Weser-Kurier: Leitartikel von Hendrik Werner über die Lindenstraße
Geschrieben am 04-12-2015 |
Bremen (ots) - Sehr viel ist geschehen, seit sich Familie Beimer
am 8. Dezember 1985 um 18.40 Uhr zur vorweihnachtlichen Hausmusik
traf: Damals, als die ARD-Serie "Lindenstraße" anlief, harmonierten
Hans und Helga nicht nur beim Flötenspiel. Das galt auch für deren
Kinder Marion, Benny und Klausi. 30 Jahre später ist das telegene
Idyll irreversibel zerbrochen: Hans und dessen einstige "Taube" gehen
seit langer Zeit getrennte Wege. Benny ist tödlich verunglückt (Folge
521), Marion nach Zoff mit ihrer Mutter verzogen (Folge 1237), Klausi
nach der zweiten Scheidung und dem x-ten Karriereknick in einer Art
Dauerberappelungszustand. Sie läuft und läuft, jene realitätsnahe
Reihe, die der TV-Nation den ersten Schwulen-Kuss (1990) und das
Fernsehdebüt eines gewissen Til Schweiger bescherte (1990-1992).
Obwohl mancher subversive Tabubruch längst durch exhibitionistische
Realityformate überboten worden ist, hat sich "Lindenstraße" ihren
Charme und ihre Verdienste als soziales Experimentierfeld bewahrt.
Auch wenn die Alleinstellungsmerkmale der Seifenoper schwinden, deren
Jubiläumsfolge an diesem Sonntag um 18.50 Uhr live gesendet wird:
"Lindenstraße" ist - nach dem Aus für "Wetten, dass..?" - neben dem
ARD-"Tatort" eines der letzten medialen Lagerfeuer, an denen sich die
Deutschen wärmen, über die sie ins Gespräch kommen können. Das ist
ein bleibender Lichtblick, weil "Lindenstraße" gesellschaftlich
relevante Themen verhandelt.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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