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Das Erste / "Menschen bei Maischberger" am Dienstag, 6. Oktober 2015, um 22:45 Uhr

Geschrieben am 02-10-2015

München (ots) - Das Thema: "Neue Heimat: Wie verändern Flüchtlinge
unser Land?"

Die Kanzlerin verströmte kürzlich noch Zuversicht: "Wir schaffen
das!" Der Bundespräsident dagegen warnt: "Unser Herz ist weit. Doch
unsere Möglichkeiten sind endlich." Und der Innenminister fordert
jetzt von den Flüchtlingen eine "Ankommenskultur". Tatsächlich
bereitet der Flüchtlingsandrang laut dem ARD-Deutschlandtrend einer
Mehrheit der Deutschen mittlerweile Angst: Werden Wohnungen knapp?
Steigen die Arbeitslosenzahlen? Akzeptiert die Mehrheit der vielen
Neuankömmlinge Werte wie Gleichberechtigung und Toleranz?

Gäste:
Heinz Buschkowsky (SPD, ehem. Berliner Bezirksbürgermeister)
Renate Künast (B'90/Grüne, Bundestagsabgeordnete)
Jakob Augstein (Verleger und Chefredakteur)
Tania Kambouri (Polizeikommissarin)
Marie-Luise Balk-Egger (Sprecherin einer Bürgerinitiative)
Richard Arnold (CDU, Oberbürgermeister Schwäbisch Gmünd)

Heinz Buschkowsky / Der langjährige Bürgermeister von Neukölln
plädiert dafür, den Zustrom der Flüchtlinge zu begrenzen: "Wir können
nicht jedes Jahr eine Million Flüchtlinge verkraften." Dazu gehöre
die rasche Rückführung der Asylbewerber ohne Bleibeperspektive. "Wenn
wir Integration ernst nehmen, müssen wir uns auf diejenigen
konzentrieren, die eine Perspektive haben", sagt der SPD-Politiker.
"Die Zeit der La-Ola-Wellen der Willkommenskultur ist vorbei. Der
graue Alltag der Integration wird kommen. Das heißt Sprache, Wohnung
und dann einen Job - und dazu gehört auch eine Grundqualifikation,
die ganz viele Flüchtlinge nicht mitbringen", beklagt Heinz
Buschkowsky.

Renate Künast / Die frühere Bundesvorsitzende der Grünen fordert,
dass Deutschland im Zuge der Flüchtlingsintegration seine "Identität
weiterentwickelt". Zwar werde Deutschland sich dadurch ein Stück
verändern, aber diese Anstrengung werde sich lohnen, so Künast. Die
frühere Bundesministerin mahnt, "nicht die Fehler, die wir damals mit
den Gastarbeitern gemacht haben, zu wiederholen".

Jakob Augstein / "Jeder Mensch ist integrierbar unter den
richtigen Umständen. Doch für diese Umstände sind wir verantwortlich,
nicht der Flüchtling", sagt der "Freitag"-Herausgeber. Jakob Augstein
ist überzeugt: "Wer sich zurücklehnt und denkt, meine Heimat bleibt
wie sie ist, der hat nicht verstanden: Die Flüchtlingsproblematik ist
eine nationale Aufgabe, die uns alle angeht." Die Identität
Deutschlands werde sich verändern, glaubt der "Spiegel"-Kolumnist.
"Daher brauchen wir eine Leitkultur für beide Seiten, für In- und
Ausländer."

Tania Kambouri / Vor zwei Jahren wurde die griechischstämmige
Polizistin mit einem wütenden Leserbrief bundesweit bekannt, in dem
sie über ihre Erfahrungen mit aggressiven Einwanderern berichtete.
Tania Kambouri bekam Unterstützung von Kollegen in ganz Deutschland.
Gebessert habe sich nichts, stellt sie ernüchtert fest: "Wir
Polizisten erleben bei Einsätzen immer häufiger Pöbeleien,
Beleidigungen und kriminelles Verhalten. Wir werden weder als
Staatsmacht noch als Menschen respektiert." Sie fürchtet, mit der
steigenden Zahl an Flüchtlingen eine Verschärfung der Lage.

Marie-Luise Balk-Egger / "Menschen in Not zu helfen ist eine
Sache. Dies völlig unkontrolliert zu tun, ist naiv und nicht dienlich
für die gesamte Stadtgemeinschaft", kritisiert die pensionierte
Pädagogin die aktuelle Flüchtlingspolitik. Die Sprecherin einer
Bürgerinitiative im baden-württembergischen Weinheim fordert deshalb
"Nächstenliebe sowohl für Flüchtlinge als auch für unsere Bürger".
Man fühle sich von der Politik überrollt und gerade die Sorgen
älterer Menschen würden nicht ernst genommen, fürchtet Marie-Luise
Balk-Egger.

Richard Arnold / "Die Begegnungen mit den Flüchtlingen werden die
Sichtweisen von uns Deutschen verändern", glaubt der Unionspolitiker.
Er ist sich sicher: "Zum einen besinnen wir uns wieder auf unsere
eigenen Werte wie Verlässlichkeit, zum anderen lernen wir von den
Kulturen der Flüchtlinge." Der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd
setzt sich persönlich dafür ein, dass die Asylbewerber Teil der
Stadtgemeinschaft werden. Vom ersten Tag ihrer Ankunft an organisiert
Richard Arnold Sprachkurse, bindet sie in ehrenamtliche Mitarbeit ein
und bittet seine Mitbürger um Wohnraum.

"Menschen bei Maischberger" ist eine Gemeinschaftsproduktion der
ARD, hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.

Im Internet unter www.DasErste.de/maischberger

Redaktion: Klaus Michael Heinz (WDR)



Pressekontakt:
Agnes Toellner, Presse und Information Das Erste,
Tel: 089/5900 23876, E-Mail: agnes.toellner@DasErste.de
Felix Neunzerling, ZOOM MEDIENFABRIK GmbH,
Tel.: 030/3150 6868, E-Mail: FN@zoommedienfabrik.de
Fotos über www.ard-foto.de


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