Lausitzer Rundschau: Ende des Brimboriums
Bundeskabinett verabschiedet Finanzplanung
Geschrieben am 23-03-2016 |
Cottbus (ots) - Was haben sich SPD und Union gefetzt über diesen
Bundeshaushalt. Unter großem medialen Brimborium forderte Obergenosse
Sigmar Gabriel ein "neues Solidaritätsprojekt für unsere eigene
Bevölkerung" und drohte gar mit einem "Nein" zum anstehenden
Zahlenwerk, falls seine Idee darin keine Berücksichtigung fände.
Kassenwart Wolfgang Schäuble wiederum ließ Gabriel kalt abblitzen
("erbarmungswürdig"). Das war vor den drei Landtagswahlen. Nun ist
wieder Harmonie angesagt. Gabriel bekommt ein paar Milliarden mehr.
Und Schäuble kann stolz verkünden, dass die "schwarze Null" trotz
aller Extraausgaben steht wie ein Fels in der Brandung. So wird die
Etatplanung für 2017 zu einem koalitionsverträglichen Mix aus roten
und schwarzen Zutaten. Allen recht getan, ist in diesem Fall jedoch
eine Kunst, für die Schäuble am wenigsten kann. Die gute
Haushaltslage resultiert ja nicht aus großen Reformen oder eiserner
Spardisziplin. Der Kassenwart kann aus dem Vollen schöpfen, weil es
die Konjunktur nach wie vor gut mit ihm meint. Und weil die
europäische Niedrigzinspolitik den Schuldendienst auf ein
historisches Tief gedrückt hat. Nach Berechnungen des Bundes der
Steuerzahler wurde der Haushalt allein in den vergangenen fünf Jahren
durch überplanmäßig hohe Steuereinnahmen und niedrige Zinsausgaben um
112Milliarden Euro entlastet. Das entspricht einem Drittel
des laufenden Bundesetats. Wirklich nachhaltig angelegt wurden die
Überschüsse jedoch nicht. Auch dazu zwei Zahlen: Steuereinnahmen im
Umfang von 282Milliarden Euro konnte der Bund im vergangenen
Jahr verbuchen. Aber nur gut sechs Milliarden Euro davon flossen in
das Bundesfernstraßennetz. Dabei besteht gerade in der
Verkehrsinfrastruktur ein riesiger Investitionsstau. Auch wenn der
neue Bundesverkehrswegeplan hier Anlass zur Hoffnung gibt, ein
grundlegendes Umsteuern ist bei der aktuellen Finanzplanung nicht in
Sicht. Die Ausgaben schießen auch in den kommenden Jahren zum Teil
kräftig nach oben. Doch ist das Augenmerk dabei eher auf weitere
soziale Wohltaten gerichtet. So soll es zum Beispiel eine Art
Mindestrente für Geringverdiener geben, die das beitragsbezogene
System der Alterssicherung weiter aushöhlt, aber die Erwartungen der
allermeisten Betroffenen kaum erfüllen wird. Die Wettbewerbsfähigkeit
des Landes wird dadurch erst recht nicht verbessert. Genau das ist
jedoch geboten, denn für die gute Wirtschaftslage gibt es keine
Bestandsgarantie. In der Finanzplanung Schäubles spiegelt sich diese
Unwägbarkeit übrigens durchaus wider. Zwar ist die "schwarze Null"
auch für das Haushaltsjahr 2018 vermerkt. Doch klafft hier noch eine
Finanzierungslücke von fast sieben Milliarden Euro. Weil im kommenden
Jahr neu gewählt wird, muss sich allerdings die nächste
Bundesregierung damit herumschlagen. Mit politischer Weitsicht hat
das nichts zu tun.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
587697
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kommentar: Risiko Sozialausgaben Düsseldorf (ots) - Bundesfinanzminister Schäuble hat einen
Haushalt vorgelegt, der alle Wünsche der Koalitionspartner erfüllt:
Es ist mehr Geld da für innere und äußere Sicherheit, für
Flüchtlinge, Kitas, Arbeitsmarktprogramme, Straßenbau und neue
Rentenpläne - und am Ende steht sie trotzdem auf dem Papier: die
schwarze Null. Das sieht gut aus, und ist auch gut für Union und SPD,
wenn man nur die kurze Frist bis zur Bundestagswahl im Herbst 2017
betrachtet. Mittel- bis langfristig jedoch steht dieser Haushalt auf
tönernen Füßen. mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Kleinstaaterei in der EU nutzt Terroristen Düsseldorf (ots) - Es ist eine alarmierende Erkenntnis der
Terroranschläge von Brüssel und Paris, dass die Drahtzieher sich
monatelang vorher unbehelligt kreuz und quer in Europa bewegen
konnten. Sie waren unter anderem in Ungarn, Österreich und
Deutschland - ohne dass sie von den Sicherheitsdiensten gestoppt
wurden, obwohl man sie kannte und nach ihnen fahndete. Diese Tatsache
offenbart, dass die Sicherheitsbehörden in Europa ein massives
Problem damit haben, Islamisten zu ergreifen, wenn diese sich einmal
im Schengenraum aufhalten. mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Die USA gewinnen in Lateinamerika politisch und ökonomisch an Gewicht. Stuttgart (ots) - Barack Obama war noch gar nicht losgeflogen, da
konnte man seine Reise nach Kuba und Argentinien schon als
strahlenden politischen Erfolg verbuchen. Im Fall Kubas liegt das
daran, dass Obama eine lange überfällige Wende der US-Außenpolitik
vollzogen hat. (...) Im Fall Argentiniens liegen die Dinge etwas
anders. Da profitiert die US-Diplomatie von den Veränderungen, die
das Gastland ebenso ergriffen haben wie die ganze Region. Denn China,
Russland oder der Iran, die sich den lateinamerikanischen Ländern in
den vergangenen mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Abschied vom soliden Haushalt Stuttgart (ots) - Vordergründig geht es um einen Restposten im
Bundeshaushalt. Doch in Wahrheit liegt in der Entscheidung viel
Sprengkraft. Für das kommende Jahr bewilligt die Regierung 180
Millionen Euro für die sogenannte Lebensleistungsrente. Dabei geht es
um eine Mindestrente für Beschäftigte, die zeitlebens so wenig
verdient haben, dass ihre Rente im Alter unter das Niveau der
Grundsicherung fällt. Deren Renten sollen künftig aufgestockt werden.
Die Sozialdemokraten haben es geschafft, dass ihre Forderung im
Haushalt berücksichtigt mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTALEN-BLATT (Bielefeld) zum Terror Bielefeld (ots) - Nein, ein unbeschwertes Osterfest wird Europa in
diesem Jahr nicht erleben. Wer sich zu Freunden, Verwandten oder
Bekannten aufmacht, bei dem reist die Angst mit. Vielleicht wird
sogar manch einer beten, der das Beten längst verlernt hatte. Auch
wenn das ganz sicher nicht das Ziel der IS-Mörderbanden war. Bei den
Terroranschlägen in Brüssel hat sich erneut gezeigt, wie verwundbar
unser Leben ist. All das, was man nach den Attentaten über die
Schicksale der Opfer lesen konnte, schnürt einem die Kehle zu. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|