Schwäbische Zeitung: Auf einem gefährlichen Weg - Leitartikel zu Weihnachtsverbot
Geschrieben am 18-12-2016 |
Ravensburg (ots) - Die Situation stellt sich noch unklar dar.
Wurde Weihnachten nun komplett aus der Istanbuler Eliteschule Lisesi
verbannt? Oder wurden die deutschen Lehrer aufgefordert, sensibler -
was immer das heißen soll - mit dem Thema umzugehen? Soviel steht
aber fest: Dass die Schüler des Istanbul Lisesi in der Vergangenheit
an ihrer traditionsreichen Schule so viel über das Weihnachtsfest
erfuhren, fußte auf dem Kulturabkommen zwischen Berlin und Ankara.
Interkultureller Austausch, so das Ziel des Abkommens, sollte die
Verständigung zwischen Deutschland und der Türkei fördern. Und auch
dies ist sicher: Dass nun das Thema Weihnachten aus dem Unterricht an
der Istanbuler Schule verbannt wurde respektive dass es jedenfalls
Diskussionen über die Vermittlung deutscher Weihnachtsbräuche gab,
sagt viel über den Weg aus, auf den der türkische Präsident Erdogan
sein Land geführt hat.
Das ist gefährlich
Erdogans Türkei fühlt sich mittlerweile an vieles nicht mehr
gebunden, was in der Vergangenheit Grundlage der zwischenstaatlichen
Verständigung war, die irgendwann einmal in den Beitritt der Türkei
zur Europäischen Union münden sollte. Nun besteht anscheinend auch
kein großes Interesse mehr daran, darauf hinzuwirken, dem eigenen
Volk - so steht es im Zusatzvertrag des Kulturabkommens - "die
Kenntnis der Kulturgüter des anderen Landes zu vermitteln". Das ist
problematischer, als es vielleicht zunächst scheinen mag: Denn das
mehr oder weniger offensive Desinteresse am Kulturgut Anderer und vor
allem der zunehmende Argwohn, mit dem andere Traditionen, Bräuche und
Riten beäugt werden, bereiten den Boden für Abgrenzung und
Ausgrenzung. In einem solchen Klima können Dialog und Austausch nicht
gedeihen. In einem solchen Klima wuchern vielmehr Egoismus und
Konfrontation.
Und das ist gefährlich. Übrigens nicht nur in der Türkei, sondern
auch bei uns in Deutschland, wo in manchen Kreisen heute bekanntlich
Abgrenzung, Ausgrenzung und Argwohn auch wieder für erstrebenswerte
politisch-gesellschaftliche Kategorien gehalten werden.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Original-Content von: Schw?bische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
605032
weitere Artikel:
- Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu möglichen Regierungsbündnissen in Berlin Regensburg (ots) - Koalitionsbildungen im nächsten Herbst im Bund
werden von vielen Unwägbarkeiten bestimmt. Wird die von allen anderen
Parteien gemiedene rechtslastige AfD wirklich in den Bundestag
kommen? Schafft die fast in der Versenkung verschwundene FDP die
Rückkehr? Wahrscheinlich werden die Parteien jeweils ohne klare
Koalitionsaussagen in den Wahlkampf gehen. Und der wird ganz sicher
hart. Deutschland steht im Herbst 2017 womöglich vor einer
Richtungsentscheidung: Weiter so mit Merkel, in welcher Koalition
auch immer. Oder mehr...
- Rheinische Post: Weniger Kindergeld
Kommentar Von Eva Quadbeck Düsseldorf (ots) - Bei der Verteilung von Sozialleistungen muss
der Staat genau hinschauen. Das ist eine Binsenweisheit. Gabriels
Anliegen, dass Auslandsüberweisungen von Kindergeld an den dortigen
Verhältnissen bemessen werden, ist berechtigt. Wegen der europäischen
Freizügigkeit muss die Bundesregierung die Regeln für die Vergabe von
Sozialleistungen immer wieder justieren. Die Maßnahmen dieser
Wahlperiode gegen Armutszuwanderung und gegen das Erschleichen von
Sozialleistungen durch EU-Ausländer waren notwendig. Sie schonen
nicht mehr...
- Rheinische Post: Recht geläutet
Kommentar Von Dorothee Krings Düsseldorf (ots) - Wenn Neonazis wie jetzt in Dortmund einen
Kirchturm besetzen, um ihre Parolen in die Welt zu posaunen, dann ist
das ein aggressiver Akt gegen ein Gebäude - und gegen Christen, gegen
Menschen, die auf Nächstenliebe bauen und für die eine Kirche ein
Schutzraum ist. Die Pfarrerin hat richtig reagiert: Sie hat die
mächtige Stimme ihrer Kirche erhoben und die Glocken sprechen lassen.
Geläut ist ja nicht nur akustischer Zierrat für die Feiertage,
sondern auch Mahnung. Und Abwehrsignal. Die Attacke auf den Kirchturm
war mehr...
- Rheinische Post: Erdogans Islamisierung
erreicht Weihnachten
Kommentar Von Matthias Beermann Düsseldorf (ots) - Ob es eine offizielle Anordnung gegeben hat,
das Thema Weihnachten aus dem Unterricht an einer deutschen
Auslandsschule in Istanbul zu verbannen, wie stark die deutschen
Lehrer dort drangsaliert wurden, das war zunächst nicht ganz klar.
Klar dagegen ist, dass ein solches Verbot leider genau im Trend
liegt: Die AKP-Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan versucht,
das Land auf ihre islamisch-konservative Linie zu bringen, wobei das
Bildungssystem ganz besonders im Fokus steht. Dass Erdogans
Islamisierungskurs mehr...
- Lausitzer Rundschau: Die SPD als Migrantenschreck - Zu Gabriels Vorstoß, Kindergeld für EU-Ausländer zu kürzen Cottbus (ots) - Sigmar Gabriel hat mal wieder kräftig auf die
Pauke gehauen: In manchen Großstädten gebe es bereits ganze
Straßenzüge mit Schrottimmobilien, in denen Migranten nur deshalb
wohnten, um Kindergeld auf deutschem Niveau für ihren im Ausland
wohnenden Nachwuchs zu beziehen, ließ sich der SPD-Chef jetzt
zitieren. Die Sozialdemokraten als Migrantenschreck - das ist schon
erstaunlich für eine Partei, die in Sonntagsreden gern über
Solidarität und eine Stärkung der sozialen Absicherung schwadroniert.
Aber wegen der Flüchtlingskrise mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|