Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Gesundheitsbranche in Regensburg
Geschrieben am 28-08-2016 |
Regensburg (ots) - Eine gesunde Region
von Christine Hochreiter, MZ
Wir werden immer älter und wollen auch betagt möglichst fit (und
bei Verstand) bleiben. Das hat Konsequenzen: Die Gesundheitsbranche
entwickelt sich immer weiter und ist ein Mega-Markt mit gigantischen
Zuwachsraten. Ob es um neue Diagnoseverfahren für Erkrankungen oder
innovative Therapiemethoden und Medikamente geht, deutsche Forscher
sind fast immer mit dabei. Doch es sind nicht nur die Großen, die den
Markt mit pfiffigen Ideen befeuern, sondern auch viele junge
Start-ups und mittelständische Unternehmen. Auch in der Oberpfalz hat
man dieses Potenzial erkannt. Im BioPark etwa rechnet sich die
Numares AG große Zukunftschancen aus. Sie hat eine neue
Analysetechnik entwickelt: Die Regensburger untersuchen mit Hilfe von
Kernspintomografen in Körperflüssigkeiten Abbauprodukte des
Stoffwechsels. Anders als bisher können mit dieser Technologie mehr
als 100 Substanzen in einem einzigen Testlauf rasch ausgewertet
werden. Ein anderes Regensburger Unternehmen (Nal von Minden) bietet
ein Sortiment von weit über 700 Schnell- und Labortests an und
expandiert mit einem internationalen Team. Diese beiden Beispiele
zeigen, dass sich die Ausrichtung der sogenannten BioRegio stark
verändert hat. In Regensburg hat man die Zeichen der Zeit gesehen und
umgesteuert. Der BioPark und die BioRegio waren 1999 mit der
Kernkompetenz Biotechnologie gestartet. Damals waren Investoren noch
bereit, den langen Weg bis zur Entstehung eines Medikaments
mitzugehen. Das dauert im Schnitt 15 Jahre und kostet bis zu einer
Milliarde Euro. Von 10 000 Substanzen schafft es aber nur eine in die
Apotheke. Das Cluster wurde in der Folge mit den Lebenswissenschaften
um Medizintechnik, Pharma, Diagnostik und Analytik erweitert. Später
wurden dann noch Branchen miteinbezogen, die interdisziplinär mit
Life Sciences agieren. Seit einigen Jahren vernetzt sich der BioPark
zunehmend mit Firmen und Forschungsinstituten aus der
Gesundheitsbranche. Dass die Hauptstadt der Oberpfalz in
Wirtschaftsrankings regelmäßig zu den dynamischsten Kommunen
Deutschlands zählt, kommt nicht von ungefähr. Die guten Noten sind
nicht allein großen Playern aus der Automobilindustrie samt ihren
Zulieferern zu verdanken. Auch der BioPark und die BioRegio schneiden
im bundesweiten Vergleich ähnlicher Einrichtungen regelmäßig sehr gut
ab. In Regensburg hatte man nie den falschen Ehrgeiz, es mit
Großstadt-Clustern wie beispielsweise München-Martinsried
aufzunehmen. Die Wirtschaftsförderer setzten vielmehr auf das Motto
"Klein, aber fein." Auch diese Strategie ist Teil des Erfolgsrezepts.
Das Beratungsunternehmen Capgemini hat kürzlich im Rahmen einer
Standortanalyse eine Reihe von potenziellen Zukunftsfelder für die
Region definiert. Dazu gehören beispielsweise Schwerpunktthemen wie
Alter und Pflege, Zelltherapie oder E-Health und Medizintechnik. Im
BioPark ist man gerade dabei, einen Masterplan Gesundheitswirtschaft
für die Region Regensburg zu erstellen - mit den unterschiedlichsten
Protagonisten aus der Branche wie Kliniken, Krankenkassen,
Hochschulen und Ärzteverbänden. Die organische Entwicklung geht also
immer weiter. Wie lautet eine uralte ökonomische Weisheit: Stillstand
bedeutet den Tod. Doch wer sich gegenseitig hilft und zu Netzwerken
zusammenschließt, der kann nur profitieren. Aktive Wirtschaftspolitik
besteht schließlich nicht nur in der Ansiedlung von Firmen, sondern
auch in der Anbahnung von Kooperationen - und vor allem auch darin,
rechtzeitig zu erkennen, wohin die Reise geht.
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