Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Aleppo
Geschrieben am 13-12-2016 |
Bielefeld (ots) - Aleppo ist gefallen. Es ist das Stalingrad
Syriens, die Wende im Bürgerkrieg. Von Gräueln an der
Zivilbevölkerung ist die Rede. Aber niemand kann sagen, wer die
Massaker auf flüchtende Familien, Frauen und Kinder verübt hat. Es
könnten Assads Schergen sein, es könnten aber auch die Islamisten
sein, die die Zivilisten oft als menschliche Schutzschilde
missbrauchen. Aleppo wird nicht nur als Wendepunkt des Bürgerkriegs,
sondern auch als Friedhof der Menschlichkeit in die Geschichte
Syriens und des Nahen Ostens eingehen. Die Opfer sind, wie in jedem
Krieg, die Zivilisten - und die Wahrheit. Humanitäre Korridore hat es
bislang nicht gegeben. Aber auch das war keine Frage der
Menschlichkeit der Kriegsgegner, sondern der Zeit. Man wollte
vollendete Tatsachen schaffen, bevor Trump ins Weiße Haus einzieht.
Nun, da Aleppo gefallen ist, werden Assad, die Russen und die Iraner
diese Korridore wohl bald zulassen. Irgendjemand muss Aleppo wieder
aufrichten, die Trümmer beiseite räumen. Das nächste Ziel wird dann
Rakka sein, die Hauptstadt des Islamischen Staats, im Nordwesten
Syriens. Hier ist die Lage komplizierter. Zwar gilt auch hier das
große Ordnungsschema zum Verständnis für die derzeitigen Verhältnisse
in Nahost: Schiiten gegen Sunniten. Aber hier kommt auch die
kurdische Frage ins Spiel. Denn die Kurden wehren sich gegen die
(sunnitischen) Truppen des türkischen Despoten Erdogan, der trotz
aller öffentlichen Verlautbarungen die sunnitischen Brüder des
Terrorgebildes IS nicht fallen lassen will. Sein Einmarsch in Syrien
gilt nicht einem imaginären Kampf gegen den Islamischen Staat,
sondern dem Krieg gegen die Kurden. Die werden in ihrem Kampf gegen
die türkischen Invasoren nun von Assads Truppen und auch von den
Russen unterstützt. Nach dem Fall Aleppos wird dieser Konflikt nun
offenbar werden, weil Assad und seine Verbündeten ihre Kräfte auf den
Fall von Rakka konzentrieren dürften. Für die Russen ist ein Diktator
Assad von Moskaus Gnaden allemal wichtiger als Erdogan. Und wenn
Putin auch noch die Kurden als Verbündete in der Region gewinnen
kann, dann erst recht. Der künftige US-Präsident Trump wird mit Putin
über eine neue Lage in Nahost reden. Für ihn, wie übrigens auch für
die Israelis, ist ein durch Bürgerkrieg und Zerstörung geschwächter
und abhängiger Assad allemal besser als ein islamistisches Regime in
Damaskus. Terroristisch sind beide Seiten. Die Islamisten aber
bekämen Zulauf aus aller Welt. Viel mehr als Assad fürchtet Trump
jene Fanatiker, die statt der Twin-Towers auch den Trump-Tower in
Schutt und Asche hätten legen können. Und wenn es in der noch
undurchsichtigen künftigen Außenpolitik Washingtons eine Konstante
geben wird, dann diese: keine Gnade für Islamisten.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
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