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Minusgrade und Schnee in Griechenland: Bedrohliche Situation für Flüchtlinge in den griechischen Camps

Geschrieben am 11-01-2017

München/Athen (ots) - Ärzte der Welt ist alarmiert: Die
Lebensbedingungen in den griechischen Flüchtlingslagern haben sich
durch die niedrigen Temperaturen nochmals verschlechtert. Ärzte der
Welt appelliert an die EU, die UN und die griechische Regierung den
Betroffenen umgehend durch Kälteschutzprogramme zu helfen. Die
europäischen Länder müssen ihrer humanitären Verantwortung gerecht
werden und geeignete Unterkünfte für die Geflohenen bereitstellen.

In den letzten drei Wochen sind die Temperaturen dramatisch
gefallen, und mit Fortschreiten des Winters soll es noch kälter
werden. Hunderte Kinder, Frauen und Männer müssen in Zelten und in
ungeheizten Camps leben. Die unzuverlässige Stromversorgung lässt
auch die wenigen Heizungen immer wieder ausfallen.

Zahl der Erkrankten steigt

Die Folgen sind deutlich: "In den letzten zwei Monaten haben wir
immer mehr Kinder und ältere Menschen mit Atemwegsinfektionen
aufgrund von Kälte und Luftfeuchtigkeit gesehen", sagt Dr. Nikolaos
Marinos, medizinischer Koordinator von Ärzte der Welt Griechenland.
"Für einige ist dies lebensbedrohlich, weil die Kälte Asthmaanfälle
oder schwere Lungenentzündungen mit gravierenden Komplikationen
hervorrufen kann. Die Zahl der Lungenentzündungen hat sich in den
letzten zwei Monaten fast verdoppelt. Auch deshalb, weil die Menschen
auf sehr engem Raum zusammenleben, oft mit vier bis fünf Menschen in
einem Zelt."

Offene Feuer sollen wärmen - und gefährden die Menschen

Dazu kommt die Tatsache, dass die Menschen alles versuchen, um
sich auch ohne Heizung aufzuwärmen. Im Camp Oreokastro im Norden
Griechenlands wurden einen Frau und ihre zwei Kinder schwer
verbrannt, als sie sich an einem Kochfeuer wärmen wollten. Mit den
sinkenden Temperaturen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich
Unfälle dieser Art häufen werden.

Ahmed R., ein Flüchtling aus A'zaz in Syrien, ist in einer alten
Fabrik im Norden Griechenlands untergebracht. "Das einzige, was wir
bei dieser Kälte tun können, ist Feuer zu machen", sagt Ahmed R. "Es
ist gefährlich und der Rauch verteilt sich überall. So zünden wir die
Feuer draußen an. Aber wenn wir wieder hinein gehen, ist es dort
immer noch zu kalt, um zu schlafen. Also machen wir auch drinnen
Feuern an. Wir haben noch nie unter so schlechten Bedingungen
gelebt." Dr. Marinos bestätigt das: "Wir dürfen nicht die
Langzeiteffekte für das Atemwegssystem vergessen, die durch das
Einatmen von Rauch und giftigen Materialien entstehen. Aus
medizinischer Sicht ist das absolut inakzeptabel."

Ärzte der Welt appelliert an europäische Regierungen

Ärzte der Welt versucht mit allen Mitteln eine humanitäre Krise zu
verhindern. "Die griechische Regierung, die EU und das
Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen unternehmen bereits
einige Anstrengungen um die Lebensbedingungen in den Camps zu
verbessern, aber es ist nicht genug - bei weitem nicht", bekräftigt
François de Keersmaeker, Direktor von Ärzte der Welt Deutschland.
"Griechenland ist mitten in einer Wirtschaftskrise. Wir können von
diesem Land nicht erwarten, allein mit dem Problem fertigzuwerden,
während andere europäische Länder keine Flüchtlinge aufnehmen."

Im Europarat hatten mehrere Mitgliedstaaten zugesagt, Menschen aus
den griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen - doch nur ein
Bruchteil konnte bisher in andere europäische Länder ausreisen.
Derzeit sind die Teams von Ärzte der Welt an 28 Orten in ganz
Griechenland im Einsatz.



Pressekontakt:
Ute Zurmühl
Leitung Medien und Kommunikation
Ärzte der Welt e.V.
Leopoldstraße 236, 80807 München
t.*49 (0)89 45 23 081-24
m. *49 (0) 160 855 74 27
ute.zurmuehl@aerztederwelt.org

Original-Content von: ?rzte der Welt, übermittelt durch news aktuell


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