Lausitzer Rundschau: Mehr geht immer
Zur Regierung und zu den neuen Hartz IV-Sätzen
Geschrieben am 30-08-2016 |
Cottbus (ots) - Eine Überraschung sind die geplanten Anhebungen
der Regelsätze für Hartz IV-Empfänger nicht - und von Willkür kann
erst recht keine Rede sein. Wie immer folgen sie der Berechnung des
Preisanstiegs und des Bedarfs auf Basis von Statistiken. Fakt ist
aber auch, dass die Regierung mit ihrem Vorhaben keine Jubelstürme
auslöst. Zwischen drei und fünf Euro mehr erleichtern das Leben der
Betroffenen nur unwesentlich. Peanuts, werden daher viele sagen. Doch
so ist das System. Deswegen sind auch die 21 Euro, die Kinder
zwischen sechs und 13ïEUR®Jahren erhalten sollen, lediglich das
Ergebnis einer Neubewertung beim Bedarf. Und keine Extrawurst. Mehr
geht immer. Vor allem für die Kinder. Das ist die politische
Diskussion, die die jetzt veröffentlichten Beträge sofort begleitet.
Der Basar ist eröffnet. Und die Opposition wird über den Bundesrat
noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden haben und entsprechend auf
dieser Klaviatur spielen. Doch Vorsicht. Diejenigen, die die Höhe der
geplanten Summen jetzt für sich politisch instrumentalisieren und als
zu niedrig kritisieren, sollten den Menschen nichts vorgaukeln: Die
Hartz IV-Regelsätze sind nicht dafür gedacht, üppig leben zu können,
das ist nicht Sinn und Zweck der Stütze. Auch wenn man es den
Empfängern und ihren Kindern vielleicht gönnen würde. Sondern es geht
darum, die Bereitschaft der erwachsenen Betroffenen zu erhalten oder
gegebenenfalls zu erhöhen, sich zu qualifizieren und einen Job zu
suchen. Angesichts der derzeit günstigen wirtschaftlichen Lage sind
die Erfolgsaussichten auch für Gering-Qualifizierte nicht allzu
schlecht, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Außerdem werden auch
die Kritiker so schnell an den Mechanismen der Berechnung nichts
ändern können. Womit gleichzeitig das größere Problem in den Fokus
rückt: Wie weiter mit jenen, die gar keine Qualifikation haben oder
aus anderen Gründen keinen Job finden, und sei er auch noch so
einfach. Rund eine Million Menschen hängen in der
Hartz-IV-Endlosschleife. Sicherlich ist ein großer Teil darunter, der
nicht heraus will oder nicht mehr heraus kann. Das gehört zur
Wahrheit dazu. Für den anderen Teil hat die Regierung bislang viel zu
wenig getan. Das ist das eigentliche Übel. Damit begünstigt sie sogar
die Dauer-Alimentierung und damit auch den Dauerstreit um die Höhe
der Stütze. So erfreulich es alles in allem für diese Betroffenen
sein mag, am Ende wenigstens ein paar Euro mehr in der Tasche zu
haben, der Frust über Hartz IV wird deshalb sicherlich nicht kleiner
werden. Er bleibt. Wirklich geholfen ist diesen Menschen deshalb nur,
wenn sie tatsächlich nachhaltig in eine sinnvolle Beschäftigung
kommen.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Original Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
597959
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Kommentar /
Keine Furcht vor Apple
= Von Reinhard Kowalewsky Düsseldorf (ots) - Gut, dass die EU-Kommission nun gegen die
Steuertricks von Apple vorgeht. Bei aller Liebe zum iPhone - es ist
nicht akzeptabel, wenn der am besten verdienende Konzern der Welt auf
sein Europageschäft praktisch keine Gewinnsteuern zahlt. Es ist
skandalös, wenn Erträge mit Tricks in die Steueroase Irland verlagert
werden, während Gewinne der Ländergesellschaften in Deutschland,
Frankreich oder Spanien durch überhöhte interne Verrechnungspreise
heruntermanipuliert werden. Dabei kann die Attacke gegen Apple nur
Teil mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Soli trotzdem falsch
= Von Thomas Reisener Düsseldorf (ots) - Nach etlichen Niederlagen geht die
Landesregierung in Münster doch noch mal als Sieger vom Platz: Das
Verfassungsgericht hält den Kommunal-Soli für nicht angreifbar. Jetzt
kann man trotzdem auf die Landesregierung schimpfen, weil der
Kommunal-Soli eine ordnungspolitische Sünde ist: Er bestraft
Kommunen, die sparen, und belohnt solche, die schlecht haushalten.
Deshalb setzt der Soli falsche Anreize und gehört weg. Aber jenseits
dieser Binse müssen auch die Soli-Gegner anerkennen: Rein
handwerklich ist dem zuständigen mehr...
- Rheinische Post: Kommentar /
Falsche Prioritäten bei Armutsbekämpfung
= Von Jan Drebes Düsseldorf (ots) - Die Pläne der Bundesregierung sind
grundsätzlich gut, mit mehr Geld mehr Hilfe für die sozialen
Brennpunkte dieser Republik zu organisieren. 1,2 Milliarden Euro,
über vier Jahre verteilt, sollen nach Marxloh, Neukölln und anderswo
fließen und dort engagierte Bürgermeister, Lehrer, Sozialarbeiter und
Ehrenamtler unterstützen. Für zahlreiche bestehende Projekte sind
manchmal bereits Summen jenseits der 5000 Euro viel Geld. Insofern
ist die Hoffnung der Bundesregierung nicht völlig verfehlt, mit 300
Millionen Euro mehr...
- "With Refugees"-Petition geht an Regierungen weltweit / UNO-Flüchtlingshilfe: Dringend zusätzliche Gelder benötigt Bonn (ots) - Ein denkwürdiges Ereignis jährt sich: In der Nacht
vom 4. auf den 5. September 2015 öffneten Österreich und Deutschland
die Grenzen für Tausende von Flüchtlingen, die zuvor unter prekären
Bedingungen in Ungarn ausharren mussten. Der Zuzug von Flüchtlingen
verstärkte sich daraufhin dramatisch, und bis Ende 2015 wurden in
Deutschland fast 1,1 Millionen Personen registriert. Knapp eine halbe
Million Flüchtlinge stellten einen Asylantrag. Der mit 34 Prozent
größte Anteil der Asylsuchenden kam aus Syrien.
Viele syrische mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Ex-SS-Wachmann erwarten Prozesskosten in sechsstelliger Höhe Bielefeld (ots) - Der ehemalige SS-Wachmann Reinhold Hanning aus
Lage (Kreis Lippe) könnte Prozesskosten im unteren sechstelligen
Bereich zu tragen haben, wenn das Urteil gegen den 94-Jährigen
ehemaligen SS-Unterscharführer rechtskräftig wird, schätzt der
Detmolder Oberstaatsanwalt Ralf Vetter. Das berichtet die in
Bielefeld erscheinende Neue Westfälische (Donnerstag-Ausgabe).
Hanning war vom Landgericht Detmold zu einer Freiheitsstrafe von fünf
Jahren wegen der Beihilfe zum Mord an mindestens 170.000 Menschen im
Konzentrationslager mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|