Rheinische Post: Kommentar /
Jeder Dorfpolizist soll zum Mini-SEK werden
= Von Thomas Reisener
Geschrieben am 29-04-2016 |
Düsseldorf (ots) - Die Streifenpolizei hat auch bislang nicht
tatenlos zugesehen, wenn Gewalttäter Menschen mit dem Tode bedrohen.
Bei einer günstigen Gelegenheit griffen auch normale Beamte, die den
Zugriff nicht im jahrelangen Training eines Spezialeinsatzkommandos
(SEK) gelernt haben, in solchen Lagen ein. Aber eben nur bei
Gelegenheit. Das neue Konzept von Innenminister Ralf Jäger (SPD)
sieht jetzt vor, dass Streifenbeamte Extrem-Täter systematisch
ausschalten. Er will sie zu dem Versuch verpflichten. Das ist eine
völlige Neudefinition von "Streifendienst". Damit wird jeder
Dorfpolizist zum potenziellen Mini-SEK. Das passt so gar nicht zum
bisherigen Leitbild der deeskalierenden Polizei. Aber es gibt kaum
Alternativen. Kriegserfahrene Attentäter, die extrem gefährliche
Waffen besitzen und massenhaft und wahllos in Innenstädten vor sich
hin morden, waren vor Paris undenkbar. Heute ist das die Realität.
Mitten in Europa. Darauf nicht mit neuen Polizei-Konzepten zu
reagieren, wäre fahrlässig. Seinen Job hat Jäger aber erst dann
erfüllt, wenn er die Streifen auch entsprechend ausrüstet. Konzepte
kosten nicht viel. Hightech-Schutzwesten und effektive Polizeiwaffen
schon.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621
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