem den
kleineren, waren außerdem parteilose Bewerber erfolgreich. Sicher
wird die CDU heute mit einigem Recht reklamieren, dass sie noch in
Großstädten wie in Bonn den Oberbürgermeister stellen kann. Doch
daraus einen Trend abzuleiten ist schwierig. Denn die SPD erobert
umgekehrt traditionelle CDU-Städte wie Leverkusen oder auch den
bislang von der CDU geführten Landkreis Herford. In vielen
NRW-Großstädten ebenso wie bei der Landratswahl in Lippe und der
Bürgermeisterwahl in Gütersloh aber bringt erst die Stichwahl in 14
Tagen die Entscheidung. Es liegt im Interesse einer funktionierenden
Demokratie in den Kommunen, dass die Wahlbeteiligung am 27. September
nicht noch schlechter wird.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
575432
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Seehofer steht gegen Merkel auf
Es fehlt Führung
THOMAS SEIM Bielefeld (ots) - Die Flüchtlingsbewegung stellt Bundesregierung
und Länder, Städte und Gemeinden vor dramatische Herausforderungen.
In München sind die Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft. Auch in NRW, das
als einziges Bundesland seiner Verpflichtung nachkommt, gehen
Kapazitäten zur Neige. Die Attacke des bayerischen
Ministerpräsidenten Seehofer auf Kanzlerin Merkel deutet an, wie groß
der politische Sprengstoff des Themas ist. Es darf als ernste
Provokation Seehofers gelten, ausgerechnet Ungarns Regierungschef
Orbán einzuladen. Das mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Leitartikel von Miguel Sanches über die neuen Grenzkontrollen: Verzweiflungstat Grenzkontrollen Berlin (ots) - Es ist nicht irgendeine Entscheidung. Sondern ein
Warnruf an Europa, ein Signal an die Flüchtlinge, auch an die Bürger.
Wir haben verstanden - sagen Kanzlerin Angela Merkel und ihr
Innenminister. Deshalb führt Deutschland, das Land der Mitte, dem
noch fast jeder Kompromiss in der EU lieb und teuer war, wieder
Grenzkontrollen ein, stoppte gestern den Zugverkehr aus Österreich
und setzte das Schengener Grenzregime aus. Wie bisher konnte es nicht
weitergehen. Man ist bei Merkel geneigt zu sagen: Dieser Schritt war
alternativlos. mehr...
- Badische Neueste Nachrichten: Abschied von der Volkspartei - Kommentar von JOCHEN WITTMANN Karlsruhe (ots) - Mit der Wahl von Jeremy Corbyn findet in der
britischen Politik ein Epochenwechsel statt. Das Projekt New Labour,
das Tony Blair in den 90er-Jahren begann, machte Labour zur
Volkspartei und ermöglichte drei Wahlsiege. Auf einmal scheint Labour
eine andere Partei geworden zu sein: stramm links. Mit Corbyn an der
Spitze droht, dass man sich jetzt mit Volldampf aus der politischen
Mitte verabschiedet. Das wäre nicht nur für die Linke im Lande
schlecht, sondern für die Demokratie im Königreich insgesamt.
Pressekontakt: mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Kommentar von Joachim Fahrun zur boomenden Berliner Wirtschaft: Konjunktur für Integration Berlin (ots) - Wohl selten war eine wachsende Wirtschaft solch ein
Segen für Deutschland und Berlin wie in diesen Tagen. Zwar ist es
immer schön, wenn Unternehmen neue Märkte erschließen, Erfolg haben,
zusätzliche Leute einstellen, die dann freudig ihr Geld wieder
ausgeben. Aber derzeit mag man sich gar nicht vorstellen, was im
Lande los wäre, wenn die Ökonomie stagnierte, Steuereinnahmen
wegbrächen und die Firmen Mitarbeiter auf die Straße setzten. Es ist
wohl keine kühne Behauptung, dass dann bei vielen Mitbürgern die
Begrüßung mehr...
- Lausitzer Rundschau: Seehofer fehlt der Anstand - Zum Verhalten des bayerischen Ministerpräsidenten in der Flüchtlingsfrage Cottbus (ots) - Man kann Angela Merkels Entscheidung, Flüchtlinge
massenhaft ins Land zu lassen, für falsch halten. Man kann auch
Viktor Orban gut finden - alles geschenkt. Hier geht es um die Form.
Horst Seehofer ist Vorsitzender der CSU, Schwesterpartei der CDU. Er
verlangt und bekommt deswegen gleiche Augenhöhe in der Berliner
Koalition. Dann, verdammt noch mal, soll er sich auch so benehmen.
Dann darf er Entscheidungen der Kanzlerin, seiner Kanzlerin, zwar
intern, aber niemals öffentlich kritisieren. Und schon gar nicht in
einer mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|