FZ: Der Tragödie nächster Teil
Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (16.4.2016) zum Fall Böhmermann
Geschrieben am 15-04-2016 |
Fulda (ots) - Was war von dieser Kanzlerin anderes zu erwarten in
der Causa Böhmermann als ein Kniefall vor dem "Sultan" Erdogan? Mit
dem EU-Türkei-Flüchtlingsabkommen von Mitte März hat sich auch Merkel
erpressbar gemacht, und aus ihrer Erklärung, den Weg für die
juristische Verfolgung des TV-Moderators wegen Majestätsbeleidigung
freizumachen, spricht das Ausmaß dieser Abhängigkeit: Lässt sie
Erdogan in der Böhmermann-Frage im Stich, stellt sie sich womöglich
gegen ihn, riskiert sie, dass dieser sich nicht mehr an die
Vereinbarungen zur Flüchtlingskrise gebunden fühlt, Hunderttausende
Migranten Richtung Deutschland schickt und der ganze Schlamassel von
vorn losgeht. Ein Faustscher Pakt wie dieser endete bislang immer in
einer Tragödie.
Abgesehen von der Symbolkraft der Merkel-Erklärung für die Türkei
hätte es dieser Einmischung der Kanzlerin nicht bedurft. Das
zweifellos primitive und geschmacklose "Gedicht" Böhmermanns wird
sowieso ein Fall für die Justiz - weil inzwischen Hunderte Anzeigen,
darunter auch von Erdogan selbst, gegen den TV-Moderator anhängig
sind. Merkel hätte also die Möglichkeit gehabt, auf die bereits
laufenden Ermittlungen zu verweisen und ein weiteres Verfahren nach
dem "Majestätsbeleidigungs"-Paragrafen, den sie eh abschaffen will,
nicht zuzulassen. Dass ausgerechnet sie jetzt auf Recht und Gesetz
pocht, wo sie in Euro- und Flüchtlingskrise immer wieder dagegen
gehandelt hat, macht es nicht leichter, in ihrem Regierungsstil noch
einen roten Faden zu finden.
Immerhin: Paragraf 103 des Strafgesetzbuches wird nun endlich in
der Mülltonne der Geschichte versenkt - das ist das Positive an der
unerfreulichen Sache. Ein Paragraf, der auf die Befindlichkeiten von
Monarchen des vorvorigen Jahrhunderts zurückgeht und die
Gewaltenteilung aushebelt, hat in einer modernen Demokratie keine
Daseinsberechtigung. Das Majestätsbeleidigungs-Verfahren im Fall
Erdogan wird also vermutlich das letzte seiner Art sein. Und der
Despot, der in der Türkei Pressefreiheit und andere Grundrechte mit
Füßen tritt, hat den Stein für die Abschaffung ins Rollen gebracht
und damit zur Stärkung des Rechtsstaates in Deutschland beigetragen.
Das gibt dem Ganzen noch eine besondere Pointe. / Bernd Loskant
Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Bernd Loskant
Telefon: 0661 280-445
Bernd.Loskant@fuldaerzeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
589069
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Noch ohne Wert
Von Carsten Menzel Hagen (ots) - Panama hat also dem Druck nachgegeben und will sich
künftig am internationalen Austausch von Finanzdaten beteiligen. Das
ist ein Teilerfolg des politischen Aktionismus, der nach dem
Erdbeben, dass die Veröffentlichung der so genannten Panama-Papiere
ausgelöst hat, weltweit ausgebrochen ist. Bundesfinanzminister
Wolfgang Schäuble und seine Kollegen aus Frankreich, Großbritannien,
Italien und Spanien haben gestern ihre Forderung nach weiteren
Schritten bekräftigt, um Steueroasen auszutrocknen und illegale
Finanzströme mehr...
- Westfalenpost: Eine Frage der Staatsräson
Von Martin Korte Hagen (ots) - Der entscheidende Satz lautet: "Im Rechtsstaat ist
es nicht Sache der Regierung, sondern von Staatsanwaltschaften und
Gerichten, das Persönlichkeitsrecht und andere Belange gegen die
Presse- und Kunstfreiheit abzuwägen." Gesagt hat das gestern Angela
Merkel - und sie brachte damit noch einmal das Dilemma zum Ausdruck,
in das sie sich auch selbst hineinmanövriert hat. Warum hat die
Bundeskanzlerin sich telefonisch beim türkischen Ministerpräsidenten
für das niveaulose Gedicht des Satirikers Jan Böhmermann
entschuldigt? mehr...
- Rheinische Post: In besten Händen Düsseldorf (ots) - Kommentar von Detlev Hüwel
Ist der wegen versuchten Mordes angeklagte Reker-Attentäter Frank
S. für seine Bluttat voll verantwortlich? Er habe weder ein Alkohol-
noch ein Drogenproblem, gab er gestern beim Auftakt des
Strafprozesses zu Protokoll. Er stellte sich zudem als einen
politisch sehr interessierten Menschen dar, der viele Meinungen
einhole und sich dann ein Urteil bilde. Das alles klingt zunächst
rational, auch wenn - wie in diesem Fall - die Folgen verheerend
sind. Offenbar wollte S. mit dem sorgsam mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Bundeskanzlerin erfüllt Erdogans Bitte in der Böhmermann-Affäre
Merkels fataler Irrtum
Thomas Seim Bielefeld (ots) - Die Bundeskanzlerin selbst hat den Fall
Böhmermann für die Bundesregierung entschieden. Sie hat falsch
entschieden. Die Paragrafen 103 und 104a des Strafgesetzbuchs geben
der Bundesregierung zwar die Möglichkeit, der Bitte eines
ausländischen Staatsmanns zu entsprechen und eine Strafverfolgung
zuzulassen. Bislang allerdings ist das wohl nur einmal geschehen:
Ende der sechziger Jahre im Zusammenhang mit dem Staatsbesuch des
Schahs von Persien. Diese Form der Ermächtigung gehört - so hat es
die Kanzlerin gestern mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Die finanzielle Lage der Kommunen
Systematisch überfordert
Lothar Schmalen Bielefeld (ots) - Das System stimmt schon lange nicht mehr.
Freigiebige Bundespolitiker beschließen neue Gesetze, und für die
daraus resultierenden Kosten sind andere zuständig. Leidtragende sind
meistens die Kommunen. Ob es um die ständige Ausweitung der
Kinderbetreuung, um die Finanzierung der Flüchtlingsaufnahme oder die
Versorgungsleistungen für sozial Schwache geht, stets müssen die
Kommunen Kosten für Entwicklungen tragen, die sie selbst nicht
steuern können. Kein Wunder, dass immer mehr Kommunen finanziell
dauerhaft, weil systematisch mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|