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Pfandbriefmarkt: Deutlicher Anstieg des Emissionsvolumens 2015 - Absatzentwicklung reflektiert Zuwächse im Aktivgeschäft

Geschrieben am 11-04-2016

Frankfurt/Berlin (ots) -

- Pfandbriefbanken bleiben trotz steigender Belastungen durch
Regulierung optimistisch: Bestätigung der guten Absatzzahlen
und erneut reges Kreditgeschäft im laufenden Jahr erwartet

- Verbandspräsident Jan Bettink: Institute profitieren von weiter
boomenden Immobilienmärkten und nutzen sich bietende
Wachstumschancen im Neugeschäft, bleiben dabei aber
risikobewusst

Der Pfandbrief hat seine Stellung als Benchmark im
Covered-Bond-Markt im vergangenen Jahr weiter gefestigt, mit erstmals
seit der Finanzkrise wieder gestiegenen Absatzvolumina und einer
robusten Spread-Entwicklung. Die Emittenten haben dabei die sich auf
den weiter boomenden Immobilienmärkten bietenden Neugeschäftschancen
konsequent genutzt und ihr Kreditgeschäft deutlich ausgeweitet. "2015
war ein gutes Jahr für den Pfandbrief, der sich sowohl bei den
Anlegern als auch bei den Emittenten ungebrochener Beliebtheit
erfreut. Die Pfandbriefbanken blicken - trotz der vielfältigen
Herausforderungen im Markt-, Wettbewerbs- und Regulierungsumfeld -
nach einem weiteren Jahr mit einer dynamischen Geschäftsentwicklung
insgesamt zuversichtlich in die Zukunft", resümierte der Präsident
des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp), Jan Bettink.

Deutliches Absatzplus und Bodenbildung beim Pfandbriefumlauf

Der Absatz von Pfandbriefen in Deutschland ist nach den teils
deutlichen Rückgängen der Neuemissionsvolumina in den Vorjahren
erstmals wieder deutlich gestiegen: Mit insgesamt rund 58 Mrd. Euro
erreichte er das höchste Niveau seit 2011 und übertraf das Ergebnis
von 2014 um 27,5 Prozent. Vom Pfandbriefabsatz des Jahres 2015
entfielen 40 (Vorjahr: 29) Mrd. Euro und damit mehr als zwei Drittel
auf Hypothekenpfandbriefe. Der Absatz von Öffentlichen Pfandbriefen,
der mit der sukzessive abnehmenden Bedeutung des Geschäftsfelds
Staatsfinanzierung stark gesunken war, hat sich mittlerweile auf
moderatem Niveau eingependelt: 2015 blieb er mit 16 (Vorjahr: 15)
Mrd. Euro in etwa stabil. Schiffs- und Flugzeugpfandbriefe spielen in
der aktuellen Marktsituation weiterhin nur eine geringe Rolle.

Begünstigt durch das Covered Bond Ankaufprogramm der Europäischen
Zentralbank haben Benchmark-Formate deutlich zugenommen: Gab es 2014
noch 30 Benchmark-Transaktionen, waren es 2015 bereits 46, davon
sechs Jumbos, also Transaktionen ab einem Volumen von 1 Mrd. Euro.
Insgesamt ist der Absatz der Benchmark-Pfandbriefe 2015 von 19,6 Mrd.
Euro im Vorjahr auf 26,8 Mrd. Euro gestiegen. Der Gesamtumlauf der
Pfandbriefe hat sich per 31. Dezember 2015 auf 385 Mrd. Euro
verringert (2014: 403 Mrd. Euro). Damit hat sich der strukturell und
ausschließlich auf die Öffentlichen Pfandbriefe beschränkte Rückgang
allerdings spürbar verlangsamt. Vom gesamten Umlauf entfielen mit 204
Mrd. Euro erstmals mehr als die Hälfte auf Hypothekenpfandbriefe.

Für das laufende Jahr 2016 erwartet der vdp auf Basis einer
Umfrage unter seinen Mitgliedern mit insgesamt gut 57 Mrd. Euro ein
ähnlich hohes Emissionsvolumen wie im Vorjahr. Bei annähernd gleich
hohen Fälligkeiten (59,3 Mrd. Euro) dürfte es erstmals seit 2001
nicht mehr zu einem nennenswerten Rückgang des Pfandbriefumlaufs
kommen.

