Allg. Zeitung Mainz: Drei Perspektiven / Kommentar zur Asylpolitik der Großen Koalition von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 11-11-2015 |
Mainz (ots) - Mit Empörung lässt sich nur begrenzt Politik machen.
Reflexhaft hat der Vorstoß von Innenminister de Maizière, syrischen
Flüchtlingen nicht mehr automatisch den Schutz der Genfer
Flüchtlingskonvention zuzusprechen, Empörung ausgelöst. Gleichwohl
ist er mit atemberaubender Geschwindigkeit zur beherrschenden
Diskussionsgrundlage geworden, der mit einem Mal denen Probleme
bereitet, die ihm nicht folgen wollen. Eine Betrachtung unter drei
Blickwinkeln. Die Machtperspektive: Der Doppelpass, mit dem de
Maizière und Wolfgang Schäuble in dieser Frage das Kanzleramt
ausgetrickst haben, kam einer Art Putsch gegen Angela Merkel gleich.
Das heißt, er käme ihm gleich, wenn sich die Kanzlerin und
Parteivorsitzende in ihrer beispiellosen Wendigkeit nicht auf die
Seite der Putschisten geschlagen und die neue Härte zu ihrer eigenen
umgedeutet hätte. Frei nach Adenauer handelt Merkel nach der Devise,
"was stört mich mein Gesichtsverlust von gestern?" Um diesen Preis
versöhnt sie sich mit ihrer Partei und reicht den Schwarzen Peter an
die SPD durch. Von Kanzlerindämmerung keine Spur. Die rechtliche
Perspektive: Juristisch betrachtet richtet sich die Empörung gegen
die Wiederherstellung des Rechts. Artikel 16 des Grundgesetzes
garantiert bekanntlich ein Individualrecht, dessen Überprüfung nur
aus der Not der hohen Flüchtlingszahlen heraus sowie der Unfähigkeit
des zuständigen Bundesamtes erst vor einem Jahr für syrische
Flüchtlinge ausgesetzt wurde. Die Frage lautet also eigentlich nicht,
ob dieser Schritt richtig ist, sondern ob das Bundesamt inzwischen
wieder in der Lage ist, seiner Aufgabe nachzukommen. Die pragmatische
Perspektive: Ja, der Vorstoß zielt darauf ab, die Sogwirkung der
deutschen Flüchtlingspolitik aufzuheben. Das ist zum einen nicht
inhuman, weil auch beim sogenannten subsidiären Schutz Menschen nicht
in Bürgerkriegsgebiete zurückgeschickt werden. Zudem trägt die
Bundesregierung mit ihrer beispiellosen Flüchtlingspolitik natürlich
eine Verantwortung dafür, dass sich die Gesellschaft nicht übernimmt
und - nicht weniger wichtig -, dass die Flüchtlinge nicht mit
Erwartungen nach Deutschland kommen, die bitter enttäuscht werden
müssen. Nur ein Teil von ihnen wird auch bei intensiver Förderung die
Chance haben, sich in unseren hochkomplexen Arbeitsmarkt zu
integrieren. Eine Kurswende der Regierung muss allerdings zwingend
mit einer massiven Unterstützung der Nachbarländer zu Syrien
einhergehen. Wenn es dort etwa nicht gelingt, die Kinder der
Flüchtlinge zu beschulen, werden weiterhin Hunderttausende unter
Einsatz ihres Lebens Richtung Europa aufbrechen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Alexandra Maus
Newsmanagerin
Telefon: 06131/485851
amaus@vrm.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
579401
weitere Artikel:
- Frankfurter Neue Presse: zum Lufthansa-Streik
"Die falsche Instanz"
Kommentar von Panagiotis Koutoumanos Frankfurt am Main (ots) - 120 Arbeitsgerichte gibt es in
Deutschland. Und die Lufthansa-Führung vermittelt den Eindruck, dass
sie auf der Suche nach einem willfährigen Richter, der den
Flugbegleitern Einhalt gebietet, am liebsten ein Gericht nach dem
anderen anrufen würde - so wie es die Deutsche Bahn vor acht Jahren
im Arbeitskampf mit den Lokführern vorexerziert hat. Da kann man von
Glück reden, dass die Lufthansa - anders als die Bahn, die in fast
jeder Stadt einen Bahnhof betreibt - nur in München, Frankfurt und
Düsseldorf Flug-Personal mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zum britischen Ultimatum/EU Regensburg (ots) - von Daniela Weingärtner, MZ
Nun hat es die EU schriftlich. David Cameron will weniger für die
Gemeinschaft zahlen, weiter überall mitreden und sich keine Reformen
vorschreiben lassen. Einen Zeitpunkt, zu dem er seine Wähler über das
Ergebnis abstimmen lassen will, nennt der britische Premier nicht. In
seinem Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk macht er aber klar, dass
die Verhandlungen zügig über die Bühne gehen sollen. Schon beim
Dezembergipfel kurz vor Weihnachten sollen die 28 EU-Chefs erste
Reformbeschlüsse mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu 60 Jahre Bundeswehr Regensburg (ots) - von Reinhard Zweigler, MZ
Wohl kaum eine Institution der Bundesrepublik hat in sechs
Jahrzehnten so viele Veränderungen ertragen müssen wie die
Bundeswehr. Aus einer Armee, die im Kalten Krieg hochgerüstet wurde,
die ihre Soldaten zum Dienst verpflichtete, ist eine reine
Freiwilligenarmee geworden, in der längst auch Soldatinnen dienen.
Einen dramatischen Abbau der Truppenstärke hat sie ebenso und
weitgehend klaglos vollzogen wie die Aufnahme von Teilen der
ostdeutschen Armee. Doch trotz aller, politisch gewollten, mehr...
- Thüringische Landeszeitung: Wenig Hoffnung / Kommentar von Axel Zacharias zum EU-Afrika-Gipfel Weimar (ots) - Bereits vor dem EU-Afrika-Gipfel auf Malta flossen
jährlich stolze 20 Milliarden Euro von Brüssel nach Afrika. Was haben
sie bislang in Sachen Eindämmung der Migration bewirkt? Gefühlt
nichts. Ebenso gefühlt haben sich in der Vergangenheit Diktatoren
aller Couleur nur privat die Taschen mit dem geschenkten Geld gefüllt
- ob es aus EU-Töpfen oder aus nationalen Haushalten zur
Entwicklungshilfe stammt. Natürlich ist damit auch viel Segensreiches
geschaffen worden, aber es wurden und werden wohl weiterhin auch
Diktatoren mehr...
- rbb exklusiv: Union und SPD einigen sich auf Reform des BND-Gesetzes und der Geheimdienstkontrolle Berlin (ots) - Unmittelbar nach Bekanntwerden illegaler
Abhörmaßnahmen des BND haben sich Union und SPD auf die Inhalte einer
umfassenden Geheimdienstreform geeinigt.
Das bestätigten die Abgeordneten Clemens Binninger CDU und
Burkhard Lischka SPD dem rbb Inforadio. "Wichtig ist, dass wir den
Satz der Kanzlerin 'Ausspähen unter Freunde geht gar nicht', endlich
Realität werden lassen", sagte Lischka. "Das erfordert eine klare
gesetzliche Regelung, die wir jetzt schaffen werden".
Sowohl das BND-Gesetz als auch das das Gesetz mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|