Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Video-Überwachung: Was nicht weiterhilft von Sebastian Heinrich
Geschrieben am 27-12-2016 |
Regensburg (ots) - Die Tritt-Attacke auf eine wehrlose Frau, der
Versuch, einen Obdachlosen anzuzünden: Zwei widerwärtige Gewalttaten
in der Berliner U-Bahn erschüttern die Öffentlichkeit. Und sie lösen
bei manchen Politikern den altbekannten Reflex aus: nach härteren
Gesetzen, mehr Überwachung. Der Reflex ist verständlich, weil den
Bürgern nach solchen Taten Angst und Bange wird - und weil Politiker
Stärke zeigen wollen. Doch der Reflex hilft den Menschen nicht
weiter. Mehr Überwachung und härtere Gesetze: Das klingt zwar gut,
hilft aber recht wenig. Die Überwachung ist schon jetzt weit
ausgebaut und, wie in den beiden genannten Fällen, manchmal hilfreich
bei der Fahndung nach Tätern. Und auch das Strafgesetzbuch erlaubt
ausreichend harte Sanktionen. Das Problem ist eher die Anwendung der
Gesetze. Dazu wären an vielen Orten mehr Polizisten, Staatsanwälte
und Richter nötig. Das ist zwar viel teurer als neue Gesetze, aber
wirksam. Zu einer ehrlichen Debatte gehört aber auch das: Ekelhafte
Gewalttaten wie die in Berlin hat es leider immer schon gegeben -
laut Kriminalstatistiken sind sie in den vergangenen Jahren eher
seltener geworden. Heute reagiert die Öffentlichkeit sensibler
darauf. Und das ist auch gut so.
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Mittelbayerische Zeitung
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Telefon: +49 941 / 207 6023
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