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Monoklonale Antikörper bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen: Kein Substanzwechsel ohne medizinischen Grund (FOTO)

Geschrieben am 02-02-2016

Wiesbaden (ots) -

Die möglichen Unterschiede im immunogenen Potenzial monoklonaler
Antikörper und damit verbunden mögliche Wirkverluste und
Hypersensitivitätsreaktionen bei einem Therapiewechsel wurden von
Experten anlässlich der 23. United European Gastroenterology Week
(UEGW) in Barcelona diskutiert. Sie plädierten während eines von
AbbVie unterstützten Symposiums* dafür, eine Umstellung auf andere
Präparate zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
(CED) und damit auch einen Wechsel auf ein Biosimilar zu vermeiden,
solange dies nicht medizinisch begründet ist. Monoklonale Antikörper
wie TNF-Alpha-Inhibitoren haben seit langem einen festen Platz in der
CED-Behandlung. Der Erfahrungsschatz ist inzwischen groß und es ist
heute möglich, die Krankheitsaktivität gut zu kontrollieren. So heilt
unter dem Einsatz dieser komplexen Biomoleküle die Mukosa bei knapp
60 % der Patienten ab. [1] Dadurch normalisieren sich Lebensqualität
und Arbeitsfähigkeit weitgehend, so die Experten. In diesem Kontext
gilt es, die geschaffene Vertrauensbasis zu erhalten und die
dominierenden Anliegen von Patienten mit CED hinsichtlich Sicherheit
und Wirksamkeit ihrer Medikamente im Blick zu behalten.

Therapieumstellung und immunogenes Potenzial

Die Funktion und die Eigenschaften von monoklonalen Antikörpern
werden maßgeblich von ihrer dreidimensionalen Struktur bestimmt. [2]
Sie kann das immunogene Potenzial beeinflussen und damit die
Wahrscheinlichkeit der Bildung von Antikörpern, die gegen das
Biologikum gerichtet sind. Diese können wiederum die Wirkung
neutralisieren, die Ausscheidung beschleunigen oder über Induktion
von Hypersensitivität und Immunreaktionen zu Nebenwirkungen führen.
[3,4] Daher sind die möglichen medizinischen Konsequenzen zu
bedenken, wenn beim Einsatz dieser besonders komplexen Biologika vom
Originalpräparat auf ein anderes einschließlich Biosimilar umgestellt
wird.

Kein Therapiewechsel aus nicht medizinischen Gründen

Eine Auswertung zu den Folgen einer Therapieumstellung bei
Biologika aus nicht medizinischen Gründen, basierend auf Daten einer
US-amerikanischen Krankenversicherungsdatenbank, stützt diese
Aussage: Die Krankenhausaufenthalte nahmen bei den Patienten
signifikant zu, die die Therapie zuvor hatten wechseln müssen. [5]
Daher sollten Patienten nicht auf ein anderes Präparat umgestellt
werden, wenn die Symptomatik unter der aktuellen Therapie gut
kontrolliert werden kann, so der Tenor der Expertenrunde. Die
kanadische Zulassungsbehörde kommt zu einer ähnlichen Einschätzung
[6] und warnt zudem vor einem mehrfachen Therapiewechsel, da er das
immunogene Potenzial steigern und negative Effekte nach sich ziehen
könnte. [7] Die bislang zur Verfügung stehenden Studiendesigns zum
Wechsel von Original-Präparaten auf Biosimilars könnten bestehende
Sicherheitsbedenken nicht ausräumen, so Dr. Brian Feagan vom Robarts
Research Institut der Universität Western Ontario, Kanada. Sie seien
nicht so angelegt, dass sie unerwünschte Ereignisse durch
Therapieumstellungen aufzeigen könnten, denn es handle sich bei ihnen
nur um Studien zur Therapieumstellung: Patienten, die zuvor das
Original-Präparat bekommen hatten, wurden einmalig auf ein Biosimilar
umgestellt. Aussagekräftige Studien zur Austauschbarkeit sollten aber
mehrfache Wechsel zwischen Original-Biologikum und Biosimilar
beinhalten, so Feagan. [8] Der bisherige Mangel an klinischen Daten
mache es schwierig, die sich daraus ergebenden Konsequenzen zu
beurteilen. [9] Denn Nachahmerprodukte von monoklonalen Antikörpern
sind keine identischen Kopien des Referenzproduktes. [10]

