Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Thomas Spang zu USA/Donald Trump
Geschrieben am 17-07-2016 |
Regensburg (ots) - Selbst wenn Donald Trump im November gewinnt,
sind die Tage der traditionellen Republikaner gezählt. Die Partei,
die Amerika einst aus der Sklaverei führte, wird von einem bigotten
Mann geführt, der offen Rassismus und Diskriminierung predigt. Die
leidenschaftlichsten Verfechter des Freihandels haben nun einen
Protektionisten an ihrer Spitze. Trump setzt auf Isolationismus,
während die Republikaner die längste Zeit die Partei des
Interventionismus war. Dass nun ausgerechnet die emsigsten Agenten
der Globalisierung die ersten Opfer eines engstirnigen Populisten
werden, entbehrt nicht der Ironie und verlangt eine Erklärung.Während
die Führer der Republikaner über Jahrzehnte eine Politik betrieben,
die soziale Sicherungsnetze zerschnitt, den Zugang zu Bildung und
Gesundheit erschwerte und die kleinen Leute den Preis für ihre
militärischen Abenteuer zahlen ließ, appellierten sie unterschwellig
an die Ängste ihrer weißen Basis im ländlichen Amerika. Trumps Wähler
finden es nun erfrischend, wenn ihr Führer nicht mehr bloß zwischen
den Zeilen, sondern ganz direkt ausspricht, was sie denken. Seine
Schöpfer verloren die Kontrolle über das Monster, das sie über Jahre
mit ihren impliziten Botschaften genährt hatten. Die Nominierung
Trumps in Cleveland bedroht nun auch den Kern einer vitalen Nation,
welche die Welt entgegen aller Unkenrufe noch immer beneidet. Dass
die USA unter Präsident Barack Obama rasant auf ihren Niedergang
zusteuern, gehört zu den Idiotien, die der Twitter-König aus
Manhattan schamlos verbreitet. Tatsächlich blicken die USA auf eine
der längsten Wachstumsphasen in der Geschichte zurück. Erfolgreiche
Präsidentschaftskandidaten haben im Wahlkampf immer den Optimismus
einer Nation beschworen, die "Yes we can" zur Zukunft sagt. Trump ist
auch deshalb kein normaler Kandidat. Er hetzt gegen Einwanderer ohne
Papiere, droht Frauen, die eine Schwangerschaft beenden wollen, mit
Strafen und will die Angehörigen einer Weltreligion diskriminieren.
Trump steht nicht nur für eine andere Politik, sondern ein anderes
Amerika. Seine Nominierung muss deshalb alle Alarmglocken ausschellen
lassen.
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Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
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