"Beim Pfandbriefumlauf sehen wir nach dem jahrelangen, strukturell
bedingten Rückgang bei der Ausgabe neuer Öffentlicher Pfandbriefe die
Bodenbildung. Das sind gute Nachrichten für den Pfandbrief, der damit
- ungeachtet der historisch niedrigen Zinsen - seine herausgehobene
Stellung am Covered-Bond-Markt auch in Zukunft behaupten kann", so
vdp-Präsident Jan Bettink.

Dynamische Entwicklung des Aktivgeschäfts

Unterdessen hat sich das Aktivgeschäft der Pfandbriefbanken im
Zeichen weiter boomender Immobilienmärkte sehr dynamisch entwickelt.
Das Wachstum der Neuzusagen hat sich im abgelaufenen Jahr gegenüber
dem Vorjahr weiter beschleunigt: 2015 stiegen die Darlehenszusagen in
der Immobilienfinanzierung um 18,3 Prozent auf 128,0 Mrd. Euro,
nachdem der Zuwachs im Jahr zuvor bei 6,3 Prozent gelegen hatte.
Dabei legten die Neuzusa¬gen in der Wohnimmobilienfinanzierung um
22,2 Prozent auf 66,4 Mrd. Euro zu. Auch in der
Gewerbeimmobilienfinanzierung stieg das Neugeschäft kräftig, und zwar
um 14,3 Prozent auf 61,6 Mrd. Euro. Demgegenüber setzte sich in der
Staatsfinanzierung die seit Jahren zu beobachtende Konsolidierung
auch 2015 fort, wenn auch deutlich verlangsamt: Die
Darlehensneuzusagen sanken von 18,8 Mrd. Euro auf 18,1 Mrd. Euro; das
entspricht einem Rückgang um 3,7 Prozent. Damit pendelt sich das
Neugeschäftsvolumen auf einem niedrigeren Niveau ein. Zugleich zeigt
sich, dass das Staatsfinanzierungsgeschäft, das durch die
regulatorischen Veränderungen der vergangenen Jahre für die Institute
deutlich an Attraktivität verloren hat, auch auf dieser Basis eine
gute Zukunft hat - vor allem in Form einer Re-Fokussierung auf das
traditionelle Geschäft mit deutschen Kunden.

"Die fundamentalen Faktoren wie das Niedrigzinsumfeld, die
positive konjunkturelle Lage in Deutschland sowie die hohe Nachfrage
nach Immobilienfinanzierungen werden voraussichtlich auch im
laufenden Jahr intakt bleiben. Wir erwarten daher für 2016 insgesamt
eine Fortsetzung der positiven Entwicklung und erneut ein reges
Kreditgeschäft. Dabei sehen wir derzeit keine Anzeichen dafür, dass
die Pfandbriefbanken trotz des harten Wettbewerbs ihre konservative,
risikobewusste Kreditvergabepraxis ändern", so Bettink.

Steigende Belastung durch Regulierung - und noch viele offene
Fragen

Wie der gesamte Finanzsektor sehen sich auch die Pfandbriefbanken
zahlreichen Heraus¬forderungen im aktuellen Markt- und
Wettbewerbsumfeld gegenüber, auf die sie sich proaktiv einstellen.
Das gilt auch für weitere Regulierungsvorhaben, die ihre Schatten
vorauswerfen und besonders für spezialisierte Institute gravierende
zusätzliche Belastungen mit sich bringen könnten - obwohl deren
Geschäft mit vergleichsweise geringen Risiken behaftet ist. So werden
zum einen, wie für alle Kreditinstitute, die mit der Regulierung
verbundenen Kosten weiter steigen, unter anderem aufgrund der weiter
zunehmenden Eigenkapitalanforderungen sowie des stetig höheren
internen Aufwands für die Umsetzung der aufsichtlichen Vorgaben.