Biosimilars sind keine Generika

Anders als bei kleinen chemischen Molekülen mit definierter
Struktur, die im Labor nachsynthetisiert werden können, müssen die
aus mehr als 20.000 Atomen bestehenden monoklonalen Antikörper in
einem aufwendigen Produktionsprozess in lebenden Zellen hergestellt
und anschließend in einem vielschrittigen Verfahren aufgereinigt
werden. Dies bringe per se eine gewisse Variabilität der Biomoleküle
mit sich, wie Prof. Dr. Remo Panaccione, Klinik für
chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Universität Calgary, Kanada,
erklärte. Für die Zulassung von Biosimilars durch die europäische
Zulassungsbehörde EMA (European Medicines Agency) muss eine mit dem
Original-Biologikum im Hinblick auf Qualität, biologische Aktivität,
Sicherheit und Wirksamkeit ausreichende Ähnlichkeit belegt werden.
[2]

Rolle von Strukturabweichungen für die Funktion

Wie ähnlich "ähnlich genug" ist und wann aus kleinen Abweichungen
funktionelle Folgen resultieren, war ebenfalls Gegenstand des
Symposiums. Laut Prof. Dr. Geert D'Haens, Zentrum für
chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Akademisches Medizinisches
Zentrum Amsterdam, Niederlande, ist es entscheidend, die
biophysischen und biochemischen Eigenschaften der Moleküle während
des Herstellungsprozesses genau zu kontrollieren, um eine maximale
Reproduzierbarkeit ihrer finalen dreidimensionalen Struktur zu
gewährleisten. [11] Denn nur dann ist auch eine ähnliche
therapeutische Wirkung gesichert. [12] Dies gilt vor allem für
posttranslationale Modifikationen des Biologikums, allen voran die
Glykosylierung. [3] Insbesondere im FC-Teil des Antikörpers, also dem
festen Teil, der sich nicht verändern lässt, hat sie Einfluss auf
zelluläre Effektorfunktionen von TNF-Alpha-Inhibitoren. [3,13]

* Veranstaltung: Satellitensymposium "Biologic Therapies: From
Complexity To Clinical Practice In A Changing Environment",
veranstaltet von AbbVie bei der 23. United European Gastroenterology
Week, 27. Oktober 2015, Barcelona.

Quellen

1. Colombel JF et al.: Am J Gastroenterol 2014; 109: 1771-1780.
2. EMA CHMP Guideline on Similar Biological and Medicinal Products
(October 2015).
3. Schiestl M et al: Nature Biotechnology 2011: 29, 310-312,
http://www.nature.com/nbt/journal/v29/n4/abs/nbt.1839.html.
4. Vos AC et al.: Gastroenterol 2011; 140: 221-230.
5. Wolf CD et al.: J Crohn's Colitis 2015, Suppl 1, Abstract P504,
ECCO 2015.
6. CADTH. Rapid Response Report, February 2015; http://ots.de/qaJ7S
Stand Oktober 2015.
7. Scott, B. et al., "Biosimilar Monoclonal Antibodies: A Canadian
Regulatory Perspective on the Assessment of Clinically Relevant
Differences and Indication Extrapolation." J Clin Pharmacol. 2015
Mar;55 Suppl 3:S123-32.
8. Dörner T, and Kay J. Nat Rev Rheumatol. 2015; Epub ahead of print
doi: 10.10138/nrrheum.2015.
9. Reynolds A et al.: Expert Rev Pharmacoecon Outcomes Res 2012; 12:
319-333.
10. ICH Q5E Comparability of Biotechnological/Biological Products
Subject to Changes in Their Manufacturing Process.
11. Chamberlain PD: Biosimilars 2014; 4: 23-43.
12. Li HF et al.: mAbs 2010; 2: 480-499.
13. Jefferis R: Arch Biochem Biophys 2012; 526: 159-166.

Über AbbVie

AbbVie (NYSE:ABBV) ist ein globales, forschendes
BioPharma-Unternehmen. Mission von AbbVie ist es, mit seiner
Expertise, seinem einzigartigen Innovationsansatz und seinen
engagierten Mitarbeitern neuartige Therapien für einige der
komplexesten und schwerwiegendsten Krankheiten der Welt zu entwickeln
und bereitzustellen. Zusammen mit seiner hundertprozentigen
Tochtergesellschaft Pharmacyclics beschäftigt AbbVie weltweit mehr
als 28.000 Mitarbeiter und vertreibt Medikamente in mehr als 170
Ländern. In Deutschland ist AbbVie an seinem Hauptsitz in Wiesbaden
und seinem Forschungs- und Produktionsstandort in Ludwigshafen
vertreten. Insgesamt beschäftigt AbbVie Deutschland rund 2.600
Mitarbeiter. Weitere Informationen zum Unternehmen finden Sie unter
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maren.nienstedt@abbvie.com

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