Börsen-Zeitung: Minus 1 Prozent im Visier, Marktkommentar von Kai Johannsen
Geschrieben am 03-03-2017 |
Frankfurt (ots) - Wer sich am Staatsanleihemarkt der Eurozone das
kurze Laufzeitenende der Kurven ansieht, kann so langsam den Eindruck
bekommen, dass es wirklich nichts mehr gibt, was den Markt davon
abhält, immer weiter in die Tiefe abzugleiten. Und wenn es in diesem
Tempo in den nächsten Tagen weitergeht, dann wird die nächste Hürde
genommen. Dieser Meilenstein ist die "Minus-1-Prozent-Marke" im
zweijährigen Laufzeitenbereich der Bundeswertpapiere, d.h. bei den
Bundesschatzanweisungen, wie sie korrekt heißen. Lässt sich jetzt
immer noch lapidar sagen, dass der Markt nur im Basispunktebereich im
Minus liegt, wäre dann zu konstatieren, dass der erste volle
Prozentpunkt im Negativterrain erreicht wird. Das ist ein Wort.
Über ein halbes Jahrzehnt
Vor wenigen Tagen stellten die Zweijährigen des Bundes ihren
vorläufigen Rekord mit minus 0,964% am Sekundärmarkt auf. Minus 1%
ist seitdem immer in Sichtweite geblieben. Auch am Primärmarkt wurde
in dieser Hinsicht quasi zum Sekundärmarkt "aufgeholt": Am Dienstag
der gerade abgelaufenen Woche standen die Bundesschatzanweisungen auf
dem regulären Auktionsprogramm. Zur Rendite von minus 0,92% gingen
sie an die Anleger. Das bedeutet: Die Investoren zahlten nun schon
fast 1% dafür, damit sie dem Bund noch Geld leihen dürfen. Fast auf
den Tag genau fünf Jahre und drei Monate geht das nun schon so mit
den negativen Anleiherenditen/Zinsen. Das hatte anfangs wohl kaum
einer für möglich gehalten. Bei der Auktion in der abgelaufenen Woche
war es ebenfalls ein Rekord, der aufgestellt wurde. Es war die
tiefste Rendite, die jemals in einer Auktion über alle
Laufzeitklassen der nominalen Papiere hinweg gemessen wurde. Im
Vergleich zu der vorangegangenen Versteigerung der Zweijahrespapiere
ergab sich ein deutlicher Sprung tiefer ins Minus. Denn als diese
Papiere im Januar dieses Jahres unter den Hammer kamen, gingen sie
noch zu einer zu berappenden "Parkgebühr" von 0,75% weg. Sollte den
zweijährigen Titeln der Sprung über die minus 1% gelingen und sollte
sich der Markt dort halten können, wird auch am Primärmarkt wohl bald
die 1% im Negativbereich markiert.
Doch es sind längst nicht mehr nur die deutschen zweijährigen
Anleihepapiere - quasi die "Pioniere der Minusrendite" - , die so
tief im negativen Bereich liegen. Die soliden Pendants aus den
Niederlanden (ebenfalls Triple-A), aber auch die Titel aus Finnland
(Doppel-A-Rating) liegen ebenfalls schon sehr tief im Minus. Jenseits
der Marke von minus 0,50%, d.h. tiefer als einen halben Prozentpunkt,
notieren auch die zweijährigen Titel der Second Tiers Frankreich und
Belgien.
Wirkung zeigen hier in erster Linie die Staatsanleihekäufe der
Europäischen Zentralbank, das sogenannte Quantitative Easing. Im
Dezember vorigen Jahres hoben die europäischen Währungshüter zwei
Beschränkungen auf. Zum einen dürfen Papiere mit Restlaufzeiten von
weniger als zwei Jahren gekauft werden. Vorher wurde ausschließlich
im Laufzeitenband von zwei bis 30 Jahren gekauft. Zum anderen fiel
auch die Renditeuntergrenze - in Form des Einlagensatzes von minus
0,40% -, bis zu der gekauft werden durfte, komplett weg. Im Handel
wird herumgereicht, dass die Bundesbank aufgekaufte Staatsanleihen -
in diesem Fall Bundesanleihen - in der Leihe zur Verfügung stellt.
Anhand der ISIN ist ablesbar, dass dazu auch diese sehr kurzen
Laufzeiten (Fälligkeit 2018) gehören. Somit müssen die Bundesbanker
im Umkehrschluss in diesen Anleihen aktiv geworden sein. Und diese
Käufe, die die EZB noch mal ausgedehnt hat auf nunmehr insgesamt
(über alle Anleihegattungen hinweg gerechnet) knapp 2,3 Bill. Euro,
haben durchaus das Potenzial, die Renditen noch weiter in den Keller
zu drücken. Somit sollte auf absehbare Zeit auch die Marke von minus
1% gerissen werden.
Aber es sind nicht nur die Käufe der Zentralbanken, die die
Papiere tiefer in den Negativbereich befördern. Marktteilnehmer wie
Assetmanager, Pensionsfonds, Versicherer und auch Hedgefonds steuern
die sicheren Häfen des Bundes, der Niederländer oder der Finnen an.
Die aufkommenden politischen Risikofaktoren sind ein wesentlicher
Treiber. Hierzu zählen die anstehenden Wahlen in den Niederlanden, in
Frankreich, aber auch in Deutschland. Aber auch die Sorgen vor einer
allzu protektionistischen Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten
Donald Trump veranlassen die Anleger, in sichere Papiere zu gehen.
Hinzu kommen Befürchtungen über die Stabilität der Banken in Italien,
die manchen Investor das Wort Sicherheit groß schreiben lassen.
Umkehrschluss: Sprunghaft höhere Renditen sind derzeit offenkundig
nicht in den Karten.
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Redaktion
Telefon: 069--2732-0
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