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Westfalen-Blatt: zum Thema »Das Fest und der Terror«

Geschrieben am 23-12-2016

Bielefeld (ots) - Nein, ein Weihnachten wie jedes Jahr ist
Weihnachten 2016 nicht. Zu nah noch sind die Ereignisse und Bilder
von Berlin. Und zu fern ist die Hoffnung, dass wir es mit einem
einmaligen Ereignis zu tun hatten, das sich so oder ähnlich nicht
wiederholen kann. Nein, so realitätsvergessen ist niemand - egal wie
groß sein Glaube sein mag, egal wie nah ihm die Feier der Geburt Jesu
geht, egal wie fest er auf christlich-jüdischem Fundament ruhen mag.
Keine Woche liegt die Terrorfahrt vom Breitscheidplatz zurück. Dürfen
wir uns da überhaupt auf die Bescherung freuen? Auf Besinnlichkeit
und vergnügliche Stunden, wo auch immer und mit wem auch immer? Auf
schöne und friedliche Weihnachten? Manch einer wird das zynisch
finden. Zynisch liest sich auch folgender Satz: Zum Glück wird Anis
Amri keinem Menschen mehr etwas zu Leide tun können! Ich schreibe ihn
trotzdem mit voller Überzeugung und füge hinzu: Die italienischen
Sicherheitsbehörden haben einen guten Job gemacht, ihnen gebührt
unser Dank. Was allerdings nicht nötig gewesen wäre, wenn die
Zusammenarbeit zwischen den Ermittlern der verschiedenen
Bundesländern nicht ebenso miserabel gelaufen wäre wie die zwischen
dem Bund und den Bundesländern. Darüber wird zu reden sein. Keine
Woche liegt die Terrorfahrt vom Breitscheidplatz zurück. Trotzdem
dürfen wir uns auf Weihnachten freuen. Denn das ändert nichts an
unserer Trauer um die Opfer und unserem Mitgefühl für ihre
Angehörigen. Ja, wir können das Fest freudig begehen - mit
Bescherung, Besinnlichkeit und schönen Stunden. So, wie wir es kennen
und es uns wünschen. Sogar ein Familienstreit unter dem Christbaum
kann eine anziehende, weil vertraute Wirkung haben. In diesem Jahr
ist die Sehnsucht nach Vertrautem, nach Sicherheit, nach einem Stück
heiler Welt vielleicht besonders groß. Wir müssen uns nicht schämen,
wenn wir unser Glück zuerst im gewohnten Umfeld suchen. Weihnachten
hat eine große Kraft! Niemand muss die Geschichte von der Geburt
Christi im Stall zu Bethlehem glauben. Ihre Botschaft aber
strahlt auch nach mehr als 2000 Jahren noch hell. Es übertönt allen
Terror und ist stärker als jeder Hass, wenn es heißt: Gott ist Mensch
geworden und hat unter uns gewohnt. Diese Menschwerdung ist es, die
wir heute mehr denn je brauchen. »Mach's wie Gott, werde Mensch«,
hat es der Limburger Bischof Franz Kamphaus einst auf eine
fantastische Formel gebracht. »Mensch werden, Mensch sein, Mensch
bleiben« - gerade zum Fest 2016 kann das eine eindrucksvolle
Botschaft sein. Frohe Weihnachten!



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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