Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Rosberg: Kapiert von Heinz Gläser
Geschrieben am 27-11-2016 |
Regensburg (ots) - Jede Sportart hat den Weltmeister, den sie
verdient. Bernie Ecclestone hätte sich einen anderen gewünscht. Ein
wilder Hund wie der großflächig tätowierte Lewis Hamilton, der schon
mal eine On-Off-Beziehung mit einem Popsternchen pflegt, ist allemal
besser fürs globale Geschäft als ein braver Familienvater wie Nico
Rosberg, der mit kühler Effizienz brilliert - siehe das kalkulierte
Rennen von Abu Dhabi. Dieser Rosberg sei ja noch nicht mal in
Deutschland eine Marke, hatte der Formel-1-Impresario kürzlich
geätzt. Tatsächlich haben die Fans hierzulande den in Monte Carlo
aufgewachsenen Kosmopoliten nie wirklich ins Herz geschlossen. Dem
polyglotten Sonnyboy Rosberg fehlen die Kanten, er riecht nicht nach
Schweiß und Benzin, sondern nach sündteurem Eau de Toilette. Mercedes
repräsentiert er ideal, doch auf dem Weg zur Rennlegende hat der
gebürtige Wiesbadener noch einen langen Weg vor sich. Das alles
schmälert Rosbergs Triumph nicht. Er hat seine harte Lektion aus den
Vorjahren kapiert und die richtigen Lehren aus Hamiltons rabiater
Ego-Show gezogen. Als der britische Rivale die Konstanz vermissen
ließ und eine ungewöhnliche Schwächephase einstreute, nutzte er das
Momentum zu seinen Gunsten. Nun steht die Formel 1 wieder einmal vor
einer Zäsur. Mit einer gravierenden Regelreform will sie Mercedes
einbremsen, die Eintönigkeit beenden und für mehr Spannung sorgen.
Ein Problem aber bleibt: Auf dem ehemaligen Kernmarkt Europa wirkt
die Rennserie wie aus der Zeit gefallen.
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