Ostthüringer Zeitung: Jörg Riebartsch kommentiert: Was Berlin über das Land sagt
Geschrieben am 20-12-2016 |
Gera (ots) - Für die Opfer des Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt
in Berlin spielt es keine Rolle, ob es sich um die Tat eines
einzelnen Terroristen, eines verwirrten Spinners oder um die gezielte
Tat einer Gruppe handelt. Das Leben von Menschen vorsätzlich zu
beenden oder sie zu verletzen, ist eine Tat, die man nur abgrundtief
verachten kann. Man lernt aber momentan auch viel über die Art, wie
Deutschland mit solchen Ereignissen umgeht. Politiker greifen in die
Schublade der Betroffenheits-Rhetorik und geloben, der Rechtsstaats
werde Härte zeigen. Wieso erst jetzt? Ist das abhängig von der Art
der Straftat? Außerdem wird appelliert, niemanden unter
Generalverdacht zu stellen. Andere sehen sich gerade in ihrem
Generalverdacht bestätigt, suchen nach Schuldigen. Wie in der Politik
wird in den meisten Medien überwiegend spekuliert, weil man nichts
weiß. Bekannt ist: Vorsätzlich fuhr ein Krimineller mit einem
Sattelschlepper in einen Weihnachtsmarkt. Motive unbekannt. Der
Generalbundesanwalt zieht die Ermittlungen an sich, sieht einen
terroristischen Anschlag. Genau weiß er es aber nicht, weil es noch
kein Bekennervideo gibt. Bekennervideos werden in Deutschland also
zu einem ermittlungsfesten Beweismittel geadelt. Schwer hat es die
Polizei. Zunächst wird ein angeblicher Täter festgenommen. Ein
Passant hat geholfen. Erste Anzeichen sind sichtbar, diesen dafür in
den Heldenstatus zu erheben. Der Festgenommene ist ein Flüchtling.
Sofort weiß man, wann er eingereist ist und man weiß auch, dass er
sich renitent benimmt. Flüchtlinge in Deutschland, die auffallen,
werden also lückenlos überwacht. Dann kommen der Polizei Zweifel, ob
der Mann wirklich der gesuchte Täter ist, der den Lastkraftwagen
steuerte. Daraufhin macht sofort im Internet das Stichwort
Polizeiskandal die Runde. So geht es Stund auf Stund. Lernen kann man
von den Franzosen, die raten: Man muss sich um die Betroffenen
kümmern und den eigenen Lebensstil beibehalten. Ja!
Pressekontakt:
Ostthüringer Zeitung
Redaktion Ostthüringer Zeitung
Telefon: +49 (0) 365 / 77 33 11 13
redaktion@otz.de
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