Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Merkel/Kanzlerkandidatur
Geschrieben am 28-08-2016 |
Regensburg (ots) - Zwei Gründe fürs Zaudern
von Reinhard Zweigler, MZ
Bei ihrer Sommerpressekonferenz hatte Angela Merkel auf die Frage
unserer Zeitung nach einer erneuten Kanzlerkandidatur ausweichend
geantwortet. Jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt für eine
Entscheidung. Doch das Thema klebt an der CDU-Vorsitzenden wie
lästiger Kaugummi unter der Schuhsohle. Merkels Zaudern in der
K-Frage hat vor allem zwei Ursachen: Erstens ihre in weiten Teilen
der Union - wie auch der übrigen Bevölkerung - umstrittene
Flüchtlingspolitik. Und zweitens den Zwist mit der bayerischen
Schwesterpartei. Beide Gründe sind zu einem verworrenen Knoten
verbunden, den die behutsam auf Schwarz-Grün zusteuernde Kanzlerin
nun nicht einfach entwirren kann. Auch wenn das Thema Flüchtlinge
nicht mehr so sehr eine Frage des Massenzustroms wie vor einem Jahr
ist, bleibt es brisant. Integrationsfortschritte lassen auf sich
warten. Über eine Million Menschen aus einem anderen Kulturkreis
lassen sich nicht im Handumdrehen in eine andere Gesellschaft
verpflanzen. Und bei der Rückführung jener Menschen, die nicht in
Deutschland bleiben dürfen, gibt es diverse Hindernisse. Merkels
Chancen für ihre mittlerweile vierte Kanzlerkandidatur ist auch davon
abhängig, ob ihre Wir-schaffen-das-Politik spürbare Fortschritte
zeitigt. Zugleich wäre ihr erneuter Antritt einer von Horst Seehofers
Gnaden. Der CSU-Chef müsste Merkels Kandidatur zustimmen. Oder er
müsste sich selbst um die Kanzlerkandidatur bemühen. Aber dass würde
der Ingolstädter nur tun, wenn Merkels Stern dramatisch sinken würde.
Zudem macht die Niederlage von Franz Josef Strauß vor dreieinhalb
Jahrzehnten die CSU in der K-Frage vorsichtig.
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Mittelbayerische Zeitung
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