Börsen-Zeitung: Der Rückzieher, Kommentar zu Linde von Stefan Kroneck
Geschrieben am 12-09-2016 |
Frankfurt (ots) - Dass Fusionsverhandlungen von Großunternehmen an
der hochkomplexen Governance scheitern können, ist eher die Regel als
die Ausnahme. Insofern sind die von der Linde-Führung abgeblasenen
Gespräche mit Praxair nichts Ungewöhnliches, waren doch die
Aussichten, dass dieser Zusammenschluss tatsächlich in die Praxis
umgesetzt wird, von Anfang an sehr vage.
Aufhorchen lässt, dass die Vertreter der Kapitalseite im
Aufsichtsrat wohl die Reißleine zogen, wie aus der Ad-hoc-Meldung des
Münchener Industriegasekonzerns hervorgeht. Musste etwa das Gremium
auf diese Weise eingreifen, um zu verhindern, dass das Unternehmen
durch Intrigen und Machtkämpfe im Management bei einer Fusion mit
ungewissem Ausgang einen größeren Schaden nimmt? Als offiziellen
Grund für die abgebrochenen Verhandlungen mit dem amerikanischen
Wettbewerber gibt Linde an, dass die eigene Kernstruktur bei einem
Zusammenschluss mit den Amerikanern zur Disposition gestanden hätte.
Die deutsche Seite war nicht bereit, ihre zentralen Funktionen in das
Headquarter von Praxair im US-Bundesstaat Connecticut verlegen zu
lassen. Linde mit ihrer Matrixorganisation wäre wohl eine
zentralistischer orientierte Führungskultur des US-Wettbewerbers
übergestülpt worden - so jedenfalls heißt es in der Münchner
Konzernzentrale.
Dieser Hinweis überzeugt nicht ganz, ist doch Linde deutlich
größer als die profitablere Praxair-Gruppe. Fakt ist aber auch, dass
Vorstandschef Wolfgang Büchele und Chefaufseher Wolfgang Reitzle ein
solches fragwürdiges Verhandlungsergebnis vor den über 64.000
Konzernmitarbeitern nicht hätten überzeugend vertreten können.
Vor diesem Hintergrund könnte der Rückzieher dazu beitragen, Ruhe
in das Unternehmen zu bringen - vorerst. Reitzle wird nun nicht
Chairman eines neuen Gebildes von Linde und Praxair. Im Gegenzug
bleibt Büchele, dessen Arbeitsverhältnis mit Finanzvorstand Georg
Denoke als angespannt gilt, bis auf Weiteres Linde-CEO. Bei einer
Fusion hätte er das Unternehmen verlassen müssen. Auf längere Sicht
können in dieser Gemengelage aber die Spannungen erneut auftreten,
hat sich doch an den Machtverhältnissen nichts wesentlich geändert.
Insofern wird die Linde-Gruppe weiterhin mit sich selbst
beschäftigt sein. Die Münchner verpassten aus Sicht mancher die
Chance eines großen strategischen Sprungs im Industriegasemarkt. Dies
dürfe den Druck erhöhen, die eigenen Kostenstrukturen abzuarbeiten.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
598735
weitere Artikel:
- WAZ: Wer klüger spaltet, bleibt weiter offen
- Kommentar von Stefan Schulte zu Stromkonzernen Essen (ots) - Die Frage, ob er nicht dem guten Beispiel von
Eon-Chef Teyssen folgen müsse, hat RWE-Boss Terium lange genervt. Bis
er seinen eigenen Weg fand. Auch er trennt Alt von Neu, bietet im
Gegensatz zu Eon aber das Zukunftsgeschäft statt der alten Kraftwerke
feil. Dass dieses sich besser wird verkaufen lassen, klingt
plausibel. Und nach der niedrigen Bewertung der Eon-Tochter Uniper an
der Börse dürfte sich Terium mit seiner Strategie vorn sehen.
Doch welcher Weg am Ende wirklich der bessere ist, lässt sich erst
in Jahren mehr...
- Viele kommunale Manager halten Gehälter geheim Hamburg (ots) -
Sperrfrist: 12.09.2016 19:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
Die Gehälter der Chefs kommunaler Unternehmen in Norddeutschland
sind oft geheim. Besonders in Niedersachsen sieht es mit der
Transparenz schlecht aus. Das ergab eine Recherche des
Politikmagazins "Panorama 3" im NDR Fernsehen unter allen Kreisen,
kreisfreien Städten und Städten mit mehr als 70.000 Einwohnern in
Norddeutschland. Die Spanne der Angaben reicht von mehr...
- Westfalen-Blatt: Sinn Leffers ist insolvent Bielefeld (ots) - Die Sinn Leffers GmbH in Hagen, eines der
führenden deutschen Modehausketten, ist insolvent. Wie das
Unternehmen auf Anfrage des Westfalen-Blatts in Bielefeld bestätigte,
wurde gestern ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in
Eigenverwaltung vor dem Amtsgericht Hagen eingereicht. Zum
Sanierungsgeschäftsführer wurde Rechtsanwalt Dr. Thomas Kluth
berufen. Mit insgesamt 22 Filialen, darunter in Bonn, Bielefeld,
Münster, Osnabrück, Kassel, München-Riem, Magdeburg und Jena, zählt
die Sinn Leffers GmbH zu mehr...
- ET Solar beliefert größtes ACPV-Projekt in den USA San Francisco (ots/PRNewswire) - Wie ET Solar, ein Hersteller von
modernen Solarmodulen, erklärt hat, hat sich die Energy Consultants
Group (ECG) beim größten ACPV-Projekt in den USA für seine AC-Module
entschieden. Das kürzlich ans Stromnetz angeschlossene
ACPV-Dachflächen-Solarprojekt mit 145 kWp befindet sich in Cedar
Rapids (Iowa), und ECG fungiert als Entwickler und Auftragnehmer.
Foto - http://photos.prnewswire.com/prnh/20160911/406301
ET Solar ist ein Tier-1-Hersteller von Solarmodulen. Im Vergleich
zu herkömmlichen mehr...
- Terumo Cardiovascular Group und CytoSorbents geben Partnerschaft bei Herzoperationen mit CytoSorb bekannt Vereinbarung bringt innovative entzündungshemmende
Behandlungsoption für Herzchirurgie-Teams in sechs europäischen
Ländern
Ann Arbor, Michigan, und Monmouth Junction, New Jersey
(ots/PRNewswire) - Die Terumo Cardiovascular Group, ein
Weltmarktführer bei Medizintechnik für die Herz- und Gefäßchirurgie
und Tochtergesellschaft der in Japan ansässigen Terumo Corporation
(TSE: 4543), und CytoSorbents Corporation (NASDAQ: CTSO), Produzent
des CytoSorb®-Adsorbers zur extrakorporalen Blutreinigung, der zur
Eindämmung von Entzündungsmediatoren mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|