Rheinische Post: Die Wutbürger
werden lauter
Kommentar Von Michael Bröcker
Geschrieben am 13-03-2016 |
Düsseldorf (ots) - Die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt,
Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wirbeln die Republik
durcheinander. Nichts ist, wie es war. Ein Grüner ist der neue
Vorzeige-Konservative, die Merkel-CDU verliert Wähler und eine
Hoffnungsträgerin, die sogenannte Volkspartei SPD schrumpft in zwei
Ländern auf Bonsai-Maß, Ost und West bleiben gespalten, und die
Rechtspopulisten sitzen nun in jedem zweiten deutschen Parlament. Ach
ja: Die FDP ist wieder eine etablierte Kraft. Gibt es überhaupt ein
zentrales Ergebnis? Ein Muster? Ja. Erstmals ist die Spaltung der
Gesellschaft in der Flüchtlingspolitik dokumentiert. Ein relevanter
Teil der Bürger lehnt die Politik der Bundeskanzlerin - offene
Grenzen, europäische Lösung - ab. Ein nationalistisches Gedankengut
hat sich in Deutschland wieder eingenistet. In Sachsen-Anhalt wählte
fast jeder vierte Wähler eine Partei, deren Kandidaten
Wehrmachtsverbrechen verharmlosen und die Zuwanderung als von oben
gesteuerte Entvolkung bewerten. Das müsste die etablierten Parteien
eigentlich aufrütteln. Stattdessen gaben CDU- und SPD-Politiker dem
Wutbürger mit ihren an Autosuggestion grenzenden
Schönredner-Auftritten gestern Abend noch Auftrieb. Alle sind wieder
einmal irgendwie Sieger. So wird man jene Enttäuschten und
Frustrierten, die nicht rechtsextrem sind, nicht für die
demokratische Mitte zurückgewinnen. Die europäische Isolation, die
Anfeindungen und Beschimpfungen in der Berliner Koalition und das
Fehlen eines Integrationskonzeptes für die rund eine Million
anerkannten Asylbewerber sind der Nährboden für die Protestwähler.
Angela Merkel sollte sich nicht davon blenden lassen, dass der
wiedergewählte Grünen-Ministerpräsident Winfried Kretschmann sie
unterstützt und die CDU-Hoffnungsträgerin a.D. Julia Klöckner für
ihre Absetzbewegungen abgestraft wurde. Die SPD wiederum kann sich
nur bei der sympathisch unaufgeregten Ministerpräsidentin Malu Dreyer
bedanken, dass sie nicht den historisch schlechtesten Wahltag erleben
musste. Die komplizierten Koalitionsgespräche sollten CDU und SPD
nutzen, mit einer Mischung aus Demut und demokratischer Zuversicht
stabile Bündnisse gegen die weitere Radikalisierung der Republik zu
schmieden. Das könnte Rot-Schwarz in Mainz, aber auch Grün-Schwarz in
Stuttgart bedeuten.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
587029
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Wahlen und Bundespolitik Halle (ots) - Diese Schwäche der Volksparteien ist nicht nur für
die Große Koalition in Berlin, die Merkels Regierung trägt, eine
schwere Bürde. Es ist für ganz Deutschland ein schwieriges Ergebnis -
und ein Hinweis auf die Probleme, die wohl auch nach der
Bundestagswahl im kommenden Jahr auf das Land zukommen werden. Denn
in keinem der drei Länder, die nun gewählt haben, wird es eine
einfache Regierungsbildung geben. Das politische Spektrum
zersplittert immer mehr, die einfach auszurechnenden Verhältnisse und
Regierungskoalitionen mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Sachsen-Anhalt Halle (ots) - Die AfD hat in den vergangenen Wochen schon
erreicht, dass Sachsen-Anhalt national und international wieder
zunehmend als fremdenfeindlich wahrgenommen wird. Mit dem Wahlerfolg
wird sich der Effekt verstärken. Firmenansiedlungen, besonders auch
internationale, werden schwieriger. Wissenschaftler, Fachkräfte,
Studenten werden sich dreimal überlegen, ob sie - nach diesem
Rechtsruck - hier herkommen. Der Tourismus - gerade im Lutherjahr
2017 - wird genauso darunter leiden. Dennoch, die Anwesenheit der
Partei im Landtag mehr...
- Haseloff (CDU): "als christlich-demokratische Union hier in Sachsen-Anhalt nichts falsch gemacht" Bonn (ots) - Der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner
Haseloff (CDU), sieht seine Politik im phoenix-Interview bestätigt:
"Dass wir sogar in absoluten Zahlen mehr Stimmen als vor fünf Jahren
auf uns ziehen konnten, zeigt, dass wir zumindest als
christlich-demokratische Union hier in Sachsen-Anhalt nichts falsch
gemacht haben." Entscheidend sei, so Haseloff, dass eine Regierung
ohne seine Partei nicht gebildet werden könne. Die künftige Regierung
werde dafür sorgen, "dass diejenigen, die als Protestwähler, vor
allem mehrheitlich mehr...
- Westfalenpost: Ein unvorstellbares Unglück
Von Joachim Karpa Hagen (ots) - Für die Angehörigen der 150 Opfer ist das kein
Trost. Viel schlimmer, sie haben jetzt Gewissheit: Ihre Lieben
könnten noch leben. Andreas Lubitz war ein Kamikaze-Pilot auf Abruf.
Seit Jahren litt er an schweren Depressionen, unterbrach deshalb die
Ausbildung, taumelte später von Mediziner zu Mediziner und fürchtete
ständig, seinen Beruf aufgeben zu müssen. Noch zwei Wochen bevor der
27-Jährige 149 Menschen mit in den Tod nimmt, empfiehlt der Arzt die
Behandlung in einer psychiatrischen Klinik. Ohne Folgen. Die
Fluggesellschaft mehr...
- Thüringische Landeszeitung: Problembeschreiber - Kanzlerin-Manko: Sie erklärt nicht / Leitartikel von Fabian Klaus zum Ergebnis der drei Landtagswahlen und zur AfD Weimar (ots) - Die AfD hat ihren Platz gefunden. Acht Landtage
besetzt sie. Das ist nicht wegzuwischen - schon gar nicht nach diesem
Raketenstart in Sachsen-Anhalt.
Eurokritiker-Partei? Geschenkt. Die Flüchtlingskrise war für die
AfD der Türöffner in die Wohnzimmer derer, die schon lange auf der
Suche nach Antworten gewesen sind: Wer kommt da zu uns? Wie viele
Flüchtlinge werden es sein? Was kommt bei der Integration auf uns zu?
Es ist mitnichten so, dass die AfD darauf eine akzeptable Antwort
gibt. Aber sie führt deutlich mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|