Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft unterstützt Hamburgs Olympiabewerbung
Geschrieben am 17-11-2015 |
Hamburg (ots) - Die seit 1976 bestehende Wissenschaftsorganisation
des Sport, die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)
vertritt derzeit die Interessen von etwa 1000 Mitgliedern, die in 11
Sektionen und 12 Kommissionen organisiert sind. Die dvs verfolgt das
Ziel, die Sportwissenschaft zu fördern und weiter zu entwickeln.
Olympische Spiele sind eines der wertvollsten Kulturgüter der
heutigen Zeit. Mit den Spielen werden immer wieder neue menschliche
Werte und Leistungen geschaffen und interpretiert. Mit der
Beteiligung von Menschen aus 206 Ländern sind sie eine einzigartige
Manifestation für ein friedliches Zusammenleben in der Welt.
Vor diesem Hintergrund unterstütze ich als Präsident die Bewerbung
des DOSB mit der Stadt Hamburg für die Ausrichtung Olympischer und
Paralympischer Sommerspiele (OS) 2024 oder 2028. Mit ihrer
wissenschaftlichen Expertise wollen die Sportwissenschaftlerinnen und
Sportwissenschaftler den Weg zu den Spielen aktiv begleiten.
Die bundesdeutsche Sportwissenschaft analysiert seit vielen
Jahrzehnten Werte und Entwicklungsprozesse der olympischen und
Paralympischen Spiele aus den Blickwinkeln verschiedener
wissenschaftlicher Disziplinen wie der Philosophie, der Pädagogik,
der Geschichtswissenschaft, der Trainings- und Bewegungswissenschaft,
der Ökonomie, der Politikwissenschaft, der Soziologie, der
Raumforschung u.v.m. Das ist in hunderten von Monografien und
abertausenden Aufsätzen, in ungezählten Dissertationen und
Diplomarbeiten, in Kongress- und Tagungsberichten dokumentiert. Sie
alle leisten einen wertvollen Beitrag zum besseren Verständnis der OS
und unterstützen die Arbeit der Athleten und Athletinnen. Insgesamt
ergeben sie bereits heute schon einen kritisch-konstruktiven Fundus
an Ergebnissen, die die aktuelle Situation einschließlich von
Fehlentwicklungen verstehen lassen und eine Steuerung der künftigen
Planungen erleichtern.
Doch die sportliche, politische, wirtschaftliche und pädagogische
Bedeutung der Olympischen und insbesondere der Paralympischen Spiele
hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Ihr Stellenwert und
ihre Formen ändern sich. Wie viele Kulturgüter, sind sie
unterschiedlichen politischen Vereinnahmungen und wirtschaftlichen
Verwertungsinteressen ausgesetzt. Ihre Werte können fehlinterpretiert
und missbraucht werden. Sie sind Teil und Spiegelbild unserer
Gesellschaft und ihrer Konflikte. Für die bundesdeutsche
Sportwissenschaft ist es selbstverständlich, auch diese Entwicklungen
aus kritischer Distanz zu begleiten und durch ihre Arbeit mit dazu
beizutragen, dass der Olympische Sport Höchstleistungen präsentiert
aber auch fair, gerecht und dopingfrei ist. Der Olympische Sport
braucht eine neutrale und fundierte sportwissenschaftliche
Unterstützung und Begleitung heute mehr denn je.
Daher fordern auch die Sportwissenschaftlerinnen und
Sportwissenschaftler, die wissenschaftliche Expertise auf den
weiteren Weg zu den olympischen Spielen intensiv einzubeziehen.
Aktuelle Forschungserkenntnisse etwa zur Sportartenentwicklung, zur
internationalen Sportpolitik, zu Sport und Inklusion, zu Genderfragen
und nachhaltiger Sportstätten sind bislang nicht erkennbar abgerufen
worden. Dies könnte durch interdisziplinäre Kongresse erfolgen, an
denen sich die dvs beteiligen wird.
Wie vor den Olympischen Spielen 1972, so erwartet die dvs auch bei
einer Ausrichtung der OS Spiele in Hamburg und Kiel 2024 oder 2028
einen enormen Impuls für die sportwissenschaftliche Forschung, die in
den letzten Jahren aufgrund von erheblichen Mittelkürzungen stark
vernachlässigt wurde. Mit der Vergabe der OS nach Deutschland erhofft
sich die dvs auch Impulse im Sportstättenbau, in der Sanierung von
Sportstätten insbesondere bei den Schwimmbädern und im Schulsport.
Mit der Sportwissenschaft im olympischen Boot werden die Bewerbung
der Hansestadt Hamburg und die Leistungsentwicklung unserer
Athletinnen und Athleten zu dem Erfolg führen, den wir uns alle
wünschen.
Prof. Dr. Kuno Hottenrott (dvs-Präsident)
Ansprechpartner:
Univ.-Prof. Dr. Kuno Hottenrott
Tel.: 040 67941212
E-Mail: hottenrott@sportwissenschaft.de
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