Zum anderen könnten die noch ausstehenden Regulierungsvorhaben
gerade auf das Finanzierungsgeschäft der Pfandbriefbanken und deren
Geschäftsmodelle spürbare Auswirkungen haben. Das gilt etwa für die
im Rahmen von Basel IV zu erwartenden, beziehungsweise in der
konkreten Ausgestaltung noch zu diskutierenden, Neuregelungen.

Die Auswirkungen sind heute schon gravierend - und könnten noch an
Schärfe zunehmen. So schränken ständig neue Regulierungsinitiativen,
deren Ende nicht absehbar ist, die Planbarkeit über längerfristige
Zeithorizonte ein. Als Folge überprüfen Banken ihre Geschäftsmodelle
und passen sie gegebenenfalls an. Durch die Leverage Ratio entsteht
ein Druck zur Bilanzverkürzung. Infolge der auch durch die
Regulierungskosten tendenziell sinkenden Profitabilität bei
gleichzeitig limitiertem Ertragspotenzial kann es zu steigenden
Kreditzinsen kommen. Gleichzeitig dürfte die Regulierung zu
steigenden Refinanzierungskosten und einem veränderten
Refinanzierungsmix führen. Zudem schwächt die regulatorische
Ungleichbehandlung alternativer Anbieter in einem umkämpften Markt
die Wettbewerbsfähigkeit der Institute. Schließlich beschränken die
steigenden Eigenkapitalanforderungen die Kreditvergabemöglichkeiten
mit entsprechend negativen Folgen für die Realwirtschaft.

"Angesichts der gestiegenen Belastungen durch die Regulatorik,
deren Ende nicht absehbar ist, ist eine faire Regulierung mit
Augenmaß das Gebot der Stunde", sagte Jens Tolckmitt,
Hauptgeschäftsführer des vdp. "Die Besonderheiten von
Geschäftsmodellen und nationale Spezifika müssen in den
Detailregelungen der noch ausstehenden Regulierungsvorhaben
berücksichtigt werden. Nur so können nicht-sachgerechte Eingriffe in
funktionierende Geschäftsmodelle von Pfandbriefbanken vermieden
werden", so Tolckmitt weiter. Der vdp setzt sich dabei insbesondere
für eine konsequente Beachtung des Prinzips 'Gleiches Geschäft,
gleiche Regeln' ein, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern. "Der
regulatorische Einfluss auf die Nachfrage nach dem bewährten
Refinanzierungsinstrument Pfandbrief muss minimiert und seine
Privilegierung dauerhaft gesichert werden", forderte Tolckmitt.

Das gilt auch für die anstehende Harmonisierung von Covered Bonds
auf EU-Ebene. Nach dem Abschluss der Konsultationsphase zu Beginn des
Jahres und einem öffentlichen Hearing mit dem Ziel einer ersten
Bestandsaufnahme läuft aktuell eine inhaltliche Analyse auf Basis der
eingereichten Stellungnahmen. Nach Auswertung einer
wissenschaftlichen Studie zu den rechtlichen und ökonomischen
Aspekten eines gemeinsamen Covered-Bond-Regelwerks wird dann ab
Herbst dieses Jahres eine Entscheidung seitens der Europäischen
Kommission erwartet. Dabei plädiert der vdp nach wie vor für
Mindeststandards auf hohem Niveau, um Eingriffe in erfolgreiche
nationale Regelwerke zu vermeiden. Die Schaffung eines eigenen
europäischen Rechtsrahmens, eines sogenannten 29. Regimes, lehnt der
Verband ab.

"Der vdp wird sich auch künftig mit aller Kraft dafür einsetzen,
dass neue Regulierungsvorhaben und die anstehende EU-Harmonisierung
weder den Pfandbrief und seine sachlich gebotene regulatorische
Privilegierung noch die funktionierenden und bewährten
Geschäftsmodelle unserer Mitgliedsinstitute in Frage stellen. Wir
sind nach den positiven Erfahrungen der vergangenen Jahre
zuversichtlich, dass uns das auch weiterhin gelingen wird", erklärte
Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.



Pressekontakt:
Dr. Helga Bender
E-Mail bender@pfandbrief.de
Tel. (0 30) 2 09 15 - 330


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