Weser-Kurier: Über das Auschwitz-Urteil schreibt Hans-Ulrich Brandt:
Geschrieben am 28-11-2016 |
Bremen (ots) - Für Gerechtigkeit ist es nie zu spät - die
Reaktionen auf das Urteil des Bundesgerichtshofs belegen das. Sowohl
die als Nebenkläger in diesem Prozess aufgetretenen Überlebenden des
KZ- und Vernichtungslagers Auschwitz als auch der Chefaufklärer für
NS-Verbrechen, Jens Rommel, sprechen von "großer Erleichterung" und
einem Urteil, das "Rechtsgeschichte geschrieben hat". Und in der
Tat ist diese Entscheidung ein juristischer Meilenstein. Es revidiert
die bisherige deutsche Rechtsprechung zu NS-Straftaten, weil jetzt
endlich die Tatsache für eine Verurteilung ausreicht, Teil des
perfiden NS-Vernichtungssystems gewesen zu sein, ohne selbst direkt
einzelne Taten begangen zu haben. Es setzt außerdem ein klares
Zeichen, dass alle, die in Auschwitz und anderswo mitgemacht haben,
für diese unbeschreiblichen Verbrechen auch mitverantwortlich und
mitschuldig sind. Ja, dieses Urteil kommt spät. Die meisten NS-Täter
sind im juristischen Sinne, nicht im ethisch-moralischen,
davongekommen. Für die noch lebenden Opfer und ihre Nachkommen
besteht nun aber die Chance, wieder Vertrauen zu fassen in die
deutsche Justiz. Und für künftige Völkermordprozesse sollte es ein
Signal sein.
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