Lausitzer Rundschau: Özdemir will grüne Spitzenkandidatur: Im Höhenrausch
Geschrieben am 17-04-2016 |
Cottbus (ots) - In den meisten Bundesländern sitzen die Grünen
mittlerweile am Regierungstisch. Demnächst auch in Sachsen-Anhalt.
Und in Baden-Württemberg wurde gar ein grüner Ministerpräsident im
Amt bestätigt. Eine Partei im Höhenrausch. Da ist es auch menschlich,
wenn die Grünen bereits auf einen Coup im Bund sinnen. Während Union
und SPD noch im zähen politischen Alltagsmodus stecken, laufen sich
grüne Promis bereits für die Spitzenkandidatur ihrer Partei im
kommenden Wahljahr warm. Seit dem Wochenende auch Cem Özdemir, der
sich dazu entsprechend erklärt hat. Und noch weitere Bewerber und
Bewerberinnen dürften hinzukommen. Denn die Aussicht auf einen
Spitzen-Posten in einer nächsten Bundesregierung ist ja auch sehr
verlockend. Dabei müsste die Partei eigentlich gewarnt sein. Seit dem
rot-grünen Scheitern vor mehr als einem Jahrzehnt hat man drei Mal in
Folge auf ein grünes Wunder gesetzt. Und drei Mal ging es gründlich
schief. Statt am Kabinettstisch fanden sich die Grünen stets auf den
harten Oppositionsbänken wieder. Und das als kleinste politische
Kraft. Natürlich hat das auch etwas mit dem Niedergang der SPD zu
tun. Seit 2005 hat es für Rot-Grün rechnerisch nicht mehr gereicht.
Deshalb aber jetzt nur noch "Schwarz" zu sehen, wie es Özdemirs
Antreten symbolisiert, könnte sich ebenfalls als Enttäuschung
entpuppen. Die Union besteht ja nicht nur aus der CDU, mit der man
wohl einigermaßen klar käme. Das Problem ist die CSU. Von den
bayerischen Christsozialen wurde die Öko-Partei gerade erst zum
größten Konkurrenten erklärt. Die künftige Herausforderung für die
Union sei die "geistige Auseinandersetzung mit den Grünen", sagte der
potenzielle Seehofer-Nachfolger Markus Söder. Das Fell des Bären ist
also noch längst nicht verteilt. Auch wenn das Schaulaufen für die
grüne Spitzenkandidatur einen anderen Eindruck erwecken mag. 
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