Mittelbayerische Zeitung: Doppelte Moral / Kommentar zu den Panama Papers
Geschrieben am 10-04-2016 |
Regensburg (ots) - Warum ein teures Flugticket nach Panama kaufen,
wenn es mit einer kurzen Zugfahrt nach Delaware viel unkomplizierter
geht? Der Bundesstaat ist ein Magnet für reiche Amerikaner, die etwas
zu verbergen haben. Delaware rollt aber auch den roten Teppich für
Ausländer aus, die aus demselben Grund nach Panama gehen. Heerscharen
von Anwälten und Finanzdienstleistern helfen wohlhabenden Kunden
gerne dabei, eine schöne neue Scheinfirma zu gründen, die sich für
alle möglichen Tricksereien gebrauchen lässt. Ein ganz legales
Geschäft in den USA, für das die Steuerzahler in anderen Ländern die
Zeche bezahlen. Delaware allein ist für entgangene Steuereinnahmen
von schätzungsweise knapp zehn Milliarden Dollar verantwortlich. Weil
Beihilfe zu Geldwäsche, Steuerbetrug und Verschleierung von
Vermögensverhältnissen so einträglich ist, konkurrieren nun auch
andere Saaten wie Nevada, South Dakota und Wyoming mit Delaware. Die
Banken und der Immobilien-Sektor kooperieren, ohne viele Fragen zu
stellen. Willkommen im Off- und Onshore-Paradies Amerika. Kein
Wunder, dass die USA im globalen Ranking des "Tax Justice Network"
der undurchsichtigsten Finanzplätze auf dem dritten Platz liegen. Die
USA sind groß darin, in Konkurrenz mit Finanzstandorten wie der
Schweiz und Luxemburg Transparenz einzufordern. Banken, die hier am
Kapitalmarkt tätig werden wollen, müssen Informationen ihrer Kunden
an die US-Behörden weitergeben. Diesen Gefallen erweisen sie anderen
Ländern nicht. Wer wirklich etwas gegen die dunklen Geldströme
unternehmen will, darf keine doppelten Standards akzeptieren. Die
Wahrheit ist, dass ein Datenleck in Delaware mindestens so brisante
Papiere produzierte wie das in Panama.
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Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
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