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Börsen-Zeitung: Verlockende Einstiegschance, Kommentar zu Mitsubishi Motors von Martin Fritz

Geschrieben am 12-05-2016

Frankfurt (ots) - Die Konsolidierung von Japans Autoindustrie geht
in die nächste Runde: Nach der vollständigen Übernahme von Daihatsu
durch Toyota greift sich der Branchenzweite Nissan die
Kontrollmehrheit von Mitsubishi Motors. Das Engagement birgt nicht zu
unterschätzende Risiken: Der Autobauer der Mitsubishi-Gruppe hat
offenbar seit 1991 die Verbrauchswerte der meisten Japan-Modelle
geschönt. Die möglichen Strafzahlungen und Schadenersatz-Forderungen
werden bereits auf bis zu 1 Mrd. Euro geschätzt. Zudem drückt der
Vertrauensverlust in die Marke den Absatz in Japan. Doch die
Einstiegschance war für Nissan- und Renault-Chef Carlos Ghosn einfach
zu verlockend: preislich günstig und strategisch aussichtsreich.

Der japanische Renault-Partner ist in Asien nur in Japan und China
stark. Die Wiederbelebung der Traditionsmarke Datsun für
Schwellenmärkte wie Indien und Indonesien hat nicht richtig gezündet.
Dagegen ist Mitsubishi auf den Straßen von Südostasien vor allem mit
Geländewagen gut unterwegs. Die zweite Chance: Das bestehende Bündnis
für Kleinstwagen in Japan dürfte produktiver werden, weil die
Machtverhältnisse nun klar geregelt sind. Drittens gehören Mitsubishi
und Nissan beide zu den Elektroauto-Pionieren. Hier entstehen durch
Kooperationen bei Einkauf, Entwicklung und Fertigung wichtige
Synergien.

Damit hat der Nissan-Einstieg bei Mitsubishi deutlich größere
Erfolgschancen als das Engagement von Daimler-Chrysler in Japan zur
Jahrtausendwende. Die Stuttgarter hatten damals ebenfalls 34% von
Mitsubishi für eine ähnliche Summe gekauft. Aber der damaligen
Daimler-Chrysler ging es nur um den Aufbau einer "Welt AG". Dafür
wollte man auch in Japan vertreten sein, wo aber nur noch eine marode
Mitsubishi auf der Resterampe stand. Der unrühmliche Ausstieg unter
hohem Verlust fünf Jahre später nach einem Skandal mit verschwiegenen
Mängeln kam wenig überraschend. Nie hatte man eine richtige
Verwendung für die Japan-Beteiligung gefunden.

Davon kann diesmal keine Rede sein. Ghosn hat womöglich schon
länger auf die Chance gewartet, sich bei Mitsubishi ans Steuer zu
setzen. Die Manipulation der Verbrauchswerte wurde von
Nissan-Ingenieuren aufgedeckt. Nur drei Wochen später ist der
Einstieg vollzogen. Die neue Allianz aus Nissan, Renault, der
russischen Avtovaz und nun Mitsubishi fährt mit einem Jahresabsatz
von 9,5 Millionen Fahrzeugen dicht zu den großen drei Toyota,
Volkswagen und General Motors auf. Dort wollte Ghosn schon lange hin.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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