Thüringische Landeszeitung: Die Klügere gibt nach - Merkel lässt Seehofer stehen / Leitartikel von Steffen Högemann zum CDU-Parteitag in Karlsruhe und Seehofers Auftritt dort
Geschrieben am 16-12-2015 |
Weimar (ots) - Die Flüchtlingsdebatte ist nicht beendet. Doch hat
sich eines geändert, sie wird konstruktiv. Die CDU steht geschlossen
hinter ihrer Kanzlerin, die Bedeutung Seehofers scheint klein.
Gerade noch kanzelte er Merkel ab, wie es nur ein Flegel machen
würde und schon will er gemeinsam mit der Bundeskanzlerin posieren,
mitsurfen auf der Welle der Unterstützung, die sie jüngst erfährt. Da
hat er falsch gedacht. Zwar rächt sich Merkel nicht mit einer
vergleichbaren Unverschämtheit, doch lässt sie ihn spüren, dass es so
nicht geht, sie lässt ihn stehen.
Natürlich darf das Geschwafel von der Gemeinsamkeit und dem
Streben der Union nicht fehlen. Seehofer spricht sogar davon, dass
CDU und CSU politisch völlig übereinstimmen. Blanker Hohn, weiß man
doch, dass der bajuwarische Löwe mit seinen übertriebenen Forderungen
gescheitert ist. Eine Obergrenze für Flüchtlinge wird es nicht geben.
Seehofer unterstreicht hingegen, dass sein Beschluss zur Obergrenze
gilt. Politisch könnten Seehofer und Merkel in der Flüchtlingsfrage
kaum entfernter sein: Die Kanzlerin, ausgezeichnet als "Person des
Jahres" vom "Time Magazin", und Seehofer, nur gestützt durch seine
Jünger, deren Ressentiments er schürte.
Angela Merkel ist es, die tatkräftig vorangeschritten ist, die
Mut bewiesen hat. Kaum jemand machte es ihr schwerer als der "König
von Bayern". Sie versteht es, endlich zu handeln - und nicht laut zu
brüllen wie Seehofer. Es ist ohnehin nicht ihr Stil. "Merkeln" heißt
bald handeln, anstatt nichts zu tun.
Doch ihr langes Schweigen in ach so vielen Situationen hat es ihr
unnötig erschwert, in bedeutsamen Fragen genügend Gehör zu finden.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de
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Mitteldeutsche Zeitung (Mittwochausgabe). Als Grund führt die CDU
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