Rheinische Post: Kommentar: Unverbesserliche Justiz
Geschrieben am 21-06-2016 |
Düsseldorf (ots) - Die Staatsanwaltschaft Duisburg greift im Fall
der Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe nach dem buchstäblich
letzten Strohhalm. Dass sie ein zweites Gutachten in Auftrag gibt,
kann als Eingeständnis des eigenen Versagens gewertet werden. Denn
zuvor hatte die Behörde fast vier Jahre benötigt, um überhaupt eine
Anklageschrift zu formulieren. Und in dieser Zeit bekam sie als
zentrales Beweismittel nicht viel mehr zustande als eine etwa
20-seitige Expertise eines Panikforschers, die nur so vor Fehlern
strotzte und vom Landgericht in der Luft zerrissen wurde. Mit dem
neuen Gutachten will sie diesen Fehler offenbar ausbügeln. Für die
Hinterbliebenen mag dieser Schritt auf den ersten Blick eine gute
Nachricht sein, weil er ihnen wieder Hoffnung gibt, dass doch noch
jemand für die 21 Todesfälle zur Rechenschaft gezogen werden könnte.
Doch es ist eine trügerische Hoffnung, die vermutlich nur falsche
Erwartungen wecken wird. Deshalb wäre ein Schlussstrich unter dieser
Justizfarce eigentlich besser gewesen. Den Angehörigen würden so
viele weitere Enttäuschungen erspart.
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Rheinische Post
Redaktion
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