Börsen-Zeitung: Basta!,
Kommentar zur EZB von Mark Schrörs
Geschrieben am 19-01-2017 |
Frankfurt (ots) - EZB-Präsident Mario Draghi hat im Grunde genau
das geliefert, was zu erwarten war: Zwar hat er die bessere Lage in
Euroland mit Blick auf Wachstum und Inflation gewürdigt. Zugleich
trat er aber beim Wachstum auf die Euphoriebremse und spielte den
jüngsten, rasanten Inflationsanstieg herunter - auch mit dem Ziel,
jegliche Debatte über ein vorzeitiges Ende der ultralockeren
Geldpolitik im Keim zu ersticken. Alt-Kanzler Gerhard Schröder hätte
an dieser Stelle wohl noch sein legendäres "Basta!" hinzugefügt.
Draghis Argumentation ist einerseits verständlich: Nach Jahren, in
denen das Wachstum enttäuscht hat und die Inflation immer wieder
hinter den EZB-Prognosen und vor allem weit hinter dem EZB-Ziel von
knapp 2 Prozent zurückgeblieben ist, will die Europäische
Zentralbank(EZB) keine überbordenden Erwartungen wecken und nicht zu
früh den Sieg verkünden. Sie fürchtet zudem einen voreiligen Exit
etwa aus dem Wertpapierkaufprogramm (Quantitative Easing, QE) - zumal
kaum noch Handlungsspielraum bestünde, sollte es große Rückschläge
geben.
Andererseits aber ist diese Argumentation fragwürdig, wenn nun
etwa die stabil niedrige Kerninflation (ohne Energie und
Lebensmittel) nahe 1 Prozent herausgestellt wird, um die kräftig
anziehende Gesamtrate zu relativieren - schließlich war die stabile
Kernrate von 1 Prozent auch kein Argument gegen QE & Co., als die
Gesamtrate um und unter null lag. Die Argumentation ist grenzwertig,
wenn sie allein die politischen Risiken adressiert - schließlich
läuft das schnell auf eine politisch motivierte Geldpolitik hinaus.
Sie ist kontraproduktiv, wenn sie selbst Pessimismus bei den
Wirtschaftsakteuren schürt - schließlich befördert das etwa den
Attentismus bei den Investitionen. Und sie ist gefährlich, wenn
dadurch der richtige Zeitpunkt für den Exit verpasst wird -
schließlich birgt das mindestens so große Gefahren wie ein zu früher
Ausstieg.
Die EZB darf sich die Argumente nicht stets gerade so
zurechtlegen, wie es ihr in den (ultralockeren) Kram passt. Auch wenn
die teilweise aufgekommene Inflationshysterie in Deutschland ebenso
übertrieben ist wie die Deflationsängste der EZB anno 2016 - der
Inflations- und Wachstumsausblick spricht dafür, den Ausstieg jetzt
einzuläuten oder zumindest vorzubereiten. Das gilt umso mehr, als es
beim Ausstieg aus QE noch mehr als bei einer Leitzinswende darauf
ankommt, plötzliche Kurswechsel zu vermeiden. Die Art, wie Draghi
aber schon jede Frage nach einer weiteren QE-Reduzierung noch 2017
als "Luxusproblem" abkanzelt und jede Diskussion über den Ausstieg
abbügelt, ist da - gelinde gesagt - höchst irritierend.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: B?rsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
606818
weitere Artikel:
- WAZ: dm-Mitarbeiter in Bedrängnis
- Kommentar von Frank Meßing
zur Schnäppchenjagd Essen (ots) - Auch wenn die Zahl der Sonderangebote im vergangenen
Jahr leicht zurück ging, sind Rotstift-Aktionen immer noch das
wichtigste Marketinginstrument im Einzelhandel. Die Philosophie ist
einfach: Auf der Jagd nach einem Schnäppchen, nehmen die Kunden auch
gleich ein paar Artikel zum regulären Preis mit.
Am Wochenende quellen die Briefkästen mit Prospekten über. Die
Drogeriekette dm ist eines der wenigen Unternehmen, die sich nicht an
der Schlacht beteiligen. Sie verzichtet aus grundsätzlichen
Erwägungen auf Sonderangebote, mehr...
- WAZ: Ein Lehrstück namens Datteln 4
- Kommentar von Ulf Meinke
zum Uniper-Kraftwerk Essen (ots) - Zwischenzeitlich sah es so aus, als könnte das
Kohlekraftwerk Datteln 4 zu einer gigantischen Investitionsruine
werden. Jahrelang ruhten die Bauarbeiten, der Abriss drohte - und
Datteln wurde ein weiteres Symbol für die Problemanfälligkeit von
Großprojekten in Deutschland. In Hamburg war es die Elbphilharmonie,
in Berlin der Flughafen, in Stuttgart der Bahnhof und in NRW - wie
typisch - ein Kohlekraftwerk. Der 178 Meter hohe Kühlturm stand
schon, als das Datteln-Projekt des Eon-Konzerns gestoppt wurde. 2009
war das. mehr...
- Ceva schließt Abkommen zum Erwerb des Portfolios von Impfstoffen für Schweine und Kühe von Merial sowie nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten von Boehringer Ingelheim ab Libourne, Frankreich (ots/PRNewswire) -
Nach der Akquisition von Merial Animal Health schloss Ceva Santé
Animale heute die Akquisition eines vielfältigen Produktportfolios
ab, zu dem auch Impfstoffe für Schweine und Kühe sowie
nichtsteroidalen entzündungshemmende Medikamente von Boehringer
Ingelheim gehören.
Alle Produkte werden unmittelbar durch lokale Ceva-Unternehmen und
seine Distributoren bereitstehen, ohne das es zu einer Unterbrechung
bei der Lieferung kommen wird.
Ceva war durchgehend eines der am schnellsten mehr...
- Straubinger Tagblatt: Zinspolitik der Europäischen Zentralbank: Donald Trump und der Euro Straubing (ots) - Die erste US-Zinserhöhung hat den Euro schon
einmal um rund zehn Prozent gedrückt. Wenngleich ein gegenüber dem
Dollar abgewerteter Euro die Ausfuhren der Euro-Länder begünstigt:
Einen massiven Verlust der Währung kann keine Notenbank schon aus
Vertrauensgründen zulassen. Es sieht also so aus, als habe Europa
über kurz oder lang die Wahl zwischen Pest und Cholera: entweder den
Euro in den Keller fallen zu lassen mit allen negativen Folgen oder
aber durch Zinserhöhung eine Krise heraufzubeschwören. Einen dritten mehr...
- BB&T veröffentlicht Rekordergebnis für 2016; das Quartalsergebnis von $ 592 Millionen liegt um 18 % über dem von 2015 Winston-Salem, North Carolina (ots/PRNewswire) - BB&T Corporation
(NYSE: BBT) veröffentlichte heute die Ergebnisse des vierten Quartals
2016. Der den Stammaktionären zurechenbare Nettogewinn erreichte $
592 Millionen, eine Steigerung um 17,9 % gegenüber dem vierten
Quartal 2015. Das Ergebnis je verwässerte Stammaktie betrug im
vierten Quartal 2016 $ 0,72. Ohne Fusions- und
Restrukturierungsaufwand vor Steuern in Höhe von $ 13 Millionen ($ 8
Millionen nach Steuern) betrug der den Stammaktionären zurechenbare
Nettogewinn $ 600 mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|