Neue Westfälische (Bielefeld): Ministerin wirbt für gerechtere Aufteilung der Kinderbetreuung
Vater sein dagegen sehr
Thomas Seim
Geschrieben am 03-07-2016 |
Bielefeld (ots) - Väter sind toll. Sie haben sich in den
vergangenen Jahrzehnten von streng disziplinierenden Erziehern, die
den Nachwuchs mit Härte und Führung auf Risiken, Herausforderungen
und Gefahren des Lebens vorbereiten, zu liebevoll sorgenden Partnern
entwickelt, die Töchtern und Söhnen mehr geben, als Strenge in
Anstand und Sitte und Fußball für die Karriere. Väter sind nah dran.
Sie versinken nach der Geburt nur selten in Feiergelagen, die sie
sich und befreundeten Männern schuldig zu sein glauben. Stattdessen
helfen sie ihren Partnerinnen, die Schwernisse der Geburt leichter zu
tragen. Väter sind verantwortungsvoll. Sie entwickeln schon zu Beginn
ein intensives Gefühl dafür, dass mit der Geburt ein Leben in ihre
Hand gegeben ist, für das sie Pflichten gern übernehmen werden. Trotz
allem aber spielen Väter bei der Betreuung ihrer Kinder nur eine
nachgeordnete Rolle. Das hängt damit zusammen, dass die Verbindung
zwischen Mutter und Kind besonders ist. Das ist auch gut so. Dennoch
gibt es Hindernisse für eine engere Beziehung zwischen Vätern und
Kindern, die nicht in der Natur begründet sind, sondern von
Menschenhand erschaffen und befördert werden. Vater werden ist nicht
schwer - Vater sein dagegen sehr. Etwas dagegen zu halten - das ist
ein richtiges Vorhaben und Ziel. Schon insofern ist die Kampagne der
NRW-Familienministerin zu begrüßen. Ihr Wert allerdings geht über die
allgemeine Wertschätzung hinaus. Der Grund liegt in einem drohenden,
vor allem aber schleichenden Bewusstseinswandel der Gesellschaft -
und darin vor allem der Männer, also Väter. Je stärker das
Familieneinkommen davon abhängt, dass der (!) jeweils besser
Verdienende seinen Job behält und die (!) eher weniger Verdienende
sich um Familie und Kinder kümmert, desto stärker wächst die Gefahr,
dass die Errungenschaft der Emanzipation zurückfällt auf das Niveau
des traditionellen Familienbildes. Auch gegen dieses Bild ist im
Prinzip nichts einzuwenden. Wohl aber braucht es heute eine
Situation, in der Mütter und Väter gemeinsam frei entscheiden können,
wie sie ihr Leben gestalten: klassisch oder als zwischen ihnen
aufgeteiltes Modell gleichwertiger Einkommen mit reduzierten
Arbeitszeiten. Wie immer sich Eltern entscheiden: Ein auskömmliches
Einkommen muss garantiert sein. Eine im doppelten Sinn gute Kampagne
also.
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