Weser-Kurier: Über die Lage im Irak schreibt Birgit Svensson:
Geschrieben am 29-12-2016 |
Bremen (ots) - Die zweite Großoffensive zur Rückeroberung von
Mossul hat begonnen. 100000 Mann sollen daran beteiligt sein - eine
Verdrei-fachung der anfänglichen Truppenstärke. Jetzt soll, jetzt
muss es klappen. Iraks Premier Abadi hatte vollmundig verkündet, man
werde noch vor Jahresende die Terrormiliz Daesch besiegt haben. Damit
hat er sich gewaltig geirrt. Iraks ehemals zweitgrößte Stadt ist seit
Sommer 2014 in den Händen der Dschihadisten, die vor keiner Gräueltat
zurückschrecken. Seit über zwei Monaten tobt die Schlacht mit einem
ungeheuren Blutzoll, der nicht erwähnt werden soll. Als die Uno von
2000 gefallenen Soldaten auf Regierungsseite innerhalb von sechs
Wochen sprach, wurde die Weltorganisation beschimpft -
Falschinformationen, hieß es. Dabei sind die Opferzahlen, die der
Kampf gegen den Terror fordert und die die Uno jeden Monat bekannt
gibt, immer eher zu niedrig als zu hoch gegriffen. Doch die Regierung
in Bagdad braucht Erfolgsmeldungen und dafür werden Fakten
verschwiegen. Dass irakische Armee, kurdische Peschmerga, diverse
Milizen und die internationale Allianz unter der Leitung der USA
nicht in der Lage sind, geschätzte 5000 bis 7000 Daesch-Kämpfer zu
besiegen, käme einer Blamage gleich. So verwundert es nicht, dass
sich immer mehr Iraker nach den Zeiten Saddam Husseins zurücksehnen.
Zehn Jahre nach seiner Hinrichtung, ist der ehemalige Gewaltherrscher
populärer als je nach seinem Sturz im April 2003. Denn was jetzt an
Gewalt zwischen Euphrat und Tigris herrscht, übersteigt für viele
Menschen das Maß unter Saddam. Während unter dem Diktator die
Staatsgewalt all diejenigen grausam bestrafte, die nicht loyal zum
Herrscher waren und gegen ihn opponierten, sind die Menschen jetzt
oft purer Gewaltwillkür ausgesetzt. Geschehen Morde, Geiselnahmen und
Folterungen aus ethnischen, religiösen oder kriminellen Motiven? Oder
sind sie die Tat eines durchgeknallten, traumatisierten Menschen, der
im Affekt zur Waffe greift? Das sind Fragen, die sich die Iraker
heute stellen - und oft keine Antwort darauf erhalten.
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